Kol 3,1-11 Lebe nun was du schon bist

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Lebe nun, was du schon bist! Konzept der alten und neuen Natur im NT. Ausrichtung nach oben. töten aller Unmoral und Habsucht. Ablegen aller bösen Worte.

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Einleitung

Ein Zahnarzt würde sagen: “Heute tut kann es ein wenig weh tun.” Regelmäßig untertreibt er bei so einer Ankündigung.
Wir lesen Kol 3,1-11.

Das biblische Konzept der neuen und alten Natur

Wir haben mit den ersten 11 Versen aus dem 3. Kapitel des Kolosser-Briefes gerade einen Text gelesen, der eine saubere Herleitung aus dem 2. Kapitel erfordert. Wir verstehen sonst nicht, wovon Paulus redet, wenn er uns auffordert,
statt auf das Irdische auf das Himmlische zu schauen, wenn wir gar nicht mehr hier leben. (Kol 3,2)
etwas zu töten, was schon tot ist. (Kol 3,5)
etwas abzulegen, was wir schon gar nicht mehr anhaben. (Kol 3,9)
Licht ins Dunkel bringt das biblische Konzept von der “alten und neuen Natur des Menschen”.
Ich möchte euch zunächst diese oft im neuen Testamentes beschriebene Lehre erläutern, bevor wir wieder zu unserem eigentlichen Text zurückkommen.

Die Lehre von den zwei Naturen

Folie 0: Überblick über die vier “Stationen” der menschlichen Natur aus geistlicher Sicht

Folie 1: Der sündlose Mensch im Paradies

Im Schöpfungsbericht wird uns berichtet, wie Gott die Welt schuf:
Tagsüber wurde “geschafft”.
Abends schaut er auf das Tagewerk zurück und stellte sechs Mal fest, dass es “gut” war (1Mo 1,4.10.12.18.21.25).
Am sechsten Tag schuf Gott den Menschen. Am Abend schaute er auf das vollbrachte Werk - Adam - und bewertet es mit “sehr gut” (1Mo 1,31).
Perfekt. Ohne Sünde. So war Gottes Schöpfung. So war der Mensch. Bis zum Sündenfall. Für alle späteren Generationen und uns heute ist dieser perfekte Mensch also Geschichte.

Folie 2) Der gefallene Mensch nach dem Sündenfall

Dann kam der Sündenfall (1Mo 3). Mit dem Sündenfall hat jeder Mensch das Gen der Sünde geerbt (Ps 51,7; Jer 17,9). Die Bibel bezeichnet die gefallene Natur des Menschen mit ganz vielen verschiedenen Ausdrücken, z.B. Fleisch, alte Natur, irdischer Mensch usw.
Der gefallene Mensch beschreibt also unsere eigene Natur - bevor wir gläubig geworden sind. Es ist wichtig, uns das vor Augen zu halten, um einzuordnen, was Jesus und Paulus im Folgenden über diese alte Natur, das Fleisch, zu sagen haben:
Jesus selbst fällt in Joh 6,63 ein vernichtendes Urteil über dieses “Fleisch”:
Johannes 6,63 (LU17)
63 ...das Fleisch ist nichts nütze...
Paulus nimmt diesen Gedanken auf
Römer 8,8 (NeÜ)
8 Wer also von seiner eigenen Natur bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen.
Der unbekehrte Mensch kann sich noch so viel bemühen, mit diesem Fleisch, mit dieser alten Natur, werden wir kein Gott gefälliges Leben führen. Der unbekehrte Mensch ist beherrscht von der alten Natur, ihren Begierden und ihrem Willen (Eph 2,3).
Jeder Mensch “startet” in diesem Zustand des gefallenen Menschen. Aus dieser ausweglosen Situation hilft uns nur eines: Die Wiedergeburt.
Der dritte Zustand ist der des wiedergeborenen Menschen.

3) Der wiedergeborene Mensch mit seiner neuen Natur

Jesus erklärte Nikodemus in seiner nächtlichen Bibelstunde das Wesen der Neugeburt.
Nur ein wiedergeborener Mensch kann gerettet werden (Joh 3,3). Wörtlich “von neuem/oben geborener/gezeugt” - da steckt im Griechischen wieder das Wort “Gen” drinnen. In der Wiedergeburt bekamen wir ein neues Gen eingepflanzt.
Das Bild der Zeugung offenbart aber auch, dass wir nicht selber Urheber dieser Wiedergeburt sein können, sondern dass dieser Neuanfang von außen kommt: Durch den Geist Gottes. Die gefallene Natur des Menschen ist unfähig, sich selbst zu bekehren!
Jesus macht Nikodemus, dem Gesetzeslehrer, klar, dass der so von oben gezeugte, neue Mensch zwei Naturen hat:
Johannes 3,6 LU17
6 Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist.
Und das ist unser Zustand heute. Wir sind noch im Fleisch, aber wir haben gleichzeitig dieses neue Gen, diese neue Natur in uns.
Die neue Natur kann nicht sündigen. 1Joh 3,9. Ohne die Lehre der zwei Naturen können wir den 1. Johannesbrief niemals verstehen.
Genau diese “Geschichte” konnten wir im Kol 2 lesen:
in Christus sind wir beschnitten, d.h. in Christus hat Gott weggetan, was sündig ist (Kol 2,11)
in Christus sind wir begraben, d.h. unser geistlicher Tod ist bestätigt. Der Preis für die Sünde ist dadurch bezahlt, dass wir mit Christus gestorben sind (Kol 2,12)
in Christus sind wir aber auch auferstanden, d.h. wir haben (jetzt schon!) das neue Leben (Kol 2,13)
in Christus hat unser Schuldbrief keine Macht mehr: Er hängt am Kreuz (Kol 2,14)
Die Botschaft der ersten beiden Kolosser-Kapitel ist: Unsere Identität ist jetzt in Christus:
Kolosser 1,27 (LU17)
27 … dieses Geheimnisses … ist, ... Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Ok.
Aber in wieweit ist das in meinem Leben Realität?
Will ich mir jetzt selber was in die Tasche lügen?
Wer von uns lebt diesen Christus den ganzen Tag aus?
Wer von uns lebt ohne Sünde?
Wie passt das zusammen?
Einen sachdienlichen Hinweis liefert Paulus:
Römer 7,17 LU17
17 So tue ich das nicht mehr selbst, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
Wow! Wenn das nicht befreit! All mein Versagen - auch heute noch - kommt aus der gefallenen Natur! Und die ist mit ihm gekreuzigt - gestorben und begraben. (2x!)
In diesem Zusammenhang hat Luther gesagt: Der alte Adam in uns soll ersäuft werden. Nimm dich aber in acht, das Aas kann schwimmen!
Paulus war nicht so weltfremd, dass er sich seit seiner Wiedergeburt für sündlos gehalten hätte. Aber er wollte die Sünde endlich los werden. Und das hat ihn verzweifeln lassen.
Vielleicht auch dich? Dich plagt eine sündige Angewohnheit, die du einfach nicht los werden willst? Wir kommen da gleich - leider nur noch kurz - drauf zu sprechen.
Verzweifele nicht daran, dass du die Sünde nicht los wirst! Paulus litt genauso an seiner alten Natur und flehte am Ende von Rö 7:
Römer 7,24 LU17
24 Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Leib des Todes?
Zwei Punkte bringt Paulus damit zum Ausdruck:
Dieses Leiden an der alten Natur ist ein Zeichen deiner Bekehrung. Der unbekehrte Mensch hat das Problem nicht!
Die ewige Erlösung wartet noch auf uns!
Und das ist genau die Überleitung zu dem letzten Zustand, dem des erlösten Menschen:

d) Der erlöste Mensch in der Ewigkeit

Paulus fragte in Rö 7,24: Wer wird mich erlösen? Und antwortet in Vers 25: Christus. Ihm alleine sei Dank!
In der Ewigkeit wird das offenbar werden, was wir jetzt schon in Christus haben: wir werden IHM gleich sein 1Joh 3,2.

...und was tun wir in der Zwischenzeit?

FOLIE 6. Davon handelt unser Text Kol 3,1-11. Er “funktioniert” jedoch nur vor dem Hintergrund der Lehre der beiden Naturen im Gläubigen.

Schlüsselwort ist “nun”

Im Kolosser-Brief hatte ich immer ein Schlüsselwort gewählt, dass uns hilft, den Text zu gliedern.
In der ersten Predigt war Schlüsselwort “alles”: In Christus haben wir alles nicht nur ein bisschen.
In der zweiten Predigt das Schlüsselwort “in ihm” alle Schätze, Leben und festen Grund
In der dritten Predigt “nun”. (gespr. “uhn”)
Das Wort “nun” beinhaltet den Gedanken, dass sich etwas Grundlegendes geändert hat, was jetzt ein anderes Handeln nach sich zieht. Du bist wiedergeboren und hast eine neue Natur.
Diesen Gedankenfluss nimmt unser Paulus so ziemlich in jedem Brief auf: Er beginnt mit der “Theologie”, dem was wir in Christus haben, und kommt dann zur “Praxis”. Röm 1-11 und Röm 12-16. In Römer 12,1 steht auch dieses “nun”.
Der Kernsatz für heute heißt: Lebe nun, was du schon bist!
Wir betrachten:
Nun richtet euch nach oben aus: Unsere Ziele (Kol 3,1)
Nun tötet eure Glieder: Unser Umgang mit Sexualität und Geld (Kol 3,5)
Nun leget alles Irdische ab: Unsere Worte (Kol 3,8)

1. Nun richtet euch nach oben aus (Kol 3,1-4)!

Kolosser 3,1 (LU)
Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.

Was wir sind: gestorben und auferweckt in Christus

Der Grundgedanke folgt unserem Kernsatz: “Lebe nun, was du du schon bist!”
“Das was du schon bistbeschreibt Paulus in den ersten drei Versen:
Wir sind mit Christus auferweckt, haben neues Leben (Kol 3,1).
Denn wir sind mit Christus gestorben, unser Leben ist in Christus verborgen (Kol 3,3)
Das ist der Zustand des wiedergeborenen Menschen - “was wir sind”

Was wir werden steht in:

Kolosser 3,4 LU17
4 Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.
Wir werden (Zukunft!)
offenbar werden (eine Wahrheit aufdecken, die jetzt schon ist!)
mit ihm
in Herrlichkeit (1Joh 3,2).
Der Vater hat uns in Christus dazu berufen, eine Ewigkeit bei ihm zu sein (Kol 3,4). Eine Ewigkeit in absoluter Herrlichkeit:
Herrlichkeit weil wir bei Gott sind.
Herrlichkeit weil wir im Himmel sind
Herrlichkeit bezogen auf uns! Wir werden herrlich sein - ohne Sünde, ohne Schuld, ohne Tränen.
Das ist unsere Berufung.
Auf der eben gezeigten Folie sind wir dann also ganz rechts!
Der Zeitpunkt dieses “offenbar werdens” ist die Wiederkunft Jesu in Macht und Herrlichkeit (1Petr 5,4)
In der Zeit zwischen unserer Neugeburt und dem Offenbarwerden dessen, was wir jetzt schon sind, dazwischen steht dann:

Was wir sollen: Uns nach oben ausrichten

Kolosser 3,1–2 (LU17)
1 Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.
2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
Wenn ihr jetzt schon mit Christus auferstanden seid und einmal mit ihm in Ewigkeit verherrlicht werdet, dann richtet euch nun nicht mehr nach dem aus, was auf der Erde ist, sondern nach dem was “droben” im Himmel ist.
Trachten” spricht davon “sich auf etwas zu konzentrieren und auszurichten”.
Wann habt ihr das letzte Mal einen Menschen getroffen, der sich verlobt hat und unbändig auf die Hochzeit freut? Der oder die hat seinen Kopf komplett in rosa Wolken.
Suchen, was oben ist, das meint aber nicht vom Himmel träumen, sondern
sich einem Botschafter gleich für seine eigentliche, himmlische Heimat einsetzen
nicht auf irdischen Besitz zu setzen, sondern ganz vernünftig handelnd in die himmlische Heimat zu investieren.
nicht die Welt verbessern wollen (Klimaschutz, Politik), sondern ihre endgültige Verdorbenheit anerkennen.
Inwieweit bist du schon in der himmlischen Welt “angekommen”?
Du kannst es mir jetzt vorwerfen, aber in sind wir nicht wirklich “weltfremd” geworden?
Das erste “nun” bezieht sich also auf unsere Ausrichtung und Orientierung: Richte dich nach oben aus, damit du lebst, was du schon bist.
Das 2. “nun”:

2. Nun tötet alles irdische: Sexuelle Unmoral und Habsucht!

Kolosser 3,5 (LU)
So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist.

Sexuelle Unmoral und Habsucht

Mit dem zweiten “Nun” kommt Paulus runter in unsere irdische Realität. Er nennt die ersten Beispiele von Verhaltensweisen, die es “nun” abzutöten gilt: Ein sündiger Umgang mit unserer Sexualität und mit Habsucht.
Sicherlich ist das eine der Stellen, die dafür verantwortlich sind, dass wir in christlichen Kreisen sexuelle Sünden sehr hoch bewerten.
Ein Christ kann lügen, für den beruflichen Erfolg über Leichen gehen, aber wehe er begeht Ehebruch!
Es fällt aber auf, dass Paulus Habsucht unmittelbar hinter den verschiedenen sexuellen Sünden anschliesst.
Was hat es mit den von Paulus hier genannten Verhaltensweisen auf sich?
Unzucht meint jede Art des Geschlechtsverkehrs außerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau.
Unreinheit spricht von jeder Form der Unmoral, dem Gegenteil von Heiligung (1Thess 4,7)
Leidenschaft oder Lust beschreibt ein sündiges Begehren, Haben-wollen
Begierden
Alle diese Worte beschreiben also ein Wünschen und Streben nach etwas, was mir nicht gehört (z.B. auch einem bereits verheirateten Menschen).
Genauso sieht Gott offensichtlich auch die
Habsucht: Anders übersetzt auch als Gewinnsucht und Geiz.
Gott gehört alles. Wenn ich meine Finanzen Gott nicht zur Verfügung stelle und unterwerfe, dann habe ich einen Götzen. An anderer Stelle bezeichnet Paulus sie als Wurzel allen Übels. 1Tim 6,10.

Wie sollen wir mit diesen Versuchungen umgehen?

Nun, sie sind Teil der alten Natur, der wir gestorben sind, aber - wir haben es einleitend gehört - das Aas kann schwimmen!
“Wir sind der Sünde gestorben” heißt deshalb nicht:
dass wir immer weniger sündigen. Das belegt unsere eigene Erfahrung.
Es heißt noch nicht einmal,
dass wir nicht mehr sündigen wollen. Auch das belegt unsere eigene Erfahrung: Manche Sünde tun wir ganz bewusst. Wir leben noch im Fleisch.
Paulus fordert uns auf, kompromisslos mit der Alten Natur umzugehen. Er verwendet dazu das Wort “töten”.
Töte ab, was dich versklaven will, obwohl du eigentlich erlöst und freigekauft bist.
Was heißt dieses töten? Meint Paulus Selbstverstümmelung? Offensichtlich nicht!
Jesus sprach auch davon, das Auge, das uns verführt (Mk 9,47), wegzuwerfen.
Aber ist das Problem damit gelöst, wenn wir ein Auge wegwerfen? Nein! Das andere frönt weiter der Lust! Auch Jesus meinte also offensichtlich etwas anderes - so wie Paulus hier.
In Israel gab es eine gerichtliche Verstümmelung: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wenn wir uns selber richten, kommen wir dem göttlichen Gericht zuvor (1Kor 11,31). Das Bild des Tötens spricht also nicht von Selbstzerstümmelung, sondern davon Sünde in unserem Leben ins Gericht zu geben, uns entschieden von ihr zu trennen.
“Töte” - Das ist ein Prozess, der so ähnlich abläuft wie das Beschneiden einer Weinrebe: Die Auswirkungen der Alten Natur werden abgeschnitten, damit die Neue Natur Raum gewinnt.
Du sollst dich bewusst, täglich entscheiden, alles das weg zu tun, was dich zur Sünde verführen will.
Als Gläubiger sollst du “nun” - da ist es ! - nicht mehr wie früher leben. Du bist gestorben und mit Christus auferweckt worden, also muss dein Leben “nun” zeigen, dass du eine neue Schöpfung bist.

Was heißt das praktisch?

Konkret für die beiden Themen, die Paulus hier nennt:

Kann ein Christ noch Spaß am Sex haben?

Einige Christen haben gelehrt, dass sexuelle Befriedigung mit geistlichem Wachstum unvereinbar ist.
Franz von Assisi ging sogar so weit, dass er als Erwachsener nie eine Frau ansah.
Aber die Warnung in diesem Vers richtet sich nicht gegen Sex, sondern gegen alle Arten sexueller Perversion.
Wo ist die Grenze?
Die Bibel feiert die Ehe zwischen Mann und Frau als den richtigen, biblischen Rahmen auch für sexuelle Erfüllung.
Als christliche Männer und Frauen erleben wir wahre Liebe - einschließlich sexueller Intimität - mit der lebenslangen Treue zu unserem Ehepartner. Das ist der Weg Gottes.
Alle anderen Arten sündiger Sexualität sollen wir in unserem Leben richten und töten.

Das gleiche gilt für unseren Umgang mit Geld.

Es gab und gibt auch reiche Christen. Wir müssen nicht in Askese leben, wir dürfen Gottes Gaben genießen. Aber wir sollen auch nicht geizig werden, sondern die uns geschenkten Gabe für das Reich Gottes einsetzen. Geiz und Habsucht sollen wir richten und töten.
Als nicht wiedergeborener Mensch magst du dir vielleicht die eine oder andere schlechte Angewohnheit abtrainieren, aber das leer gefegte Haus wird von anderen Dämonen noch schlimmer belagert - um ein biblisches Bild zu gebrauchen.
Dazu ist geistliche Energie nötig, die du aber nicht aus dir selbst kommen kann. “Das Fleisch ist zu nichts nütze”. Paulus erinnert daran, dass
Römer 8,13 (LU17)
13 ... durch den Geist die Taten des Leibes tötet...
Diese martialische Sprache zeigt deutlich, dass die Auseinandersetzung mit Sünde im Leben auch für den Christen ein echter, ein geistlicher Kampf ist.
Der Zorn Gottes - über wen?
Ein letzter Gedanke zu
Kolosser 3,6 LU17
6 Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.
Kommt der Zorn Gottes über seine Kinder, die sexuelle Sünden begangen haben oder habsüchtig sind?
Nein, Paulus sagt hier selbst, dass der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams kommt (Kol 3,6).
Du wirst nicht gerettet, weil du ein Leben in sexueller oder finanzieller Askese führst, sondern du veränderst deinen Lebensstil, weil Gott in seiner Gnade dich bereits gerettet hat.
Töte, was vor Gott schon tot ist, weil du weißt, wie zornig Gott diese Dinge machen!
Die Aufforderung heisst: “Töte!” Sie heisst nicht: mache dein Fleisch ein bisschen besser. Es geht um sterben lassen, nicht um verbessern. Das neue Leben kommt von Gott nicht durch dein Verschlimmbessern!
Das war das zweite “nun”, jetzt das dritte:

3. Nun legt alles irdische ab: Der Umgang mit unseren Worten!

Das Bild vom Kleidung ablegen

Kolosser 3,8 (LU)
Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde;
Paulus verwendet jetzt ein anderes Bild für den Konflikt zwischen der alten und neuen Natur. Er sagt, wir sollen unser Verhalten ablegen, so wie man dreckige, schmutzige Kleidung ablegt.
Wenn zum Beispiel ein Mann einen Smoking und eine Frau ein traumhaftes Abendkleid trägt, hat das Auswirkungen auf ihr Verhalten. Sie schauen in den Spiegel und sehen sich für einen würdigen und förmlichen Anlass gekleidet, also verhalten sie sich entsprechend.
Umgekehrt: Wenn du den Tag in der Jogging-Hose verbringst, dann ist die Gefahr ungleich größer, dass du dich auch so benimmst!
Paulus fordert uns quasi auf, die Jogging-Hose der alten Natur abzulegen und den Smoking der neuen anzuziehen.
In diesem letzten Punkt bezieht er sich auf unsere sozialen Kontakte: Das Schlachtfeld für diesen Konflikt zwischen alter und neuer Natur sind oft unsere Worte.

Worte offenbaren, was in uns steckt

Jesus sagte seinen Jüngern:
Matthäus 15,18 LU17
18 Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein.
Nicht unser Essen ist das Problem (früher: Götzenopferfleisch, heute vegetarisch/Fleisch), sondern unsere Worte.
Das Argument Jesu ist, dass unsere Worte offenbaren, was in unserem Herzen ist.
Das trifft die Denkweise in unserem Vers an die Kolosser: Legt das Verhalten ab, dass dem neuen Menschen in euch unwürdig ist. Geht nicht im Jogging-Anzug auf den Abi-Ball!
Kolosser 3,8–10 LU
Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat.
Konkret spricht Paulus an:
Zorn: Gemeint ist hier ein schnelles Aufbrausen wie ein Strohfeuer. Ein als falsch oder ungerecht empfundenes Verhalten eines anderen macht uns zornig. Auch Gott ist zornig (z.B. Rö 1,18), aber in seinem Zorn gerecht; wir oft nicht.
Wut oder Grimm ist dumpfer, umfassender. Wut benutzt impulsive und aggressive Worte
Lästerung: Also völlig unnötig Schlechtes über einen nicht Anwesenden sprechen, ihn niedermachen
Schimpfworte
Lüge
Es liegt sicherlich am persönlichen Temperament, inwieweit wir mit unseren Worten offenbaren, wieviel “alte Natur” noch in uns steckt.
Paulus fordert uns auf, nun zu leben, was wir sind. Wir sollen Botschafter an Christi statt sein. Sein Wesen widerspiegeln. An anderer Stelle sagt er:
Philipper 1,20 (NeÜ)
20 Ich erwarte und hoffe sehr, dass ich nichts tun werde, dessen ich mich schämen müsste, sondern dass jetzt genauso wie bisher Christus an mir und durch mich in aller Öffentlichkeit groß gemacht wird...
In allem, was ihr tut, in und außerhalb eurer Ehe, mit eurem Bankkonto, mit eurem Mund:
Denk daran, wer du schon bist - Gottes Kind
Denk daran, was deine Berufung ist - eine Ewigkeit mit Christus und wie Christus
Deshalb: Lege ab, was du schon ausgezogen hast, damit Christus jetzt schon Gestalt in dir gewinnen kann!
Der 2. Punkt “Töten der Glieder” sprach vom deinem persönlichen Leben, beispielhaft an deinem Umgang mit der Sexualität und dem Geld.
Der 3. Punkt “Lege ab” spricht eher von deinem Leben in Beziehung zu anderen, ausgedrückt in den Worten, die du benutzt.
Deshalb schließt Paulus unseren Text mit:
Kolosser 3,11 LU17
11 Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus.
Das macht uns gleich:
Zwischen den Rassen, die unser Äußerliches prägen
zwischen den (ursprünglichen) Religionen, die unser Denken prägen
zwischen den Kulturen, die unser Verhalten prägen
zwischen den wirtschaftlichen Möglichkeiten
Am Ende, wenn wir erlöst bei ihm sind, werden wir sein wie er. Alle.

Zusammenfassung

Der bestimmt nicht leichte Text von heute hat uns gezeigt, dass im wiedergeborenen Christen ein Kampf tobt: Der Kampf zwischen unserer alten und neuen Natur.
Je länger ich meinen Weg mit Jesus gehe, umso mehr erkenne ich, dass und wo ich überall falle.
Grundsätzlich sollten wir unser Leben mehr nach der Ewigkeit ausrichten als nach dem, was sich “hier unten” abspielt.
Konkret benannte Paulus heute die Bereiche der Sexualität, des Geldes und unseres Verhaltens gegenüber anderen.
Wenn ich entdecke, was an Bösen noch alles in mir steckt, dann kann ich daran verzweifeln. Paulus tat das auch. Das tröstet.
In meinem Fleisch, meiner alten Natur, werde ich es niemals “schaffen”. Dazu ist das Fleisch niemals in der Lage (Rö 8,7). Auch das tröstet.
Trotzdem fordert uns Paulus heute morgen auf:
Lebe nun, was du - in Christus - schon bist! Die alte Natur ist tot, behandele sie auch so!
Töte, richte, schneide ab, was den Zorn Gottes über die “Kinder des Ungehorsams” bringt! Es gibt persönliche Verhaltensweisen, die sich für ein Kind Gottes nicht mehr gehören.
Lege ab, was im Zusammenleben mit anderen Menschen, nicht mehr angemessen ist. Verhalte dich wie ein Kind Gottes: Smoking - nicht Jogging-Anzug.
Aber schlußendlich: Freue dich, dass du in Christus bereits alles hast und deine ewige Erlösung niemals davon abhängig ist, wieviel du dich nach oben ausrichtest, welche Glieder du tötest und welche (a)sozialen Verhaltensweisen du ablegst.
Amen.
Fragen:
Wo erlebst du diesen Unterschied zwischen “ich lebe noch hier” und “ich freue mich auf die Ewigkeit”?
Wo hilft dir unser Text, ein “angemessenes” Leben zu führen?
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