Jesus: Ich baue diesen Tempel in 3 Tagen wieder auf

Gottes Wohnung bei den Menschen  •  Sermon  •  Submitted   •  Presented   •  34:38
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Prolog

Bibelstory Mk 14,53-64 und Mk 15,24-32
Es ist Nacht. Jesus wird gefangen zum Haus des Hohepriesters geführt. Hier erwarten ihn die obersten Priester und Schriftgelehrten.
Jetzt treten Zeugen auf. Sie sollen Aussagen machen, die Jesus beschuldigen. So dass er zum Tod verurteilt werden kann. Aber ihre Aussagen widersprechen sich. Es reicht nicht aus für ein Todesurteil.
Dann stehen ein paar Männer auf. Sie sagen:
Markus 14,58 NLB
»Wir haben gehört, wie er sagte: ›Ich werde diesen Tempel, der von Menschen errichtet wurde, zerstören und in drei Tagen einen neuen bauen, der nicht von Menschen erbaut ist.‹«
Aber auch diese Aussage reicht nicht für ein Todesurteil. Schliesslich verhört der Hohe Priester Jesus direkt. “Bist du der Christus, Gottes Sohn, des Hochgelobten?” Und Jesus sagt: “Ich bin es! Ihr werdet den Menschensohn zur Rechten des allmächtigen Gottes sitzen sehen - und sehen, wie er auf den Wolken des Himmels kommt.”
“Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen?!” rief der Hohe Priester, indem er aus Bestürzung seine Kleider zerriss. “Das ist Gotteslästerung!” Und sie verurteilten ihn zum Tod.
Einige Stunden später. Neun Uhr morgens. Hammerschläge fallen auf die Nägel, welche Jesus ans Kreuz heften. Seine Kleider werden verlost. Über seinem Kopf befestigt man ein Schild: “König der Juden”, steht da. Links und rechts werden zwei Verbrecher gekreuzigt.
Passanten bleiben stehen, schauen kopfschüttelnd hoch und spotten:
Markus 15,29–30 (NLB)
»Ha! Du kannst doch den Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen, oder? Nun, dann rette dich doch selbst und steig vom Kreuz herab!«
Ich lese im Moment einen Thriller über einen gewaltigen Gerichtsprozess. Da werden auch Zeugen befragt. Es wird geschummelt und hintergangen und gelogen. Unter Eid, versteht sich. Aber jede Aussage hat irgend einen Hintergrund.
Hier, beim Prozess gegen Jesus, wird diese Behauptung aufgestellt: Jesus habe gesagt, man könne diesen Tempel abreissen und er würde ihn in drei Tagen wieder aufbauen… Ein Ding der absoluten Unmöglichkeit, wenn man bedenkt, wie gross der Tempel war und wie lange man daran gebaut hatte. 5 Jahre damals unter Serubbabel und unter Jeschua (als Haggai und Sacharja dazu ermutigten) - aber dann über viel mehr Jahre der Ausbau durch Herodes den Grossen, welcher den Jerusalemer Tempel zu einem der sieben Weltwunder der Antike gemacht hat. Abreissen und in 3 Tagen aufbauen… Hat Jesus das wirklich gesagt? Das kann doch nur ein Spinner sagen. Oder ein Krimineller. Oder aber: Wenn Jesus das wirklich gesagt hat, hat er vielleicht etwas anderes damit gemeint?!
Bibelprojekt “Tempel”, Minute 2:23-3:42: https://youtu.be/2kmsby9Qy4I?t=143
Dem wollen wir jetzt auf die Spur gehen - quer durch die Evangelien.

Hermeneutischer Impuls

Aber jetzt möchte ich euch an einen hermeneutischen Impuls erinnern: wie lesen wir die Bibel?
Martin Luther hatte einen wertvollen Ansatz, der in vielem funktioniert.
“Was Christum treibet”
Was meint er? Die Bibel erzählt den roten Faden von Gottes Geschichte mit den Menschen. Aber es bündelt sich alles in der Mitte - bei Jesus Christus. Das Alte Testament steuert auf Christus zu. Und das Neue kommt von Christus her. Also: alles, was Christum treibet.
Flipchart: Andreaskreuz. Rechts das Tempelgebäude. In der Mitte das Kreuz. Rechts eine Menge Menschen (steht für die Gemeinde).
Fokussieren wir uns also auf diesen Fixpunkt in der ganzen Geschichte. Christus.

Jesus und der Tempel. Die Geschichte - erzählt

Die Kindheit Jesus’

Der Priester Zacharias war im zweitinnersten Raum des Tempels, dem Heiligtum (Lk 1,11). Ein Engel kündigt dem kinderlosen Paar die Geburt eines besonderen Kindes an, der dann in der Kraft des Elia dem Herrn vorausgeht (V.17!).
In der Zwischenzeit ist Johannes, der Sohn von Zacharias geboren. Und auch Maria und Josef haben ihren Jesus bekommen. Am achten Tag - nach dem Gesetz - beschnitt man Jesus. Und zur Zeit des Reinigungsopfers, das war nach 33 Tagen, gingen Maria und Josef mit Jesus von Bethlehem ins nahegelegene Jerusalem - in den Tempel. Lk 2,22ff Alles geschieht nach dem Gesetz.
Im Tempel begegnen sie Simeon. Er wurde vom Heiligen Geist hierher geführt. Er nimmt Jesus in die Arme und spricht prophetisch über diesem Kind:
Lukas 2,29–32 (NLB)
»Herr, nun kann ich in Frieden sterben! Wie du es mir versprochen hast, habe ich den Retter gesehen, den du allen Menschen geschenkt hast. Er ist ein Licht, das den Völkern Gott offenbaren wird, und er ist die Herrlichkeit deines Volkes Israel!«
Licht und Herrlichkeit - vieles war für die Israeliten auf den Tempel fokussiert. Sie hatten sogar einen Fachausdruck dafür entwickelt, wenn es darum ging, diese helle, lichtmässige Herrlichkeit Gottes zu beschreiben. Schechina.
Die Schechina ist die verlorene Herrlichkeit aus dem Paradies. Die Schechina erscheint Mose beim brennenden Dornbusch. Und später auf dem Sinai vor den Augen des ganzen Volkes. Die Schechina geht tagsüber in einer Wolkensäule und nachts in einer Feuersäule vor dem Volk her… Bei der Einweihung des Tempels unter Salomo ist die Schechina-Wolke plötzlich wieder da. Sie verhindert den Priestern, in den Tempel hinein zu gehen und ihre Arbeit zu tun - für eine Weile. Jesaja verheisst, dass der Messias zu einem Licht nicht nur für Israel, sondern für alle Völker wird. Wo die Schechina ist, dort ist Gottes Wohnung bei den Menschen. Aber: in den Jahrhunderten vor der Geburt von Jesus vermisste das Volk Gottes die Schechina aber schmerzlich.
Bis Jesus kam. Die Hirten auf dem Feld von Bethlehem sehen die Hirten die Engel inmitten der Herrlichkeit Gottes. Das war Schechina. Jesus - später - wird auf einem Berg verklärt. Die Gegenwart Gottes war hier. Das war Schechina. Bei der Auffahrt wird der auferstandene Jesus in den Himmel aufgenommen - und Wolken nehmen ihn auf. Das ist die Schechina. Und Jesus wird wiederkommen auf den Wolken des Himmels - das ist die Schechina. Das grosse Finale - in Offenbarung 21-22 beschrieben - zeigt das neue, das himmlische Jerusalem - und hier ist kein Tempel mehr und die Sonne braucht es nicht mehr, sondern der Herr, Gott ist das Licht (Off 21,22 und Off 22,5). Das ist Schechina - Gottes herrliche Gegenwart bei den Menschen - Gottes Wohnung bei den Menschen.
Und hier - am Anfang dieser Story - sagt der alte Simeon: dieses Baby wird die Jesaja-Prophetie erfüllen. Er wird Licht für die Nationen. Gottes Schechina, seine Herrlichkeitswolke, wird von Jesus ausströmen. Er er selbst von sich sagte: Ich bin das Licht der Welt (Joh 8,12). Und wo die Schechina ist, dort ist Gottes Wohnung bei den Menschen.
Noch ein Ereignis gehört zur Kindheit Jesus’: als 12-jähriger durfte er zum ersten Mal mit den Erwachsenen mit nach Jerusalem. Mittlerweile war der Weg weiter - die Familie wohnte in Nazareth, im nördlichen Galiläa. Hier spricht Jesus mit den Gelehrten im Tempel. Als seine Eltern ihn vermissten, suchten und nach 3 Tagen (!) endlich fanden, sagte er ihnen:
Lukas 2,49–50 (NLB)
»Warum habt ihr mich gesucht?«, fragte er. »Ihr hättet doch wissen müssen, dass ich im Haus meines Vaters bin.« Doch sie verstanden nicht, was er damit meinte.
Merken wir uns: Jesus ist im Haus seines Vaters. Der Tempel ist Gottes Wohnung bei den Menschen. Jesus ist im Tempel in Jerusalem und bezeichnet es als “Haus meines Vaters”.
Gleichzeitig ist aber “Haus des Vaters” ein Begriff, der weit mehr bedeutet, als ein Gebäude. Das Haus von Vater Abraham, das war seine ganze Sippe. Haus - griechisch OIKOS - bedeutet Haushalt, Familie, erweiterte Familie. Vgl. Apg 16,31.
Wenn Jesus sagt: “das Haus meines Vaters”, dann ist es nicht einfach das Gebäude des Tempels, das er meint. Sondern es ist dort, wo Gott unter seinen Leuten wohnt. Der Haushalt Gottes. Seine Familie. Sein Volk.
Johannes schreibt:
Johannes 1,11–14 (NLB)
Er kam in die Welt, die ihm gehört, und sein eigenes Volk nahm ihn nicht auf. All denen aber, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden. (…)
Er, der das Wort ist, wurde Mensch und lebte (= wohnte / zeltete) unter uns. Er war voll Gnade und Wahrheit und wir wurden Zeugen seiner Herrlichkeit, der Herrlichkeit, die der Vater ihm, seinem einzigen Sohn, gegeben hat.

Die erste Tempelreinigung durch Jesus am Passah

Johannes 2,13–22 (NLB)
Das alljährliche Passahfest stand bevor, und Jesus ging nach Jerusalem. Im Hof des Tempels sah er Händler, die Rinder, Schafe und Tauben als Opfertiere zum Verkauf anboten; und er sah Geldwechsler hinter ihren Tischen sitzen.
Da machte Jesus aus Stricken eine Peitsche und jagte sie alle aus dem Tempel. Er trieb die Schafe und Rinder hinaus, warf die Münzen der Geldwechsler auf den Boden und stieß ihre Tische um. Dann ging er zu den Taubenverkäufern und befahl ihnen: »Schafft das alles fort. Macht aus dem Haus meines Vaters keinen Marktplatz!«
Da erinnerten sich die Jünger an die Prophezeiung aus der Schrift: »Die Leidenschaft für dein Haus brennt in mir.«
»Woher nimmst du das Recht, so etwas zu tun?«, fragten die Juden. »Wenn du diese Vollmacht von Gott hast, dann beweise es uns durch ein Wunder.« »Nun gut«, erwiderte Jesus. »Zerstört diesen Tempel, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen.«
»Was?«, riefen sie aus. »Es hat sechsundvierzig Jahre gedauert, diesen Tempel zu bauen, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufbauen?« Doch Jesus hatte mit »diesem Tempel« seinen eigenen Körper gemeint.
Später, als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich die Jünger an das, was Jesus gesagt hatte. Und sie glaubten der Schrift und den Worten von Jesus.
Hier haben wir es! Die korrekte Aussage von Jesus selbst, die dann von - verfälscht - Zeugen und schliesslich von Spöttern gegen ihn bei seiner Hinrichtung verwendet wurde. Aber wir haben auch die Erklärung.
Was macht hier Jesus - wenn wir das Andreas-Kreuz betrachten? Tempel als Wohnung Gottes bei den Menschen - diese Bedeutung bezieht er auf seinen eigenen Körper. Er ist Tempel Gottes! Und das Zerstören und Wiederaufbauen in drei Tagen ist bereits eine Prophetie auf Kreuzigung und Auferstehung.
Die Identität von Jesus ist: er ist Gott und Mensch. In diesem Sinn ist er Gott in einem menschlichen Körper. (Und doch ganz Mensch). In Christus lebt die Fülle der Gottheit leibhaftig, heisst es im Kolosser 2,9. Sein Leib ist also Wohnung Gottes.

Eine weitere Tempel-Story von Jesus

Jesus lebte und handelte vor allem im Norden, in Galiäa. Manchmal ging er sogar in heidnisches Gebiet - nach Syrophönizien, in die Gegend von Sidon. Oder zu den Gerasenern, östlich des Sees Genezarath.
Aber zu jüdischen Festen ging er mit seinen Jüngern nach Jerusalem. So war er vermutlich nach der Tempelreinigung noch an zwei weiteren Passahfesten in Jerusalem. Und er ging auch zu anderen Festen.
In Johannes 7 wird ein solcher Jerusalem-Besuch sehr ausführlich erzählt. Dies wird aber der Text unserer Bibelgesprächsgruppen sein - da kann ich jetzt nichts vorwegnehmen (siehe unten im Anhang). Nur das: in der heutigen Sacharja-Bibellese steht, dass von Jerusalem aus lebendiges Wasser nach Osten und Westen fliesst - Sacharja 14,8-9. Und in Johannes 7 zeigt Jesus, dass er die Erfüllung davon in seiner Person sieht.

Wie Jesus die Fixierung auf Jerusalem als Tempelort löst

Es war Gott selbst, der zu Mose sagte:
Deuteronomium 12,4–5 (NLB)
Verehrt den HERRN, euren Gott, nicht auf dieselbe Art und Weise, wie diese Völker ihre Götter verehrten. Der HERR, euer Gott, wird sich einen Ort im ganzen Stammesgebiet auswählen. Begebt euch nur dorthin, um ihn zu verehren.
Die Geschichte, wie dieser Ort in Jerusalem gefunden wurde, können wir in unserem Bibelleseplan nachlesen. Zunächst war der “Ort” aber ein Zelt. Beweglich, mobil… Die Wohnung Gottes bei den Menschen - ein Zelt.
Von Jesus heisst er, dass er das Wort Gottes ist, das Fleisch wurde und so unter uns wohnte, bzw. zeltete. Eigentlich wird deutlich, was Gott will: beweglich, mobil unter uns Menschen gegenwärtig sein. Der Ort. Welches ist der Ort?
Einmal - Jesus war in Jersualem gewesen und war jetzt auf dem Weg zurück, begegnet er einer Samariterin. Sie diskutieren über den richtigen Ort:
Johannes 4,19–26 (NLB)
»Herr«, sagte die Frau, »ich sehe, dass du ein Prophet bist. Sage mir doch, warum ihr Juden darauf besteht, dass Jerusalem der einzige Ort ist, um Gott anzubeten. Wir Samaritaner dagegen behaupten, dass es dieser Berg hier ist, wo unsere Vorfahren gebetet haben.«
Jesus erwiderte: »Glaube mir, es kommt die Zeit, in der es keine Rolle mehr spielt, ob ihr den Vater hier oder in Jerusalem anbetet. Ihr Samaritaner wisst wenig über den, den ihr anbetet – wir Juden dagegen kennen ihn, denn die Erlösung kommt durch die Juden.
Aber die Zeit kommt, ja sie ist schon da, in der die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten. Der Vater sucht Menschen, die ihn so anbeten. Denn Gott ist Geist; deshalb müssen die, die ihn anbeten wollen, ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.«
Die Frau sagte: »Ich weiß, dass der Messias kommen wird – der, den man den Christus nennt. Wenn er kommt, wird er uns alle diese Dinge erklären.« Da sagte Jesus zu ihr: »Ich bin es, der mit dir spricht!«
Ein andermal spricht Jesus mit seinen Jüngern über seinen Tod, die Auferstehung, dass er zurück zum Vater geht, um dann den Heiligen Geist zu senden - und gemeinsam mit dem Vater und dem Geist wird er kommen und in uns wohnen. Wohnung Gottes bei den Menschen… spannend! Und hier sagt Jesus etwas, was mich nachdenklich macht:
Johannes 14,1–6 (NLB)
Habt keine Angst. Ihr vertraut auf Gott, nun vertraut auch auf mich! Es gibt viele Wohnungen im Haus meines Vaters, und ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzubereiten. Wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch dann so gesagt?
Wenn dann alles bereit ist, werde ich kommen und euch holen, damit ihr immer bei mir seid, dort, wo ich bin. Ihr wisst ja, wohin ich gehe und wie ihr dorthin kommen könnt.«
»Nein, Herr, das wissen wir nicht«, sagte Thomas. »Wir haben keine Ahnung, wo du hingehst; wie können wir da den Weg kennen?« Jesus sagte zu ihm: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Was macht mich nachdenklich? Dass wir diese Aussage von Jesus allgemein so verstehen: Jesus geht in den Himmel, um dort Wohnungen für seine Jünger vorzubereiten. Jesus sagte aber nicht “Himmel”, sondern “Haus meines Vaters”. Dass er damit nicht den Tempel in Jerusalem meinen kann, ist uns klar (obwohl er den Tempel ja mehrmals auch als “Haus meines Vaters” bezeichnet hat). Weil Jesus über sein Weggehen und Wiederkommen spricht, vermuten wir, dass das Haus seines Vaters an dem Ort ist, wo er hingeht. Und weil wir nicht annehmen, dass er mit Weggehen seinen Tod und mit Wiederkommen seine Auferstehung meint - und somit das Haus des Vaters im Grab oder Totenreich sein müsste - schliessen wir logisch: es ist zwischen seiner Himmelfahrt und seiner Wiederkunft - und da ist Jesus ja im Himmel. Aber will Jesus das wirklich sagen, dass er im Himmel die vielen Wohnungen für seine Jünger vorbereitet, um sie, wenn alles bereit ist, dann zu sich in den Himmel zu holen?
Ich bin nachdenklich. Denn Jesus erzählt seinen Jüngern ja nun, wohin er geht. Nicht in den Himmel, sagt er, sondern zum Vater. Und auf diesem Weg zum Vater nimmt er seine Nachfolger mit (Joh 14,4-6). Meint er nicht einfach: es gibt viel Platz in der Familie Gottes - und er geht jetzt, um dort Wohnungen vorzubereiten. Und zwar durch sein Erlösungswerk durch Tod und Auferstehung…? Wer mit Jesus seinem alten Leben abstirbt und mit Jesus ein neues Leben bekommt, bezieht hier schon seine Wohnung im Haus seines Vaters. Könnte das so gemeint sein?
Ich bin nachdenklich. Das Haus des Vaters ist nicht mehr der Tempel in Jerusalem. Aber es bleibt der OIKOS des himmlischen Vaters. Zu diesem Haus des Vaters gehört Jesus und gehören die Menschen, welche der Vater Jesus gibt (Joh 6,37), die Hausgenossen Gottes (Eph 2,19). Der Vater ist im Himmel und Jesus ist im Himmel - aber am Ende der Geschichte sehen wir mit Johannes in der Offenbarung eine ganze Stadt vom Himmel auf die Erde kommen. Ein neues Jerusalem. Voller Wohnungen. Und dieses neue Jerusalem steht für das vereinte Volk Gottes aus Altem und Neuem Testament (Off 21,12-14). Es ist die Braut des Lammes - also die geliebte Gemeinde von Jesus Christus (Off 21,9-10). Könnte es nicht sein, dass Jesus mit “Haus meines Vaters” letztlich seine Gemeinde meint?
Das nächste Seminarthema “Heute” wird dazu noch mehr Stoff zum Nachdenken bringen.

Der Übergang

Ein letztes Mal kommt Jesus nach Jerusalem. Als König auf einem Esel. Sacharjas Verheissung (Sach 9,9) soll erfüllt werden.
Ein letztes Mal reinigt er den Tempel. Sacharjas Verheissung (Sach 14,21) soll erfüllt werden.
Ein letztes Mal betrachtet er mit den Jüngern den Tempel - und sagt seine Zerstörung voraus. Matthäus 24,1ff
Eine letzte Woche pendelt er zwischen Betanien und Jersualem - und mit Blick von aussen - ist es vom Ölberg? - auf diese Stadt beginnt er zu weinen:
Lukas 19,42–44 (NLB)
»Wie sehr wünschte ich, du würdest noch heute den Weg des Friedens finden. Doch nun ist es zu spät, und der Friede bleibt dir fremd. Nicht mehr lange, und deine Feinde werden einen Wall rings um dich aufschütten, dich einkreisen und gegen dich vorrücken.
Sie werden dich und deine Kinder dem Erdboden gleichmachen und keinen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Gelegenheit, die Gott dir geboten hat, nicht ergriffen hast.«
Das Passah mit den Jüngern. Der Garten Gethsemane. Das Haus des Hohepriesters. Der Palast von Pilatus. Der Gerichtsplatz. Der Weg ans Kreuz. Golgatha. Das Grab bei den Reichen.
Dann wieder in Jerusalem. Nicht mehr im Tempel, sondern an dem Ort, wo sich die Jünger versammelten. Dann oben in Galiläa. Dann auf dem Ölberg. Dort seine Himmelfahrt. Damit sich Sacharjas Verheissung erfüllt (Sach 14,4a)?
Jesus hat die Fixierung vom Tempelgebäude gelöst. Er selbst ist der einzige Weg zum Vater. Er ist es, der den inneren Durst löscht.
Wir dürfen gespannt sein, auf das, was nächste Woche kommt. Jesus gibt noch einen obendrauf…

Vertiefungsaufgaben

Bibelleseplan
Bibleproject
Einladung Gesprächsgruppen

Anhang: Infos für Gruppenleiter

Danke, dass du am Bibelseminar vom 2. Juni eine Gruppe leitest. Anhand eines vorgegebenen Bibeltextes vertiefen wir uns in Gottes Wort.
Im Seminarteil werde ich durch die vier Evangelien gehen und erzählen, wann Jesus im oder beim Tempel war und was er dazu gesagt hat. Eine Schlüsselaussage ist in Johannes 2,19 “»Nun gut«, erwiderte Jesus. »Zerstört diesen Tempel, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen.«” Zwei Verse später wird erklärt: Johannes 2,21 “Doch Jesus hatte mit »diesem Tempel« seinen eigenen Körper gemeint.” Sein Tod und seine Auferstehung.
Im Bibelgespräch picken wir eine wunderschöne Situation heraus: Johannes 7,37-39. Was Jesus hier am Höhepunkt des Laubhüttenfestes im Tempel sagt, hat eine gewaltige Bedeutung auf dem Hintergrund, dass Jesus selbst die Wohnung Gottes bei den Menschen ist. Die Juden erwarteten, dass vom Tempel lebendiges Wasser ausströmen wird (vgl. Hesekiel 47) - und Jesus stellt sich hin und sagt, dass bei ihm die Quelle des lebendigen Wassers ist… Wow!
Deine Aufgabe ist es, max. 5 Teilnehmern in eine ca. 50-minütigen Zeit zu leiten. Orientiere dich dabei an untenstehenden Abschnitten, Fragen und Zeiten. Achte darauf, selber nicht mehr als 30% der Zeit zu sprechen. Schliesse die Gruppenzeit pünktlich um 21:15 Uhr ab.
Deine Vorbereitung: bete im Voraus bereits um Gottes Hilfe und Führung für dich und deine Gruppenteilnehmer. Lies den angegebenen Bibeltext der Bibelzeit, die Impulse und mach dir Gedanken dazu, was der Heilige Geist dir persönlich aufzeigt.
Als Einführung empfehle ich https://youtu.be/2kmsby9Qy4I - wo die Bedeutung des Tempels in Jesus ab Minute 3 gut ausgeführt wird.
Für die Gruppenzeit orientiere dich an folgendem:
Ankommen (Eisbrecher) 10 Min
Stell deiner Gruppe eine dieser Fragen:
Wenn du einen Vergleich für den menschlichen Körper machen müsstest, was dünkt dich am passendsten? In der Bibel kommt es vor, dass der Körper als ein Zelt bezeichnet wird. Jesus bezeichnet seinen Leib als Tempel. Wir sagen bei einer Beerdigung: der Leichnam, das sind die sterblichen Überreste. Es gibt Menschen, die erleben ihren eigenen Körper als Gefängnis. Für andere ist er schlicht ein Kunstwerk. Und bei manchen hat man des Gefühl, sie betrachten ihren Körper als “Zeige-Objekt”. Das nur ein paar Beispiele. Was findest du am passendsten? Und - persönliche Frage, wenn du magst: welches Bild hast du über deinen eigenen Körper?
Jesus ist der einzige Weg zum Vater (Johannes 14,6) - das ist für uns gläubige Christen eine Grundwahrheit. Für viele unserer Mitmenschen ist das aber im besten Fall undenkbar - im schlimmeren Fall arrogant, fundamentalistisch, militant. Zwei Fragen dazu. Erstens: wie geht es dir persönlich damit, dass Jesus absolut der einzige Weg ist? Und zweitens: hattest du bereits ein Gespräch mit jemandem, der diese “christliche Grundwahrheit” nicht gut findet? Was sagte diese Person? Was hast du dazu gesagt?
Bibelzeit über Johannes 7,37-39
25 Min
E.V.A.:
entdecken (verstehen, was wirklich hier steht)
Welches Fest (V.37) ist gemeint? Siehe Joh 7,2 und 10 und 14 , vgl. 3. Mose 23,41-43 (übrigens das Fest, das Nehemia nach mehreren Jahrhunderten wieder eingeführt hat: Neh 8,17)
Hintergrundinfo: am Höhepunkt des Festes gab es eine Zeremonie im Tempel. Ein Priester holte Wasser in einem Teich in Jerusalem, kam zurück in den Tempel und schüttete dieses Wasser im Vorhof über den Altar. Dazu wurde gesungen: Jesaja 12,3 “Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Quellen seines Heils!” Die Zeremonie war eine Anspielung auf Hesekiel 47,1-12 oder Joel 4,18 wo von einem Fluss die Rede ist, der aus dem Tempel fliesst.
Welche Einladung spricht Jesus aus (V.37)? Was sagt Vers 38 da genau aus? Welche Erklärung gibt uns der Autor Johannes in Vers 39?
vertiefen (verstehen, wie es gemeint ist)
Stellen wir uns die Szene vor: da der Priester mit der Wasserzeremonie - dort Jesus mit seiner krassen Aussage - dann die Jünger in der Nähe - und viele Festteilnehmer - und die Kritiker von Jesus. Frage: Was könnte diesen Leuten durch den Kopf gegangen sein?
(Tipp: verteilt dieser Rollen an eure Gruppenteilnehmer: “Was würdest du als Priester, Jünger, Zuschauer, Pharisäer jetzt denken oder fühlen?”)
Eine andere Vertiefungsthematik könnte der geistliche Durst nach Gott sein: Was für einen Durst meint Jesus? Wie hängen Jesus-Glaube und innerliches Sprudeln zusammen? Welche Geschichten oder Bibelstellen fallen euch ein, wo solcher geistlicher Durst gestillt wird (z.B. Johannes 4,14; Jesaja 58,11; Psalm 42,2-3)? Wann/wo hast du persönlich solches “Durstlöschen” erlebt?
anwenden (anerkennen, was das für mich bedeutet)
Gibt es Menschen in deinem Umfeld, welche solchen “Durst” haben? Was kann jemand tun, um den inneren Durst gestillt zu bekommen?
Und du selber? Hast du den Heiligen Geist empfangen und lebst du “im Heiligen Geist”?
Schlussfrage (spätestens um 20:55 Uhr)
“Und jetzt…?” Was hat dich am meisten bewegt? Und was nimmst du heute Abend mit?
Gebetszeit (10 Min)
Betet füreinander: für das Anwenden der «Und jetzt…»-Frage
Sendung (5 Min)
Segen & Ermutigung
Ermutige, den Bibelleseplan zu Jesus ab morgen zu lesen. Ermutige, die persönliche “Und jetzt...” Aussage nicht zu vergessen. Schliesse die Zeit ab, indem du ein Segnungsgebet für alle Gruppenteilnehmer betest.
Beispiel:
In Jesus, unserem Herrn, wohnt Gott unter uns. Möge Jesus dein einziger Tempel sein und bleiben.
Jesus sei deine Anbetung. Jesus sei dein Priester und Opfer zugleich.
Jesus sei deine Quelle des Lebens, dass du von Sünde gereinigt bist und keinen Durst haben musst.
Der Herr schenke dir tiefen Jesus-Glauben, erfülle dich mit seinem Heiligen Geist und lasse aus deinem Inneren Ströme des lebendigen Wassers strömen.
Amen
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