Bibelstunde 22.03.2022

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Bibeltext

1 Thessalonicher 5,23 “Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus.”

Sechs Überlegungen über die Heiligung

Aufgrund der Kürze der Zeit, möchte ich mich ausschließlich auf Vers 23 konzentrieren:

1. Heiligung ist Gottes Werk an uns

Wenn wir die Frage stellen, wer ist für die Heiligung eines Christen zuständig.
Dann müssen wir sagen: Einerseits ist der Mensch dafür verantwortlich, ein heiliges Leben zu führen.
Andererseits ist aber die Heiligung auch Gottes Werk.
Wenn wir nun nach dem Verhältnis fragen, wie viel an der Heiligung nun von Gott gewirkt und wie viel von uns, währen Angaben wie, ein Teil von Gott und ein Teil von uns aber nicht richtig.
Die Bibel unterstreicht an vielen Stellen, dass der Gehorsam um 100% von uns abhängt. Wir sind im Werk Gottes nicht Roboter sondern Gottes Wort ruft uns mit Aufrufen wie “Seid allezeit fröhlich, seid in allen Dingen dankbar” in die Verantwortung.
Und doch ist Heiligung als Teil der Errettung Gottes zu 100% Gottes Werk.
Eine Überbetonung der einen oder der anderen Seite wird uns entweder zur Gesetzlichkeit oder zur Gesetzlosigkeit führen, was beides nicht Geistgewirkt, sondern fleischlich wäre.
Mich hat immer bekümmert, dass wenn Gott mich so rettet wie ich bin,mich dann aber komplett verändern möchte, dass er gar nicht an mir selbst interessiert sein könnte. Was ist mit meiner Identität, wenn sie sich komplett verändern muss? Antwort: Gott will in der Heiligung, dass wiederherstellen was wir sein sollten und verloren haben. Die Identität des Sehendgemachten Blinden ist für diese Veränderung ein wichtiges Bild.
Dennoch muss Heiligung Gottes Werk bleiben, sonst könnten sich jemand Demütiges sich z.B. seiner Demut rühmen, was eine Sache der Unmöglichkeit ist. Denn bin ich Stolz auf meine Demut, höre ich auf Demütig zu sein. Doch jeder Christ ist aufgerufen echt Demütig zu sein, und deswegen ruft er zu Gott, dass er in ihm die Geistesfrucht der Demut wirkt.

2. Die Zucht ist ein unangenehmes aber notwendiges Mittel der Heiligung

Die Heiligung geht vom Gott des Friedens aus, und doch erleben Christen folgendes:
Spr. 3,11-12: “Mein Sohn, verwirf die Zucht des Herrn nicht und sei nicht unwillig, wenn er dich zurechtweist; denn wen der Herr liebt, den weist er zurecht, und hat doch Wohlgefallen an ihm wie ein Vater am Sohn.”
Wenn das Leid, die Anfechtung und die Prüfung selbst Jesus zu einer völligeren Reife brachte, dann dürfen wir auch das für uns erwarten:
Gott hat nur friedliche Absichten, wenn er zu Mitteln der Heiligung greift, doch sind sie oft sehr hart. Vor kurzem bin ich durch eine Weinberg spaziert und habe die Reben gesehen, bei denen von allen Nebenästen nur einer oder höchstens zwei übrig bleiben, die anderen sicherlich mehr als ein dutzend Äste werden weggeschnitten.
Deswegen erinnert Paulus uns daran, dass Heiligung von einem Gott des Friedens ausgeht, von einem Gott mit friedlichen Absichten. Es ist hart zu verstehen, dass es liebende Schläge sind, die überflüssige Reben abschneiden, denn die Versuchung ist nah, einen feindlichen und bösartigen Überfall in dieser Reinigungsarbeit Gottes zu erkennen.
Aber Gott ging nie anders mit seinem Volk um: David reifte durch Ablehnung, Isolation, offene Feindschaft und Verrat zu dem Liederdichter voller Gottvertrauen, den wir kennen
Hiob ringte sich durch unmenschliche, fast schon sadistisch aussehende Leiden zu der Aussage, “dass er Gott nun nicht nur gehört, sondern gesehen hat”
Das Volk Israel erkannte erst in der Wüste, von welchem Herzen, voller Undankbarkeit und Unglauben es regiert wird.
Simson wurde erst blind und im Sterben zu einem Kämpfer für das Volk Israel

3. Heiligung ist weder Selbstverwirklichung, noch Selbstverbesserung, sondern Selbstverleugnung

Das macht ein zentrales Element der Heiligung aus, dass sie nicht auf Selbstverwirklichung abzielt, sondern auf Selbstverleugnung.
Diese Botschaft muss gerade im digitalen Zeitalter neu gelernt werden. In der digitalen Welt, verpasst mit den rechten Filtern ist das Prinzip des Fleisches am Werk: Verbessere dich selbst! Nimm dich selbst an! oder zumindest: Tue gutes und rede darüber.
Mir ist das in den letzten Krisen, ob nun in der Flut in MItteldeutschland oder im Ukraine-Krieg Christen im Kampf darum, nicht mit ihrem Guten Tun zu prahlen, knallhart versagen. Alle digitalen Kanäle von Instagram über Whatsapp bis Twitter sind voll von Statusen, die erklären, wie viel Gutes man gerade tut. Doch über so ein Handeln sagt Christus ganz eindeutig, dass “sie ihren Lohn schon bekommen haben”. Hier findet keinerlei Heiligung statt, denn Heiligung ist immer mit dem Gehorsam unter Gottes Wort verbunden.
Doch Gottes Wort will sehr häufig das, was ich selbst nicht will. Und deswegen bedeutet Heiligung immer diesen geistlichen Kampf zwischen Geist und Fleisch? Was haben wir heute genährt? Das Fleisch oder den Geist? Wer führt gerade das Banner?

4. Heiligung zielt auf den ganzen Menschen ab

“heilige euch durch und durch bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt” - Bedeutet, dass es keine Bereiche in unserem Leben gibt, die nicht erneuert und von der Herrschaft der Sünde befreit werden müssen.
Das wir daran erinnert werden, dass der ganze Mensch der Heiligung unterordnet wird. Es gab in den unterschiedlichsten Zeiten der Gemeinde die Betonung nur bestimmte Lebensbereiche zu heiligen. Eine ganze Menge der Probleme in der Gemeinde Gottes entsteht dadurch, dass man bestimmte Lebensbereiche überbetont:
Bei den Kolossern gab es welche, die in der Heiligung vor allem ein sehr strenges Einhalten von Essensregeln sahen, bei den Galatern dachte man, dass man schon heilig ist, wenn man so ist wie die Juden, bei den Ephesern gab es welche, die dachten, dass Ehelosigkeit der Weg ist zur Heiligung und bei den Korinthern, da sah man vor allem Dienst, Predigt, Weissagung, Zungenreden, Geistesgaben und Paulus musste all diese Gruppen darauf hinweisen, dass sie nicht nach dem Prinzip des Geistes leben, sondern fleischlich sind.
Das macht auch ein Stück weit deutlich, warum wir es nötig haben, durch unsere Glaubensgeschwister in der Heiligung gestützt zu werden. Dieses Werk der Nächsten an uns ist oft überlebenswichtig. Denn gerade ein Außenstehender nimmt es häufig viel besser wahr, als wir selber, welche Lebensbereiche wir vernachlässigen.

5. Aus der Heiligung folgt Heilsgewissheit

Der Vers macht deutlich, auch die Bewahrung ist Gottes Werk:” Gott bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt”
“Spasi i sochrani” ist ein Stückweit das Motto der orthodoxen Kirche. “Rette und Bewahre”. So wie die Rettung Gottes Werk ist, ist es auch unsere Bewahrung. Und doch wird uns häufig bange, wie wir bis zum Schluß ausharren sollen. Nicht umsonst beten die Christen immer: “und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse/bewahre uns vor dem Bösen”. Es ist Gott, der die Versuchung so lenkt, dass sie aushaltbar wird.
Deswegen können wir gar nicht zu viel darum flehen, dass wir von Gott bewahrt werden, bis zur Wiederkunft Christi.
Es ist interessant, dass die Bibel an keiner Stelle einen Begriff verwendet, der häufig in unseren Predigten verwendet wird: “Bereit sein zur Wiederkunft Christi”. Stattdessen richtet die Bibel entweder den Blick auf mögliche Gefahren des Abfallens, oder das Ausharren unter Prüfungen oder die untadelige Bewahrung, wie wir sie hier lesen.
Das berührt ein Thema, das sehr zentral ist für den evangelischen Glauben, die Heilsgewissheit: Die Frage nach der Heilsgewissheit kann man auch so formulieren: Wie kann ich wissen, dass ich bewahrt werde? Wie kann ich hier sicherer werden, und nicht von Ängsten einerseits oder von Selbstüberschätzunbg andererseits, sondern vom Gottvertrauen gelenkt werden?
Thess. 5,23 gibt uns hier einen wichtigen Zusammenhang: Heiligung und Bewahrung, somit auch Heiligung und Heilsgewissheit gehen Hand in Hand.
Merken wir also, dass wir ein Sicherheitsbedürfnis haben, uns an Heilsgewissheit mangelt, dann ist die Lösung dafür, im Gehorsam zu wachsen.
(Optional: Ich habe mich vor nicht langer Zeit sehr ausführlich mit dem Thema der Heilsgewissheit beschäftigt und mir ist damals aufgefallen, dass die Puritaner die Gruppe der Prediger waren, die sehr ausführlich über dieses Thema geschrieben haben. Und ich habe mindestens drei unterschiedliche Autoren gefunden, die auf die seelsorgerliche Frage “Ich habe keine Gewissheit darüber, ob ich gerettet bin” immer mit der Antwort kamen: “Das ist zwar sehr bekümmernd, dass die Heilsgewissheit ausbleibt, aber Gott hat womöglich gute Gründe, diese Frucht erst vorenthaltenen, und sie sicher geben wird, so dass man jetzt im Gehorsam wachsen kann.)

6. Heiligung hat die Vision einer tieferen Gemeinschaft mit Christus

In der Bibel wird sehr häufig das Bild einer Braut verwendet, die auf das Kommen ihres Bräutigams wartet, um die Vorbereitung der Gemeinde auf das Kommen Christi zu unterstreichen. Die Verlobung hat schon stattgefunden, Ein Ja wurde bereits gegeben, aber die völlige Vereinigung steht noch aus.
Das Bild einer verliebten und sehnsüchtig auf ihren Bräutigam wartenden Braut ist sehr geeignet, um die Dynamik der Heiligung zu illustrieren.
Das zeigt die Freiheit und Echtheit der Heiligung, dass sie ungezwungen ist:
Ein Mann fragte einst seine Frau: “Muss ich dich küssen?” Die Frau erwiderte: “Ja du musst, aber es ist anderes Müssen”. Ich finde Liebe ist hier ein geeignetes Beispiel, wie Liebe und “Ich muss lieben” ein Widerspruch sein können: So könnte man sagen: Ich muss meiner Frau regelmäßig einen Blumenstrauß schenken, sonst ist sie immer stinkig. Oder Ich wasche mal das Geschirr, sonst wird sie nie fertig. Damit habe ich aber die erste Liebe zu meiner Frau längst verlassen, denn es steht nicht mehr meine Frau im Zentrum, sondern meine Absichten.
Gesprochen im Geistlichen stehen wir hier in gewisser Weise vor einem Problem: Stellen wir uns z.B. die Frage: “Werden in den Himmel Menschen kommen, die Christus und Gott nicht lieben?” Diese Frage kann man sicher verneinen! Es steht nicht umsonst geschrieben 1. Johannes 4,7 “ wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott.”
Aber Liebe ist immer frei: In dem Moment wo ich nur aus “der Angst verloren zu gehen” von der Liebe zu Gott spreche, möchte ich mich selbst zwingen Gott zu lieben. Und damit ist mein Ziel nicht Gott sondern “nicht in die Hölle zu kommen”.
Damit kann Liebe zu einer Last werden. Doch das ist dann längst keine Liebe mehr, wie sie die Bibel meint.
Denn es ist unmöglich sich zum Lieben zu zwingen.
Wie sieht der Ausweg aus diesem Dilemma aus?
Es ist niemand liebenswerter und liebenswürdiger als Gottes Sohn. Wenn ich mich also frage, wie ich in der Liebe zu Gott wachsen will, dann zeigt die Bibel uns auf das Kreuz. Die Schrift fordert unsere kalten Herzen auf zu Christus zu kommen, ihn kennenzulernen, seine Liebe tiefer zu erfahren, zu erkennen, dass er ein guter Hirte ist, der sein Leben lässt für die Schafe, und im Kennenlernen Jesu kann unser Herz von der Liebe Gottes entzündet werden.
Die guten Gaben, die unsere Heiligung wirken, sind immer nur die Früchte, die aus dem Ziel der Heiligung, nämlich die Vereinigung mit Christus einhergehen. In dem wir voller werden in Christus, abhängiger von ihm, tiefer in der Beziehung mit ihm, wird unser Leben voller geistlicher Früchte werden.
Deswegen ist ein Nachjagen nach der Heiligung, das gleiche wie ein Suchen von Jesus.

Ein Zitat zum Schluß

Damit möchte ich abschließen und mit einem Zitat von Calvin abschließen: “Wer nicht mit Christus allein zufrieden ist, sucht nach etwas, dass weniger als absolute Perfektion ist.”
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