Ansteckende Reinheit

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Markus 1,40-45 “(Mt 8,2–4; Lk 5,12–16) Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen.
Und es jammerte ihn, und er streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will’s tun; sei rein!
Und alsbald wich der Aussatz von ihm, und er wurde rein.
Und Jesus bedrohte ihn und trieb ihn alsbald von sich und sprach zu ihm: Sieh zu, dass du niemandem etwas sagst; sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.
Er aber ging fort und fing an, viel davon zu reden und die Geschichte bekannt zu machen, sodass Jesus hinfort nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte; sondern er war draußen an einsamen Orten; und sie kamen zu ihm von allen Enden.”

Einleitung:

Ich möchte heute über fünf Lektionen sprechen, die wir aus diesem Text lernen können:
Die zweifellose Unreinheit eines Aussätzigen
Der Glaubensmut bei einer zweifelhaften Annäherung
Wie Christus die letzten Zweifel ausräumt
Eine Reinheit frei von allen Zweifeln und der Preis dafür.

1. Die zweifellose Unreinheit eines Aussätzigen.

Ist es uns schon einmal aufgefallen, dass der Aussätzige hier nicht sagt: “Herr wenn du willst, so kannst du mich wohl gesund machen, sondern “so kannst du mich reinigen?”
Warum wird hier der Begriff der Reinigung verwendet
Israel war ein heiliges Volk. Die komplette Struktur war von der Heiligung im Zentrum des Lagers immer weiter ausgehend nach außen. Deswegen war Reinheit ganz Zentral mit dem Leben eines Juden verbunden. Wer z.B. ein totes Tier angefasst hat, war bis zum Abend unrein. Jemand, der Unrein war, war sozusagen ansteckend für andere. Alle die er berührt hat, wurden auch unrein. Auch Kontaktpersonen mussten also in die Quarantäne.
Doch war das vor allem eine geistliche Quarantäne, die vor allem bedeutete, dass man nicht am Gottesdienst von Israel teilnehmen konnte. Der Zugang zur Stiftshütte und später zum Tempel war versperrt.
Für Israel galt immer: Unreinheit ist ansteckend, Reinheit geht sehr schnell verloren. Selbst die Werkzeuge und Geräte des Tempeldienstes mussten gereinigt werden. Ständig musste ein Jude sichergehen, dass Unreinheit “gereinigt wird”.
Das Jüdische Leben war darauf ausgerichtet Reinheit zu erhalten. Ü
berhaupt müssen wir diese Bedeutung von Reinheit für den Gläubigen des Alten Testaments häufiger im Blick halten, selbst wenn wir das Neue Testament lesen.
Ich denke da z.B. an die Heilung der Frau, die 12 Jahre am Blutfluß litt. Als Jesus auf dem Weg war, die Tochter des Jairus zu heilen, warum hatte diese Frau so große Angst gehabt, Jesus um Hilfe zu fragen? Weil Sie in ihrer Unreinheit gar nicht unter dem Volk sein durfte. Denn jeden, den sie berührte, wurde durch ihre Berührung unrein. Deswegen hatte Sie große Furcht, dass zuzugeben.
(Optional: Oder denken wir an Jesu Aufenthalt im Hause eines Pharisäer mit dem Namen Simon des Aussätzigen. Plötzlich kommt eine Stadtbekannte Sünderin rein, mit einem Gefäß voller kosmetischem Öl und gießt es auf Jesu Haupt. Sofort denkt der Pharisäer: Wäre das ein Prophet, wüsste er, wer diese Frau ist. Warum war das wichtig? Weil keiner sich vorstellen konnte, warum Jesus sich sowenig um seine Reinheit gekümmert hat.)
Erinnern wir uns auch daran, dass Jesu erster Konflikt mit den Moralischen Agenten seiner Zeit genau um diese Frage ging: Markus schildert uns das so: Da Jesus zunächst vor allem im Norden Israels, also in Galiläa wirkte, wo es wenige Schriftgelehrte gab, schickten sie Abgesandte in den Norden. Sie untersuchten Jesus und seine Jünger sehr kritisch und konnten gleich etwas ausfindig machen: Wie konnte Jesus ein rechter Prophet sein, wenn er mit ungewaschenen Händen aß? Wie konnte er ein Prophet sein, wenn er es mit der Reinheit nicht so ernst nahm.
(Optional: Erinnern wir uns auch daran, wie das Neue Testament von Besessenheit und Dämonen spricht: So heißt es: Markus 3 11 “Und wenn ihn die unreinen Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien: Du bist Gottes Sohn!”)
Zurück zur jüdischen Kultur: Auch bei der Unreinheit gab es unterschiedliche Stufen. Z.B. wenn ich selber rein bin und jemand kultisch unreinen berühre, z.b. einen Aussätzigen, dann war ich zwar selbst für diesen Tag unrein, aber meine Unreinheit war nicht ansteckend.
Diese Hierarchie der Reinheit prägte Israel: Mitten im Zentrum des israelischen Lagers stand die Stiftshütte, hier war die Heiligkeit Gottes mitten im Allerheiligsten, dass war wiederum umgeben von der Stiftshütte, um die Stiftshütte lagert sich zunächst die Philister, dann die Leviten, dann die zwölf Stämme. Die Heiligkeit nahm sozusagen immer weiter ab, je weiter man sich von der Mitte entfernte. Oder man kann das auch anders sehen: Die Heiligkeit nahm immer weiter zu, je näher man in die Mitte kann. Unreine konnten nicht am Gottesdienst teilnehmen und waren so in ihrer Teilhabe am Volk Gottes eingeschränkt.
In manchen Fällen war die Unreinheit aber so gravierend, dass man sogar außerhalb des Lagers bleiben musste. Nirgendwo war die Unreinheit aber so heftig, wie im Falle der Lepra oder des Aussatzes. Das wird daran deutlich, dass ein solcher Mensch, wenn er heil wurde, gar nicht sofort in die Gesellschaft aufgenommen wurde. Das was wir in der Geschichte gelesen habe: “Zeige dich dem Priester” umfasste eine mehrere Tage, ja Wochen dauernde Prozedur. Erst dann erklärte der Priester einen zu rein. Das bedeutet wieder zu jemanden, der unter dem Volk Gottes leben konnte.
Jetzt gibt es gerade bei unserem Aussätzigen einen ganz spannenden Vers, den uns Lukas berichtet, als er über die gleiche Begebenheit schreibt: Lukas 5, 12Und es begab sich, als er in einer der Städte war, siehe, da war ein Mann voller Aussatz. Als der Jesus sah, fiel er nieder auf sein Angesicht und bat ihn und sprach: Herr, willst du, so kannst du mich reinigen.”
In vielen Fällen ließe sich Unreinheit sicher verbergen, ohne dass auch eine Beschämung daraus folgen müsste. Aber das ging nicht beim Aussatz: Aber Aussatz war etwas, dass sich nicht so ohne weiteres verbergen ließ.
In keinem Fall konnte so wenig Zweifel an der Unreinheit bestehen, wie im Falle dieses Mannes, der von Kopf bis Fuss “voller Aussatz war”. - Dieser Mann war ohne jeden Zweifel unrein. Dieser Mann musste mit zerrissenen Kleidern und verhülltem Gesicht laufen und immer rufen: “Unrein, Unrein”.
In der Vorbereitung habe ich eine Fotographie eines Leprakranken gesehen. Da war ein Mann, gerade mal 24 Jahre alt, aber er sieht aus, wie ein uralter Mann. Es sind nicht nur die Beulen, die hier das Gesicht verunstalten, es ist sofort schon aus großer Entfernung zu verstehen, dass etwas mit diesem Mann nicht in Ordnung ist.
Jetzt müssen wir eine wichtige Parallele verstehen: Die Bibel gebraucht Aussatz als Bild für die Sünde. Als Teenager habe ich mich oft gefragt, warum die Heilungswunder Jesu sehr häufig verwendet werden, um das Evangelium von Jesus zu erzählen? Wie kann das sein: Ist doch ein großer Unterschied, ob jemand gesund wird, oder ob jemanden, die Sünden vergeben werden!
Ich habe mich häufig gefragt, ob da nicht etwas hinein gelesen wird, was so gar nicht steht? Nun, gerade im Fall vom Aussatz, wird aber der Aussatz bereits im alten Testament als Bild für den Sündigen Zustand eines Menschen gebraucht. Erinnern wir uns an Jesaja 1,5-6 “Wohin soll man euch noch schlagen, die ihr doch weiter im Abfall verharrt? Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt. Von der Fußsohle bis zum Haupt ist nichts Gesundes an ihm, sondern Beulen und Striemen und frische Wunden, die nicht gereinigt noch verbunden noch mit Öl gelindert sind.”
Aussatz ist also Gottes Bild um zu beschreiben, wie sehr uns Sünde von Gott und von allen seinen Segnungen für sein Volk trennt. Und wie der körperliche Aussatz ist auch der Aussatz der Sünde eine Folge des Sündenfalls.
Was bedeutet das für uns, wenn wir über eine Kultur nachdenken, die kultische Reinheit so hochachtete? Wenn wir rückblickend auf die letzten Tage feststellen, dass wir mit unserer Unreinheit, also mit unserer Sünde NICHT zu Jesus gekommen sind, dann kann die Ursache dafür die sein, , dass wir uns der zerstörerischen und endgültigen Trennung, die durch Sünde entsteht, gar nicht mehr bewusst sind.
Blicken wir auf die letzten Wochen zurück. Wenn ich hier zurückblicke, dann merke ich, dass ich oft zu lange gezögert habe, zu träge war, um mit der täglichen Last meiner Sünde zu Christus zu kommen. Zu viele kleine oder auch mittlere Sünden wurden einfach toleriert oder akzeptiert. Das liegt auch daran, dass wir uns uns nicht mehr bewusst sind, welche Unreinheit auf der Sünde lastet. -
Wisst ihr, warum der Aussätzige die ganze Last seiner Unreinheit spürte? Dieser Kranke spürte die ganze Last seiner Seuche, weil er und sein Volk das Gesetz Gottes kannten. Und das erinnerte einen permanent daran, wie wichtig und notwendig, ja Teil der Identität als Israelit Reinheit ist. Und wie sehr ihm nichts mehr fehlte, als echte Reinheit. Wie sehr seine Unreinheit eine unüberwindliche Barriere für Gemeinschaft mit Gott darstellt.
Wenn wir also die Notwendigkeit der Reinheit neu entdecken wollen, dann gilt es, neu die Gesetze Gottes zu entdecken. Im Worte Gottes können wir die Ansprüche an die Reinheit von Gott neu entdecken, von dem es heißt: Hiob 4,17-18 “Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott oder ein Mann rein sein vor dem, der ihn gemacht hat? Siehe, seinen Dienern traut er nicht, und seinen Boten wirft er Torheit vor:”

2. Glaubensmut für eine Zweifelhafte Annäherung

Dieser Mann zeichnet sich einerseits durch tiefen Glauben, aber gleichzeitig auch durch hohe Unsicherheit aus. Lasst mich das erläutern.

Zu seinem Glauben:

Schauen wir erst auf seinen Glauben, ich sehe vier Eigenschaften in seinem Glauben, die sehr erstrebenswert sind:
a) Dieser wird durch den Ort, deutlich, an dem der Aussätzige Christus aufsucht. Dieser Mann begegnete Jesus offensichtlich mitten in einer Stadt, oder kurz davor, so schildert es uns Lukas in Lukas 5,12 “Und es begab sich, als er in einer der Städte war, siehe, da war ein Mann voller Aussatz.” Was war es, was diesen Mann so antrieb, um auf alle gesellschaftlichen Konventionen zu verzichten, währen er zu Jesus kam. Man kann sich die bürgerliche Empörung um ihn herum gut denken: Was macht dieser Mann hier. Aber der Glaube ließ diesen Mann unbeirrt seinen Weg richtung Jesus gehen.
b) Der große Glaube des Aussätzigen wird auch durch den Zeitpunkt deutlich, in dem er zu Jesus geht: In allen drei Evangelien, wird diese Heilung des Aussätzigen sehr früh im Dienst von Jesus berichtet. Offensichtlich ist es die erste Heilung eines Aussätzigen
c) Drittens hat der Aussätzige deswegen einen großen Glauben, aufgrund des Anlasses, der ihn zum Messias treibt. Matthäus, der uns diese Heilung auch berichtet, schildert es so, dass, ich möchte vorlesen: Matthäus 8,1-2 “Als er aber vom Berge herabging, folgte ihm eine große Menge. Und siehe, ein Aussätziger kam heran und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.”
d) Schließlich: war sein Glaube auf den Messias ausgerichtet. (Häufig wird vom Glauben so gesprochen, als wäre er unterschiedslos befähigend, dabei ist natürlich nur der rechte Glaub der, der nicht betrübt wird) Ich möchte hier nicht unnötig viel in den Text rein lesen. Aber ich denke, vor allem, wenn ich seine betende Haltung sehe, dass er auch etwas von der messianischen Erwartung seines Volkes teilte. Denn wer das alte Testament sorgfältig gelesen hat, wusste, dass der Messias seinem ganzen Volk Reinheit bringen wird:
Der Kranke konnte also nicht auf einen Bericht bauen, sondern was ihn antrieb ist die Predigt von Jesus. In irgendeiner Weise hat dieser Kranke offensichtlich verstanden, dass Jesus der Messias ist. Und der Messias wird Reinheit verteilen.
Das Lesen wir z.B. in Zefanja 3,9 “Dann aber will ich den Völkern reine Lippen geben, dass sie alle des Herrn Namen anrufen und ihm einträchtig dienen.” oder Hesekiel 36,25 “und ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet; von all eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen.”
Der Messias wird Reinheit bringen, dass wusste ein gläubiger Jude. Auch ausreichend Reinheit für einen Aussätzigen? Für einen ganz außerhalb des Lagers?

Über seinen Zweifel:

Dabei bleiben Zweifel bei unserem Kandidaten, wie die Frage des Aussätzigen deutlich macht: Markus 1,40 “Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen.”
Das Vermögen von Jesu hat er nicht bezweifelt, aber ob Jesus ihn auch heilen will, da hatte er keine Gewissheit.
Spricht der Kranke hier uns nicht aus der Seele. Wer würde nicht bezweifeln, dass Christus Sünden vergibt. Aber was uns oft bewegt ist ja die Frage, ob er auch unsere eigenen Sünden vergibt?
Das Jesus Sünder annimmt, wer will das bezweifeln. Aber will er auch mich annehmen? Will er mir Reinheit geben? Immer wieder werden Christen mit dieser Frage konfrontiert. Das erinnert mich an John Bunyan zu nennen, er hat nach oder während seiner Bekehrung Jahrelang damit zu kämpfen gehabt, ob Jesus ihm wirklich vergeben hat. Spurgeon hat später in seiner Autobiographie geschildert, wie ihn das in seinen Zweifeln, ob Gott ihn angenommen hat, getröstet hat.
Vielleicht können wir auch aus den Zweifeln dieses Aussätzigen etwas lernen.

3. Die letzten Zweifel beseitigt…

Am besten können wir das, wenn wir darauf achten , wie Christus den Zweifeln des Aussätzigen begegnet. Er sieht die Verunsicherung des Hilfesuchenden und unterstreicht dreifach, dass Hilfesuchende bei Jesus immer willkommen sind. “Und ob Jesus will! “, das beweist er mindestens vierfach:
Wir lesen:
Erstens von Jesu Emotionen: “Es jammerte ihn”
Zweitens spricht Jesus diese Gewissheit aus: “ Ich wills tun; sei rein!”
und drittens unterstreicht er mit seiner Berührung, was wahrscheinlich das war, was der Aussätzige am wenigsten erwartet hat: Dass der Reine Messias, ihn das Sinnbild für Unreinheit berühren sollte?
und schließlich (was nicht immer so war) geschieht hier die Heilung: Mk 1,42 “Und alsbald wich der Aussatz von ihm, und er wurde rein.”
Für Jesu Dienst bedeutet das nur, dass er das bestätigt, was er immer gesagt hat: “Wer zu mir kommt, denn werde ich nicht hinausstoßen”. Jesus ging sehr sensibel mit Zweifeln um, und war immer erpicht, den Glauben zu fördern, und Zweifel auszuräumen.
In den meisten Fällen ist der Glaube, derer, die zu Jesus kommen, häufig auch mit Zweifeln durchzogen. Mir ist aufgefallen, dass Jsus dabei immer darauf aus ist, den Glauben wachen zu lassen, und den Restzweifel zu zerstreuen. Denken wir daran, wie Christus dem versinkenden Petrus auf dem Meer begegnet: Jesus sagt zwar: “Du Kleingläuber, warum hast du gezweifelt?” (Mt. 14,31)....Aber dennoch hat Jesus nicht gesagt, ich ziehe dich erst raus, wenn du im Glauben gewachsen bist, nein Matthäus berichtet uns, wie Jesus den sinkenden Petrus gerettet hat: Kaum schrie Petrus um Hilfe, da heißt es schon: “Jesus aber streckte sogleich die Hand aus”. (Achtet hier auf das kleine Wörtchen “sogleich”)
Diese Begebenheit zeigt mit vielen Anderen, dass Jesus besorgt war um Zweifler. Wir dürfen lernen zwischen Zweifeln und Unglauben zu unterscheiden. Es stimmt, das Jesus Unglauben abblitzen ließ. Als die Pharisäer um ein Zeichen baten, lehnte Jesus das entschieden ab, als aber ein hoffnungsloser Vater mit seinem besessenen Sohn zu Jesus kam, und rief: “Wenn du etwas kannst, dann hilf mir”, dann half Jesus diesem Mann im Glauben zu wachsen. Oder erinnern wir uns daran, wie Jesus dem zweifelnden Thomas begegnet ist: Johannes 20,27 “Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!”
In aller Kürze bedeutet das, dass wir auch mit unseren Zweifeln zu Jesus kommen sollen. Jesus nimmt die Zweifler an, ist durchaus eine Botschaft für uns: Denn wenn wir uns fragen: wer kann uns den Glauben stärken, dann finden wir hier keine bessere Antwort, als bei Jesus.
Lasst mich an dieser Stelle auf einen möglichen Einwand eingehen: ein aufmerksamer Bibelleser könnte einwenden: Sergej, hast du nicht gelesen, was uns Jak 1,6-8 lehrt, wo es heißt: “Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Winde getrieben und aufgepeitscht wird. Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde. Ein Zweifler ist unbeständig auf allen seinen Wegen.”
Hier klingt die Bibel offensichtlich ganz anders, und Jakobus warnt entschieden davor, das Zweifel gefährlich ist.
Dazu lässt sich zweierlei sagen:
Zum einen, das stimmt wohl, dass der Zweifel gefährlich ist. Schon im Wort Zweifel, steckt das wörtchen zwei drin, was das Pendeln zwischen zwei Meinungen ausdrückt. IN diesem Fall zwischen Glauben und Unglauben. Die Gefahr am Zweifel ist, dass das Pendel in Richtung Unglauben ausschlagen kann. Dennoch müssen wir zwischen Zweifel und Unglauben unterscheiden.
Das würde immer noch nicht ganz erklären, warum Jakobus so harsch mit dem Zweifel an sich ins Gericht geht, das liegt an der griechischen Bedeutung des Begriffes. Im Griechischen üblichen Straßengebrauch des Begriffes, ist Zweifel ein komplett neutrales, ja sogar ein positives Wort und bedeutet unter anderem auch “beurteilen, unterscheiden, bewerten, Urteil fällen, hervorheben oder entscheiden”. Jakobus möchte nicht, dass sich seine Leser eine falsche Illusion über die Gefahren des Zweifelns machen, und Zweifel an sich als etwas neutrales sehen, denn der Christ sollte sich immer für den Glauben, nicht für den Zweifel entscheiden.
Ich denke in einer gewissen Weise begegnet uns Jesus hier auch als Seelsorger, wie wir Menschen um uns herum begegnen dürfen, die von Zweifeln geplagt sind. Wir sollten auch bei ganz hartnäckigen Zweifeln nicht die Hoffnung aufgeben, bezeugen sie ja immer, dass noch ein Rest Glauben übrig geblieben ist.
Vor einiger Zeit habe ich die Geschichte von William Cowper gelesen. Es ist ein bekannter christlicher Liederdichter, z.B. stammt das Lied: “Es ist ein Born, drauß heilges Blut für arme Sünder fließt”. Aber sein Leben lang hatte er mit Zweifeln zu kämpfen, ob ihm persönlich wirklich vergeben wurde. Oft fiel er für monate in eine tiefe Depression, Verzweiflung und Dunkelheit. Aber er hatte einen Freund, nämlich John Newton, der in all den Jahren nicht aufhörte, ihn zu ermutigen und nicht seinen Zweifeln mehr zu glauben, als den Verheißungen Jesu.

4. Wie aus einer verzweifelten Unreinheit, eine Reinheit ohne jeden Zweifel wurde.

So wie die Unreinheit des Aussätzigen besonders heftig war, so war auch die stattfindende Reinheit in besonderer Weise von ganz neuer Art.
In Christus ist eine bessere, unerwartete Reinheit zu finden, wie uns
Eph 5,25-26 berichtet: “Wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen. Er hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort,”
Wir wollen noch überlegen, warum die Reinheit, die von Jesus ausgeht, besonderer Art ist:
1. Erstens: Die Reinheit ist besonderer Art, weil sie besonders Ansteckend ist.
War im alten Bund die Unreinheit, das was ansteckend war, ist es nun die Reinheit Jesu, die ansteckend ist. Damit wird deutlich, das mit Jesus die alttestamentlichen Verheißungen der Neuen Reinheit Ihre Erfüllung im Glauben an Jesus finden. Heißt es doch in Titus 1,15 “Den Reinen ist alles rein; den Unreinen aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern unrein ist beides, ihr Sinn und ihr Gewissen.” - Das macht uns deutlich, dass die Reinheit aus dem Glauben kommt. Die Reinheit Jesu ist ansteckend, aber nicht unsere Unreinheit für ihn.
2. Zweitens: Dieser Reinheit ist man besonders bedürftig.
Was war das erste was dieser Aussätzige getan hat, als er dieses außergewöhnliche und beeindruckende Wunder an sich selbst erlebt hat? Er ging hin und wiedersetzte sich einem ausdrücklich formulierten Gebot Jesu. Er war schlicht weg ungehorsam. Beachtet die Formulierung des Gebotes. Markus 1,4343 Und er ermahnte ihn ernstlich und schickte ihn sogleich fort (Schlachter 2000). Was macht aber dieser Mann? Statt zum Priester zu geht, posaunt er seine Erfahrungen überall herum.
Das spricht viele Bände über uns Menschen, aber vor allem macht es deutlich, dass selbst dieser Aussätzige einer Reinigung bedurfte, die noch viel tiefer und weiter geht, als die Heilung vom Aussatz. Nach seiner Reinigung hatte er nichts mehr nötiger, als eine Reinigung (nämlich die, von seinem Ungehorsam)
3. Drittens hat diese Reinheit einen besonderen Preis Unreinheit bedeutet immer Isolation. Wer ist am Ende alleine in der Wüste? Jesus. Wir lesen schließlich, dass Markus 1,45 “Er aber ging fort und fing an, viel davon zu reden und die Geschichte bekannt zu machen, sodass Jesus hinfort nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte; sondern er war draußen an einsamen Orten; und sie kamen zu ihm von allen Enden.” Hier fängt eine Einsamkeit an, die in Markus Beschreibung von Jesu Dienst immer weiter zunimmt, immer mehr Feinde sammeln sich um Christus, und am Ende ist er ganz alleine am Kreuz außerhalb der Stadt, zwischen zwei Unreinen Schurken wird er gekreuzigt.
Was in der Berührung zwischen Jesus und dem Aussätzigen stattfand, war also ein Tausch: Während der Aussätzige nun seine Isolation verlassen konnte, nahm Jesus diese nun ein. Eine eigentlich komische Umkehr, dass gerade die Reinheit in Person in die Isolation muss.
Hier ist etwas vorgebildet, was jeder Sünder, der an Christus glaubt erfährt, dass Christus für uns zur Sünde wird, er aber für uns zur Gerechtigkeit. Wie uns auch 2 Korinther 5,21 lehrt: “Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.”

Schluß

Etwas besonderes möchte ich euch zum Schluß mitgeben: möchte ich etwas besonderes mitgeben: Das teuer erkauft sein, ist eigentlich keine Abschreckung zu Jesus zu kommen, sondern eine Motivation:
Dieser hohe Preis für unsere Reinheit soll uns aber nicht abschrecken, wenn die Sünden uns drücken, sondern vielmehr Gewissheit darüber schenken., dass auch hartnäckige Sünder nirgendwo anders Reinheit finden können, außer bei Christus. Jesus meint es furchtbar ernst mit unserer Reinheit, deswegen hat er sie mit seinem eigenen Blut erkauft. Deswegen kann er frei jeden einladen zu ihm zu kommen, und so dürfen wir hören : Offenbarung 21,6 “Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.”
Ich habe gehört, dass jemand, der schon im ganzen Körper Aussätzig ist, als nächstes in seiner Sprachfäigkeit angegriffen wird, und so zusagen nicht mehr sprechen kann. Die Situation unseres Aussätzigen stand also bereits auf der Messers Schneide: Doch bei Christus wurde er wieder gänzlich wiederhergestellt und ist so eine Ermutigung für uns, in unseren permanenten oder hartnäckigen oder vernichtenden Unreinheiten der Sünde immer nur einen Weg zu kennen: Den Weg zum Kreuz Christi.
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