Jak 1,19-27 (18-27) Das Wort Gottes befreit?!

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1. Das Wort Gottes demütigt uns 2. Das Wort Gottes formt uns 3. Das Wort Gottes befreit uns

Notes
Transcript

Einleitung

Pastor Johannes Busch erzählte einmal: “Es war kurz nach dem Kriege. Da besuchte uns einer jener großartigen Amerikaner, die uns allen so ein bisschen auf die Nerven gingen. Im Blitztempo machte er eine Reise durch unsere Jungmännerkreise hier in Westdeutschland.
Als ich ihn nach seinen Eindrücken fragte, sagte er ein interessantes Urteil: ‘Ich bin tief beeindruckt; ich habe bei euch in drei Tagen mehr Bibeln gesehen als bei uns zu Hause in zehn Jahren. Freilich, wenn ihr einmal wissen wollt, wie man das tut, was in der Bibel steht, dann könnt ihr bei uns in drei Tagen mehr sehen, als bei euch in zehn Jahren.’
Du meine Zeit, das war allerhand! Aber der Satz ist die Jahre hindurch mit mir gegangen und hat in mir einen Stachel zurückgelassen. Hatte der Mann nicht doch recht?”
Genau davon redet unser Predigt-Text.
Folie erklären
Jak 1,19-27. Ich nehme noch den Vers 18 dazu
Die kernige Aussage von Johannes Busch erdet uns gleich am Anfang. Da passt ganz gut meine Gliederung für heute morgen zu:
Das Wort Gottes macht uns demütig
Das Wort Gottes formt uns
Das Wort Gottes befreit uns
Beginnen wir gleich mit dem ersten Punkt

1. Das Wort Gottes macht uns demütig (V.18)

Schon die Wiedergeburt ist ein Akt der Demut

Mir war es wichtig, noch einmal den Vers 18 von der letzten Jakobus-Predigt zu wiederholen:
Jakobus 1,18 LU17
Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir die Erstlinge seiner Geschöpfe seien.
Der Jakobus-Brief, seit Luthers “strohene Epistel” verschrieen als Buch der Werksgerechtigkeit, spricht hier ganz klar von der Wiedergeburt.
Er nennt hier Urheber, Mittel und Ziel unserer Rettung:
Als Kinder haben wir uns unsere Eltern nicht ausgesucht. Unsere Eltern haben uns in einem liebevollen Akt gezeugt. Genauso sind wir Kinder Gottes “nach seinem Willen”. Gott selber ist der Urheber unserer Errettung. Nicht wir. Nichts zu rühmen. Eine demütigende Wahrheit.
Jakobus zeigt uns hier aber auch, wie essentiell wichtig das Wort Gottes als Geburtshelfer ist: “geboren durch das Wort der Wahrheit”. Rö 10,17.
Vor unserer Wiedergeburt hat uns die Bibel (vielleicht) interessiert, nach der Wiedergeburt ist sie uns
wie das tägliche Brot.
lebendiges Wasser.
Luft zum Atmen.
Unverzichtbar.
Und drittens zeigt Jakobus ein Ziel der Wiedergeburt: Erstlinge seiner Schöpfung sollen wir sein. Dieser Ausdruck bezieht sich auf die Opfer, die Israel aus der ersten Ernte Gott gegeben hat. Wir sollen unser Leben Gott ganz hingeben, nachdem wir wiedergeboren wurden. Hören die Kenner Rö 12,1.2 klingeln?
Zusammengefasst: Jakobus ist auf einer Wellenlänge mit Paulus. Er stellt fest
Urheber unsere Wiedergeburt ist alleine unser Gott - eine demütigende Wahrheit
das Mittel ist sein Wort
mit dem Ziel, Gott ein Erstlingsopfer zu sein

Unser Reden und Hören zeigt Demut oder Hochmut

Im Vers 21 kommt Jakobus wieder auf diesen Gedanken zurück. Aber was haben die zwei recht bekannten Verse dazwischen eigentlich zu suchen?
Nach so einer grundlegenden Aussage über unsere Wiedergeburt hätte Paulus uns das weiter theologisch auseinander dividiert. Wir hätten an seinen Lippen gehangen wie er uns das himmlische Erbe schmackhaft macht.
Und Jakobus? Der kommt gleich zur Praxis!
Wenn ich sage: “Ich glaube das und das aus der Bibel”, dann ist das nicht zwingend ein Zeichen von Wiedergeburt. Der Glaube sieht sich vom Wort Gottes zur Anwendung herausgefordert!
Vertikale Anbetung muss horizontalen Ausdruck haben.
Dein Glaube muss sich in deinen Gesprächen, deinem Mitgefühl und deinem Verhalten zeigen.
Schauen wir sie uns einmal an:
Jakobus 1,19–20 LU17
Ihr sollt wissen: Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist.
Schnell sein zum Hören. Das sollen wir sein. Hier steht das griechische Wort „Tacho“. Also: Gib Gas, wenn es darum geht, zuzuhören, um zu erfahren, was Gott oder dein Mitmensch von Dir will.
Langsam zum Reden. Je nach Charakter fällt das manchmal auch sehr schwer. Einfach mal nur zuhören, verstehen, was der andere denkt und sagt.
Langsam zum Zorn. Bitte bemerkt, dass Jakobus den Zorn als solchen nicht verdammt. Er sagt nicht: Seid nicht zornig. Er sagt: Seid langsam zum Zorn.
Was ist Zorn?
Zorn ist freigesetzte Energie, die etwas mir wichtiges bewahrt und verteidigt.
Nur Dinge, die mir wichtig sind, machen mich zornig.
Jakobus unterscheidet implizit zwischen gutem und schlechten Zorn.
Dabei nennt er zwei Unterscheidungsmerkmale:
böser Zorn ist impulsiv “schnell” - “heiliger Zorn” aber ist langsam
böser Zorn handelt ungerecht - “heiliger Zorn” handelt gerecht.
Jesus war auch zornig! Das beweist, dass Zorn an sich nicht sündig ist, denn Jesus war zornig und blieb trotzdem ohne Schuld.
In Joh 2,13-16 beschreibt der Evangelist Jesu erste Tempelreinigung:
Johannes 2,15 LU17
Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um
Jesus sah also die Verkäufer und Geldwechsler im Tempelvorhof und rastete aus, schmiss die Tische um?
Nein! Er machte in aller Ruhe eine Geißel aus Stricken und trieb sie dann aus dem Tempel heraus. Das Haus seines Vaters war ihm so wichtig, dass er diesen unheiligen Betrieb nicht zulassen konnte.

Das “eingepflanzte” Wort macht uns demütig

In Vers 21 nimmt er den Gedanken aus Vers 18 wieder auf:
Jakobus 1,21 LU17
Darum legt ab alle Unsauberkeit und alle Bosheit und nehmt das Wort an mit Sanftmut, das in euch gepflanzt ist und Kraft hat, eure Seelen selig zu machen.
Dieses Wort “gepflanzt” kommt nur dieses eine Mal im NT vor. Es beschreibt, diesen von außen statt findenden Vorgang der Wiedergeburt und steht im Gegensatz zu dem, was wir erwerben können.
Das eingepflanzte Wort
versetzt uns in die Lage zur Veränderung
hat die Kraft, uns zu retten.

Wie gehen wir mit Gottes Wort um?

Warum begann Jakobus mit der Kette Hören - Reden - Zürnen? Was ist der Zusammenhang zur Wiedergeburt durch das Wort Gottes?
Jakobus will uns zeigen, dass wir mit unseren Mitmenschen oft genauso kommunizieren wie mit unserem Gott (und umgekehrt): So wie wir unseren Mitmenschen kaum zuhören, sondern gleich los schnattern oder ausrasten, so gehen wir auch mit Gott und seinem Wort um.
Du kannst dich nicht in der Welt aufführen wie ein Trampeltier und dann demütig unter Gottes Wort kommen.
Jakobus 1,21 (LU17)
...nehmt das Wort an mit Sanftmut, das in euch gepflanzt ist und Kraft hat, eure Seelen selig zu machen.
Der erste Punkt lautet: Das Wort Gottes demütigt uns.
Darf es das?
Lässt du zu, dass die Bibel deinen Willen durchkreuzt?
Deiner Ansicht widerspricht?
Deine kulturellen Gepflogenheiten hinterfragt?
Dich ernsthaft herausfordert?
Darf Gott das?
Stellst du dich über oder unter sein Wort?
Wenn du einen Gott hast, der dir nur sagt, was du für richtig hältst, wenn Gott dich nie beleidigt, dich nie verärgert, dir nie widerspricht, deinen Willen nie durchkreuzt, dann hast du keinen lebendigen Gott. Dann hast du einen Gott, den du dir selbst geschaffen haben.
Das Wort Gottes demütigt uns.

2. Das Wort Gottes formt uns

(Das Wort Gottes formt uns,) ...wenn wir genau hinschauen

Es soll uns verändern. Wenn sein Wort in deinem Leben keine Wirkung entfaltet, keine Spuren hinterlässt, dann betrügen du dich selber.
In dieser brutalen Deutlichkeit sage nicht ich das, sondern Jakobus selber:
Jakobus 1,22 LU17
Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.
Jakobus illustriert mit einem Spiegel, wie lächerlich es ist, wenn du in die Bibel schaust, ohne dich davon verändern zu lassen.
Jakobus 1,23–24 LU17
Denn wenn jemand ein Hörer des Worts ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Menschen, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut; denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah.
Das ist ungefähr so, als würdest du dein eigenes Gesicht im Spiegel anschauen, aber Sekunden später nicht in der Lage sein, dich selbst in einer polizeilichen Gegenüberstellung wieder zu erkennen.
Jakobus gebraucht das Wort “beschauen”. Das steht für ansehen, betrachten, hinschauen, sehen usw. Ganz offensichtlich kein besonders intensiver Vorgang.
Ungefähr so wie am Frühstückstisch Losungsheft lesen, zuklappen, Zeitung rausholen. Veränderung geschieht so niemals!
Ein Spiegel zeigt die Realität. Er zeigt, wie du aussiehst, aber er kann dich nicht verändern. Er kämmt dir nicht die Haare und putzt dir nicht die Zähne. Der Blick in den Spiegel ist eine Aufforderung zum Handeln.
Dann stellt er in Vers 25 dem Hörer den Täter gegenüber:
Jakobus 1,25 LU17
Wer aber sich vertieft in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seinem Tun.
Hier verwendet Jakobus für das Bibellesen einen ganz anderen Ausdruck, nämlich vertiefen, hineinsehen, hineinschauen, durchschauen je nach Übersetzung.
Interessant, wo das Wort noch vorkommt, nämlich vor allem in mehreren Beschreibungen von Menschen am Grab Jesus. Sie bücken sich, um hinein zu schauen (Lk 24,12; Joh 20,5.11)
Was hat das zu bedeuten?
Glaubst du, Petrus hat das Grab so betrachtet, wie wir oft in unsere Bibel schauen?
Sagt Petrus: "Oh, ich verstehe. Ein leeres Grab. Interessant. Lasst uns mal sehen. Oh, was wer hat mir da gerade eine Whatsapp geschrieben"?
Nein. Sein Verstand spielte verrückt. Der Prozessor seines Hirns ist dreifach übertaktet.
Er sagte: "Das Grab ist leer. Was hat das zu bedeuten? Was bedeuten diese Kleider? Was geht hier ab?" Er beobachtete. Er deutete. Er dachte über die Auswirkungen nach. Er schaute genau hin. Das ist das Wort, das beschreibt, wie wir jeden Tag die Bibel studieren sollten.
Das Wort Gott formt uns, wenn wir genau hinschauen!
Bist du ein Kurz-Reinschauer oder ein Vertiefer?
Das ist der rationale Aspekt des Bibellesens.

Das Wort Gottes formt uns, wenn wir es an uns selbst ranlassen

Das WG zeigt uns wer wir sind
Was hat der vergessliche Hörer angesehen? Sich selbst!
Nach dem Rationalen kommt das Persönliche, denn hier wird uns gesagt, dass das Hören auf das Wort Gottes bedeutet, in einen Spiegel zu schauen und zu sehen, wer man wirklich ist.
Das Wort Gottes ist kein Buch mit abstrakten Prinzipien, die man auswendig zu lernen versucht, so wie man ein Physiklehrbuch studiert.
Hier wird uns gesagt, dass das Wort Gottes uns zeigt, wer wir sind.
Es entfaltet eine persönliche Kraft.
Du spürst, dass das Gott selber durch seinen Heiligen Geist zu dir spricht.
Er zeigt dir, wer du bist.
Er entlarvt dich.
Er überführt dich.
Er berät dich.
Er tröstet dich und baut dich auf.
Im Prinzip sollte beim eigenen Bibellesen das gleiche passieren wie in einer guten Predigt:
wir lernen etwas aus dem Wort Gottes, wir entdecken neue Einsichten
wir lassen Gott aber auch persönlich zu uns sprechen. Seine Worte überführen uns.
Schlußendlich suchen wir eine Anwendung. Sein Wort macht uns zu Tätern.

Das Wort Gottes formt unser Reden

Jakobus ist hier erschreckend konkret. Einen ersten Teil der Anwendung hatten wir schon am Anfang:
Gas geben beim Hören. Den Tacho bis zum Anschlag fahren.
Langsam zum Reden. Auf die Bremse treten, beim Raushauen der vermeintlichen Wahrheit.
Langsam zum Zorn. Erst denken, dann Handeln, wenn Gottes Heiligkeit auf dem Spiel steht.
Hören - Reden - Zornig sein. Ich hatte eben schon gesagt: Jakobus will uns zeigen, dass wir mit unseren Mitmenschen oft genauso kommunizieren wie mit unserem Gott.
Einen zweiten Teil der Anwendung nimmt Jakobus am Schluss noch einmal auf. Dabei betont er noch einmal unser Reden.
Jakobus 1,26 LU17
Wenn jemand meint, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern betrügt sein Herz, so ist sein Gottesdienst nichtig.
In gnadenloser Offenheit stellt Jakobus fest, dass wir uns etwas vormachen, wenn wir uns für Diener Gottes halten, aber es nicht schaffen unsere Zunge zu beherrschen.
Logisch, Jesus selber sagt:
Matthäus 12,34 (LU17) (Lässt sich gut merken: 1-2-3-4)
… Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
Unser Reden spiegelt wider, was in unserem Herzen ist.
Alles, was wir tun ist nichtig, also wert- und bedeutungslos, wenn wir nicht darauf achten, was wir reden.
Wieviel Schaden richten wir an durch unser Lästern am Arbeitsplatz, Nachbarschaft oder Gemeinde?
Wieviele Menschen verletzen wir durch unser Dampfplaudern?
Wieviele offene Herzenstüren werfen wir zu, weil wir reden, statt erst mal zuzuhören?
Wieviele Belanglosigkeiten hauen wir ständig raus, weil die wirklich wichtigen Dinge des Lebens die Tiefen unseres Herzens offensichtlich gar nicht erreicht haben?
Die Zunge ist ein Lackmustest unseres Herzens. Ein Lackmusstreifen zeigt den PH-Wert einer Flüssigkeit. Die Zunge zeigt den Säuregehalt unseres Herzens
Unser Reden ist Jakobus sogar so wichtig, dass wir noch eine ganze Predigt damit füllen werden (Jak 3,1-12).

Das Wort Gottes formt unser Herz

Ich sagte ein Lackmustest, weil wir oft auch viel Reden, aber wenig tun.
Jakobus 1,27 (LU17)
Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater,...
Gott möchte,
dass unser Handeln rein und unbefleckt ist.
dass die Welt nicht auf uns abfärbt,
sondern stattdessen wir auf die Welt und eine Spur der Gnade hinterlassen - als Briefe Christi.

Das Wort Gottes formt unser Tun

Eine der Kernbotschaften des Jakobus ist, dass unser Glaube vom Herzen über die Zunge in unsere Hände und Beine kommt.
Einen Glauben, der sich nicht äußert, gibt es nicht!
Das Wort Gottes ist ein Wort der Barmherzigkeit. Gott beugt sich zu uns herab, um uns in unserer Not zu helfen. Diese Barmherzigkeit sollen wir weitergeben. In der Zeit des Jakobus waren die Menschen, die unverschuldet am Boden lagen, die Witwen und Waisen. Heute sind es vielleicht Flüchtlinge.
Das Wort Gottes formt unser Tun - in Barmherzigkeit.
Überleitung
Vielleicht habe ich den einen oder anderen mit dem zweiten Punkt “Gottes Wort formt uns” frustriert. Vielleicht sagst du:
Ich bin nicht der Bibelforscher vor dem Herrn.
Ich bin ein so impulsiver Mensch, ich trage das Herz auf der Zunge - und das geht halt manchmal daneben.
Ich habe einfach nicht mehr die Kraft für die Flüchtlingsarbeit. (Obwohl sich regelmäßig immer die falschen ein schlechtes Gewissen machen).
Ich möchte von Jakobus’ Imperativen nicht die Spitze abbrechen, aber trotz allem heißt der dritte Punkt:

3. Das Wort Gottes befreit uns

Frei wie ein Fisch: Bestimmungsgemäß leben

Mit diesem Punkt komme ich zurück auf
Jakobus 1,25 LU17
Wer aber sich vertieft in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seinem Tun.
Wir sahen nach dem vergesslichen Hörer aus Vers 23 jetzt den zweiten Hörer und Täter (V. 25). Er vertieft sich in das vollkommene Gesetz der Freiheit wie Petrus und die Frauen als sie ins Grab schauten.
Was heißt das?
Was ist das “vollkommene Gesetz der Freiheit”?
Wie kann gerade ein Gesetz uns Freiheit bringen?
Für uns als westlich geprägte Menschen ist Freiheit die Abwesenheit von Beschränkungen. Das ist eine negative Definition.
Wenn das so ist, ist jedes Gesetz eine Beschränkung und raubt mir die Freiheit.
Eine positive Definition von Freiheit ist: Du bist frei, wenn du deine wahre Identität erfüllst.
Eine gute Illustration dafür ist ein Fisch:
Ein Fisch hat Kiemen. Die Kiemen saugen den Sauerstoff nicht aus der Luft auf, wie es unsere Lungen tun, sondern aus dem Wasser.
Der Fisch hat Flossen. Die Flossen treiben ihn nicht über das Land, sondern im Wasser an.
Jetzt könnte der Fisch im Wasser oder auf dem Land leben. Wohin soll er gehen?
Wenn man Freiheit als die Abwesenheit von Einschränkungen definiert, dann könnte man sagen: "Nun, wenn dieser Fisch wirklich frei ist, dann muss man ihn sowohl an Land als auch im Wasser sein lassen."
"Okay. Lass es uns versuchen. Komm, Fisch: Werde endlich frei! Lass dich einfach hier oben auf das heiße Pflaster plumpsen. Nach einer Stunde schauen wir noch mal vorbei und schauen, wie frei du dich fühlst."
Was passiert?
Diplomatisch formuliert verliert der Fisch seine Freiheit, wenn er nicht auf das Wasser beschränkt ist. Auf Deutsch: Das arme Tier verreckt.
Wenn Freiheit aber die Fähigkeit ist, das zu tun, wozu man geschaffen ist und seine wahre Natur zu erfüllen, dann macht es auf einmal Sinn:
Dann nutzt der Fisch Kiemen und Flossen und schwimmt wie ein Blitz. Er flitzt überall hin. Er hat Geschwindigkeit. Er hat Leben. Er hat Kraft.
Im wirklichen Leben ist Freiheit nicht die Abwesenheit von Einschränkungen, sondern das Finden der Einschränkungen, die der eigenen Natur entsprechen, die dem entsprechen, was wir sind.
Mit diesem Verständnis wird die Bibel wie eine Gebrauchsanleitung: Sie beschränkt uns nicht, sondern sagt uns, wie wir bestimmungsgemäß leben können.
Die Bibel sagt z.B. klare Worte wie wir als Mann und Frau in der Ehe, aber auch in der Gemeinde zusammenleben sollen. Sie sagt z.B. auch, dass wir einander vergeben sollen.
Wir können - aus einem falschen Freiheitsverständnis heraus - auf alles das verzichten. Dann schmeissen wir Gottes Gebrauchsanleitung in die Ecke, leben in wilder Ehe zusammen, verlassen die Ordnungen Gottes und tragen unserem Schuldner seine Sünden hinterher. Mag auf kurze Sicht angenehmer sein.
Aber wenn wir
unsere Bibel mit unserem Verstand erforschen,
sie wirklich an uns heranlassen und
sie unser Leben gestalten lassen,
dann werden wir frei sein.
weil wird wissen, dass sie die Gebrauchsanleitung unseres Herzens und unserer Seele,
Vielleicht nicht auf kurze Sicht, selbst Vergebung braucht lange Zeit, aber auf lange Sicht.

Luthers Freiheitsprobleme

Aber so ganz aufhören können wir hier nicht. Martin Luther hat erlebt, was ich meine:
Je intensiver ich die Bibel studiere
je mehr ich sie wirklich mit ihrem Anspruch an mich heran lasse
je mehr ich versuche, das zu leben, was sie mir sagt,
um so weniger frei fühle ich mich. Ich erkenne, wie verdammungswürdig ich eigentlich bin.
Aber der zweite Mann hat echten „Durchblick“. Er schaut in den Spiegel des Wortes Gottes und erkennt darin noch mehr als eine Reihe von Geboten und Gesetzen. Er durchschaut die Schrift und erkennt das „vollkommene Gesetz der Freiheit“, d.h. er erkennt das Evangelium in ihr:
Es gibt zwei Möglichkeiten, das Gesetz zu erfüllen: Entweder ich halte es, oder ich zahle die Strafe.
Der “Checker” begreift, dass Jesus die Strafe für mich bereits bezahlt hat.
2. Korinther 5,21 LU17
Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.
Paulus hat das entdeckt. Luther hat es (wieder)entdeckt. Du darfst es entdecken:
Gottes Wort macht uns frei, so zu leben, wie es eigentlich unserer Bestimmung nach richtig ist. Aber so oft schaffen wir es nicht. Dann dürfen wir wissen: Jesus hat für uns bezahlt.
Wer hätte gedacht, dass soviel Evangelium im Jakobus steckt?
Luthers Motivation, das Gesetz zu halten, änderte sich. Er begann zu spüren,
dass das Wort Gottes ihm Kraft gab,
dass das Wort Gottes eine Lampe war für den Weg seiner Füße.
Es war nicht länger ein Schrecken.
Es war nicht länger eine Last.
Es war das Leben selbst, und
es brachte ihm Freiheit.
So sollten wir unsere Bibel lesen und sie auch predigen:
über den Text nachzudenken,
uns von ihm überführen lassen
auf den einzigen sehen, der das Gesetz für uns erfüllt hat: Jesus Christus.
und dann von unserer Sündenlast erlöst, lernen, was uns wirklich frei macht.
Amen.
Wo hast du selber erlebt, dass Gottes Wort dich frei macht, obwohl es dich scheinbar einschränkt?
Kurz: Wo ist der Fisch in deinem Leben?