Vision lehrt beten?

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Es macht einen Unterschied, auf das zu sehen, was jetzt nicht gut ist - oder auf das zu sehen, was Gott wirken will.

Notes
Transcript
Es liegen sieben Tage hinter uns, in welchen ein besonderes Angebot in Luzern da war. Nein, ich meine nicht die Fasnacht. Ich meine auch nicht das schöne Skiwetter. Ich meine die Gebetswoche der Evangelischen Allianz Luzern. 24-7: an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden beten. Stundenweise, abwechselnd, Christen aus ganz Luzern machten mit. Auch einige Hauskreise aus unserer Gemeinden nutzten dieses Angebot.
Der Gebetsraum ist eindrücklich eingerichtet. Und wer den Raum betrat, konnte etwas von dieser besonderen Atmosphäre merken, wenn Menschen Gott begegnen. Oder Gott Menschen begegnet. Beten ist doch nichts anderes, oder?! Es ist ein Ort der Anbetung und ein Ort des Anrufens Gottes. Hilfeschreie für den Ukraine-Krieg und Visionen für Luzern.

Beten mit Vision

Die Gebetswoche stand unter dem Bibeltext, den wir in Jesaja 43,18-21 finden. Darüber möchte ich heute predigen - unter dem Thema “Vision lehrt beten?”
Hier also unser Predigttext:
Jesaja 43,18–21 NLB
Denkt nicht mehr daran, was war, und grübelt nicht mehr über das Vergangene. Seht hin; ich mache etwas Neues; schon keimt es auf. Seht ihr es nicht? Ich bahne einen Weg durch die Wüste und lasse Flüsse in der Einöde entstehen. Die wilden Tiere auf den Feldern werden mir danken, ebenso die Schakale und Strauße, weil ich meinem erwählten Volk Wasser in der Wüste und Ströme in der Einöde schaffe, damit es zu trinken hat. Ja, ich will in der Wüste Quellen entspringen lassen, damit mein auserwähltes Volk sich erfrischen kann. Es ist das Volk, das ich mir dazu erschaffen habe, von meinem Ruhm zu erzählen.
Das Organisations-Team der Gebetswoche legt uns diese Sicht der Dinge nahe: Gott hat nicht nur in der Vergangenheit gewirkt - nein, er ist auch jetzt dran. Seht ihr es denn nicht?
Sehen - eine Sicht haben - die Augen geöffnet bekommen.... Das Wort “Vision” heisst wörtlich: “Sicht”. Etwas, das man vor den Augen hat. Etwas, worauf man den Fokus richtet. Ja, der Fokus ist ja der Brennpunkt einer Linse. Hat auch mit Sehen zu tun.
Jesaja ist ein Seher. Ein Prophet, der gewaltige Visionen hat. Er sieht die Zukunft Israels so präzise, dass heutige Gelehrte sagen: dieser Text kann unmöglich von Jesaja selbst sein - wie kann er zum Beispiel den Namen des persischen Königs Kyros fast 200 Jahre im Voraus nennen? Nun, ich kenne einen Gott, der die Zukunft fehlerfrei voraussagen kann. Und wenn dieser Gott dem Jesaja seine Informationen präzise mitteilen kann, dann warum sollte er es nicht tun?
Jesaja sagt voraus, dass das Königreich Juda von den Babyloniern erobert wird - und so Gottes Strafe für ihre Abtrünnigkeit geschieht. Strafe, um sein Volk zu läutern und bereit zu machen für etwas Neues. Dann sagt Jesaja voraus, dass die Babylonier ihrerseits untergehen werden - erobert durch die Meder und Perser - eben diesen Kyros - und dass Gott sein Volk wieder zurück ins Land und in die Stadt Jerusalem bringen wird. Damit Israel in seine Bestimmung zurückkommt: ein Volk für den Lobpreis des HERRN zu sein. Und je mehr Jesaja von dieser Vision spricht, desto deutlicher wird: es ist nicht fertig, wenn Israel wieder ins Land zurückkommt, wenn der zerstörte Tempel neu gebaut wird, wenn die Stadtmauern Jerusalems wieder aufgebaut sind… nein: es kommt etwas Grösseres: Gott sendet seinen Messias, seinen Retter, der die Sünden der Welt trägt.
In unseren vier Versen (Jesaja 43,18-21) macht Gott deutlich: Richtet euren Fokus nicht auf das Vergangene. Bleibt nicht in schönen Erinnerungen hängen. Denkt nicht: früher war alles besser. Oder: es müsste wieder so werden, wie damals beim Auszug aus Ägypten. Übertragen auf uns: es müsste wieder so werden wie 1978 oder wie 1997 - oder wie damals, als Jesus über diese Erde ging und Wunder über Wunder geschah. Nein: seht, erkennt und erfahrt, dass Gott JETZT etwas Neues wirkt. Es spriesst schon!
Das ist eine geistliche Vision. Einen gottgegebene Vision für ein ganzes Volk. Und diese Vision will uns zum Beten inspirieren. Ist das während unserer Gebetswoche gelungen? Konnten wir diese Vision in unsere Zeit übertragen und in unsre Gebetsanliegen integrieren? Oder ist diese Vision leer geblieben, ein netter Wunsch oder ein seltsames Rätsel? Ich glaube, beides kann der Fall sein.

Eine Vision haben

Nun, lasst uns mal nachdenken, was eine Vision ist und wie sie uns in Bewegung setzt. Das ist nämlich eine Vision: ein Bild von der Zukunft, das uns in Bewegung setzt (Bill Hybels). Oder etwas ausführlicher:
Eine gute Vision ist mehr als eine Story! Eine gute Vision weckt in Menschen den Wunsch, sich gemeinsam auf eine Reise in die Zukunft zu machen und auch in schwierigen Zeiten weiter zu machen und zusammen zu halten. (Simon Schnetzer)
Wow. Vision weckt Wunsch. Gemeinsam gehen. Durch Dick und Dünn. Warum? Weil es sich lohnt.
Der ukrainische Präsident Selenski formuliert die Vision für sein Volk immer wieder: Wir sind Ukrainer. Wir werden siegen. Diese Vision setzt in Bewegung: viele Ausland-Ukrainer kehren in diesen Tagen zurück in ihr Heimatland, um im Krieg gegen Russland zu helfen.
Jesaja formuliert die Vision für sein Volk: der Gott, der uns aus Ägypten befreite, wird uns auch aus Babylonien befreien. Er, der uns aus der Sklaverei befreite, wird uns auch aus der Schuld unserer eigenen Sünden befreien. Diese Vision setzte das Volk in Bewegung, den Überrest des Volkes, besser gesagt. Der Teil, welcher Gott Glauben schenkte.
Für unsere Gemeinde haben wir vor sechs Jahren eine Vision formuliert. Wir waren überzeugt, dass sie eine gottgegebene Vision ist. Und sie hat uns in vielem in Bewegung gesetzt. Wie Jesaja über 10 Kapitel lang immer wieder die Vision Gottes wiederholte, vertiefte, ausdeutschte, so ist es auch bei uns dran, unsere Gemeindevision vom Staub der Geschichte zu befreien, von den Verkrustungen der Enttäuschungen zu reinigen und aus den Ketten des guten Willens zu entfesseln. Die Jesaja-Aufforderung gilt auch uns: träumt nicht vergangenen guten Tagen nach, frustriert über die Nöte der Gegenwart - sondern richtet euren Blick auf das, was Gott Neues hervorbringen will. Es spriesst schon: seht ihr es nicht?

Was hast du vor Augen?

Tatsächlich: was wir vor Augen haben, prägt uns. Unser Denken, unsere Hoffnung, unseren Frust… je nachdem, worauf wir sehen. Achtet in der folgenden Biblestory genau auf das: worauf sehen die Personen?
Biblestory 1 Mose 16,1-6 und 1Mose 21,8-21 - Hagars neue Vision
Sarai konnte keine Kinder bekommen. Darum schlug sie ihrem Mann Abram vor, ihre Sklavin Hagar als Nebenfrau zu nehmen. Das Kind Hagars wäre dann rechtlich Sarais Kind.
Nun, es kommt soweit. Hagar sieht, dass sie schwanger ist und verachtet jetzt ihre Herrin Sarai. Diese lässt sich das nicht gefallen und unterdrückt Hagar - bis diese es nicht mehr aushält und in die Wüste flieht.
Der Engel des HERRN findet sie in der Wüste neben einer Quelle und fragt sie: “Hagar, Sklavin von Sarai, woher kommst du und wohin gehst du?” - “Ich bin auf der Flucht!” - “Kehr um und unterordne dich deiner Herrin. Du wirst einen Sohn bekommen. Nenne ihn Ismael, denn der HERR hat deine Hilferufe gehört.”
1 Mose 16,13 “Da nannte Hagar den HERRN, der zu ihr gesprochen hatte, El-Roï. Denn sie sagte: »Ich habe den gesehen, der mich sieht!«
Abram war 86 Jahre alt, als Hager den Ismael gebar. Aber in den nächsten Jahren begegnete Gott Abram wieder und versprach ihm einen Sohn von Sarai. Das geschah, als Abraham 100-jährig war. Isaak wurde geboren.
Sara sah, wie Ismael mit dem kleinen Isaak umging. Das gefiel ihr nicht. Sie veranlasste, dass Abraham den Ismael und seine Mutter Hagar mit Wasser und Proviant ausgerüstet in die Wüste Beerscheba schickte.
Mittlerweile am Verdursten liess Hager den Jungen im Schatten eines Busches zurück, ging etwa 100 Meter weiter weg und weinte: “Ich kann nicht zusehen, wie mein Sohn stirbt.”
Gott hörte das Weinen des Jungen. Der Engel des HERRN sprach vom Himmel her zu Hagar:
“Hagar, was ist mit dir? Hab keine Angst. Gott hat das Weinen deines Sohnes gehört.”
1 Mose 21,18 “Steh auf, nimm den Jungen und halte ihn fest an der Hand, denn ich werde seine Nachkommen zu einem großen Volk machen.«”
Dann liess sie Gott einen Brunnen sehen. Sie hatten wieder Wasser - und das war der Anfang der neuen, grossen Geschichte, die mit Ismael begann.
Das Wort “sehen” kommt immer wieder vor. Hagar sieht, dass ihre Schwangerschaft ein Vorteil gegenüber ihrer Herrin Sarai ist - und wird überheblich. Sara sieht, wie Ismael den kleinen Isaak verspottet - und verjagt ihn samt Mutter. Hager sieht ihren Sohn am Verdursten - und gibt auf.
Das ist keine gottgegebene Vision - sondern sie sehen eine Not. Etwas, was sie unzufrieden macht. Lehrt sie die Not beten? Nein, sie beziehen Gott und seine Möglichkeiten nicht ein - jedenfalls erfahren wir das nicht.
Aber sobald Gott eingreift, passiert immer etwas. Es entsteht eine göttliche Vision. Hagar, schwanger in der Wüste, bekommt eine Vision, wer ihr Kind sein wird: ein Beweis dafür, dass Gott Gebete erhört. Daran erinnert der Name Ismael. Sarai und Abram, kinderlos, erfahren Gottes Vision: in einem Jahr werdet ihr einen eigenen Sohn bekommen. Hager und der Teenager Ismael am Verdursten, sehen Gottes Zukunftsvision für Ismael - und sie sehen einen Brunnen in der Wüste, der sie vom Verdursten rettet.
Es macht einen Unterschied, auf das zu sehen, was jetzt nicht gut ist - oder auf das zu sehen, was Gott wirken will.
Siehst du die heutige Not - oder siehst du, was Gott daraus machen möchte? Die Hanna, von der wir letzten Sonntag gehört haben: sie sah ihre Not und betete. Warum betete sie? Weil sie damit rechnete, dass Gott diese Not wenden kann. Und dann hörte sie die Zusage des Priesters Eli: “Der Gott Israels wird dir deine Bitte erfüllen!” (1 Samuel 1,17)
Warum komme ich auf diese Geschichte? Weil wir als Gemeinde im letzten Jahr uns getroffen haben, um auf Gott zu hören. Warst du dabei? Es war ein “Gemeindeforum” - spannend, was geschah. Wir fragten Jesus, was er uns über die Zukunft unserer Gemeinde sagen möchte. Und wir empfingen in einer Zeit der Stille einige Impulse, Eindrücke, Bibelverse. Einer davon ist der Satz Hagars: »Ich habe den gesehen, der mich sieht!« 1 Mose 16,13.
Erinnern wir uns noch einmal, was eine gute Vision ist:
Eine gute Vision ist mehr als eine Story! Eine gute Vision weckt in Menschen den Wunsch, sich gemeinsam auf eine Reise in die Zukunft zu machen und auch in schwierigen Zeiten weiter zu machen und zusammen zu halten. (Simon Schnetzer)
Die Vision Hagars war: Gott selbst zu sehen. Jesus ermutigt seine Zuhörer: Trachtet zuerst nach Gottes Reich und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere zufallen (Matthäus 6,33). Und Jesus will uns als Gemeinde genau das auch sagen: fokussiert euch auf mich! Ich bin der Gott, der euch sieht. Seht mich an!
Unsere Gemeindevision
Wir sind eine Kirche zum Begegnen. Wir leben unseren Glauben an Jesus Christus für unsere Mitmenschen spürbar und ansteckend durch wertschätzende Begegnungen und bedingungslose Annahme.
Der Zweck ist es, eine Kirche zum Begegnen zu sein… für Menschen in Luzern Süd und darüber hinaus.
Der Kern unserer Vision ist es demzufolge, dass wir unseren Glauben an Jesus Christus für unsere Mitmenschen spürbar und ansteckend leben.
Und unsere Mission folgt daraus. Es sind zwei Aufträge, für die wir uns von Gott gesendet sehen: wertschätzende Begegnungen zu schaffen und bedingungslose Annahme zu leben.
In der letzten Zeit hat sich diese Gemeindevision verdichtet auf vier einfache Wert-Begriffe. Ankommen - angenommen - befähigen - beauftragt.
Und wie soll das alles geschehen? Unsere drei Leitlinien heissen:
1. Wir wachsen durch das Evangelium
2. Wir fördern offene Kommunikation
3. Wir fokussieren uns - darauf, eine Kirche zu Begegnen für Menschen aus Luzern Süd und darüber hinaus zu sein.
Wer trägt diese Vision? Die Ältesten der Gemeinde haben vier Aufgaben: 1. acht haben auf die gesunde Lehre der Bibel: Gottes Wort, das Evangelium, Taufe und Abendmahl, 2. die einzigartige, gottgegebene Vision dieser besonderen Ortsgemeinde zu schützen, 3. die Leute zum Mit-Dienen auszubilden und 4. wenn nötig bei Gemeindegliedern Korrektur anzubringen.
Originaltext: (1) guard the integrity of the Word and sacraments and their gospel message, (2) protect the unique, God-given vision of this particular local church, (3) train people to be coministers, and (4) exercise godly discipline when needed. (Deep Church, Jim Belcher)
Älteste, Diakoninnen und Diakone können die Vision (zweiter Punkt) einer Gemeinde aber nicht alleine tragen. Sie können sie schützen, hochhalten, erinnern. Aber der Kern der Gemeinde, die Mitglieder, die Mitarbeiter, sie tragen die Vision mit.
Warum brauchen wir eine gemeinsame Vision? Wenn wir keine gemeinsame Vision haben, dann werden wir uns verzetteln. Dann werden wir automatisch unterschiedliche Visionen entwickeln. Der “spürbare und ansteckende Glauben” bekommt dann Konkurrenz: “tolle Gemeinschaft in der Cafeteria”, “generationentaugliche Gottesdienste”, “neue Familien gewinnen”, “eine betende Gemeinde sein”… Ist davon etwas falsch? Nein, auf gar keinen Fall. Das ist alles gut und richtig. Aber die Frage ist: was ist unsere gottgegebene, spezielle Vision für unsere Ortsgemeinde? Wovon sollen die Leute reden? Wie erklären wir jemandem, was unsere Gemeinde besonders macht? Ist es: wir sind eine Gemeinde mit einer Cafeteria? Ist es: wir sind eine Gemeinde, welche generationentaugliche Gottesdienste feiert? Ist es: wir sind eine Gemeinde, die ständig auf der Suche nach neuen Familien ist? Ist es: wir sind eine Gemeinde, die durchdrungen ist von Gebetstreffen und Gebetsgruppen und betenden Christen?
Als ich letzten November die Aufgabe hatte, an einem Treffen des Allianz-Netzwerks von Luzern unsere Gemeinde mit drei Eigenschaften vorzustellen, sagte ich: Einkaufszentrum. Die anderen Eigenschaften weiss ich nicht mehr. Aber jetzt frage ich mich: was hat Einkaufszentrum mit Vision zu tun? Kirche im Einkaufszentrum… das ist doch einfach ein Zustand. Der es Leuten manchmal einfacher macht, uns zu finden - und oft auch gerade nicht…
Aber “Gemeinde im Einkaufszentrum”? Das hohlt nun doch nicht wirklich einen passiv-fussballsehenden Pantoffelhelden vom Sessel hoch. Gemeinde im Einkaufszentrum, das haut niemanden vom Hocker.
Wir brauchen eine gemeinsame Vision, für die wir es wagen, miteinander auf den Weg zu gehen - und auch in Schwierigkeiten daran festzuhalten.
Wie wäre es mit: “wir sind eine Gemeinde, deren Glaube an Jesus Christus einfach spürbar und ansteckend ist?
Wann bewegt uns eine Vision? Wenn wir sie kennen und sie in uns etwas auslöst: einen Wunsch, genau dorthin zu kommen. Zu realisieren, verstehen: zu diesem Zweck gibt es unsere Gemeinde. Und das auch zu wollen.
Wollen. Gemeinsam etwas wollen, was wir erkennen, dass es uns von Gott geschenkt ist. Hagar und Ismael in der Wüste… sie gestalteten ihr Leben neu. Gottes Vision für Jesaja - es führte zum neuen Bund, den wir in Jesus haben. Wir leben in dieser Zeit, von der Jesaja geträumt hat! Wasser in der Wüste - Pfade in der Unebene. Orientierung und Hoffnung - durch den Glauben an Jesus! Evangelium - gute Nachricht!
Wohin bewegt uns eine Vision? Entweder in eine brennende Jesus-Abhängigkeit oder in stolzen Ehrgeiz. Nur eines davon lehrt uns beten. Der stolze Ehrgeiz sagt: das schaffen wir - wir spucken in die Hände und packen es an. Yes we can. Die brennende Jesus-Abhängigkeit sagt: ER schafft das - wir falten die Hände und packen es an. Yes He can.
Wie prägt uns eine gute Vision? Sie formt unser Selbstverständnis. Sie motiviert uns jeden Tag.

So what?

Herr, lehre uns Beten.
Lass uns unsere Vision beten.
Wie könnte ein Gebet aussehen, das sich an der Gemeindevision orientiert?
“Wir” - oh Vater, mach uns eins. Dass wir erkennen: das “Wir” ist grösser als das “Ich”
“Wir sind eine Kirche zum Begegnen” - wir beten für dieses Begegnen in drei Richtungen.
dass wir dir begegnen, Vater - oh, dass jeder Gottesdienst, jeder Treff in Gruppen die besondere Qualität hat, dass es eine Begegnung mit dir ist. Begegne uns während unseren Lobpreiszeiten - wir wissen ja: du sehnst dich nach Menschen, welche dich im Geist und in der Wahrheit anbeten… Entfache deine Liebe
dass wir einander begegnen - oh ja: die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns! Hilf uns, einander anzunehmen - bedingungslos. Einander zu vergeben, einander zu lieben, wie du liebst.
dass wir unseren Mitmenschen begegnen - wir wissen, dass wir nicht einfach eine Gemeinde für uns sind, sondern unsere Bestimmung ist, ein Segen für andere zu sein.
“Unser Glaube an Jesus Christus” - manchmal möchte ich rufen “Ich glaube, Herr. Hilf meinem Unglauben!” Oh Jesus, wir lieben dich und glauben an dich. Wir vertrauen dir und deinem Wort.
“wir leben den Glauben spürbar und ansteckend - für unsere Mitmenschen” - öffne uns Türen zu unserem Mitmenschen. Lass uns nicht nur nach aussen gerichtet sein, sondern nach aussen gehen. Nicht unser Programm öffentlich machen, sondern erkennen, wie dein Programm für unsere Mitmenschen aussieht. “Lass mich seh’n mit deinen Augen, lass mich seh’n!”
“wertschätzende Begegnungen” - wie du, lieber Jesus! Wie du den Zöllnern und Prostituierten begegnet bist. Und den Kindern und Frauen. Wie du Menschen das Gefühl geschenkt hast, etwas Besonders zu sein. So wünschen wir uns auch Begegnungen, Beziehungen, Freundschaften, welche diese tiefe Wertschätzung ermöglichen! Nimm weg, was uns daran hindert. Dass wir selber enttäuscht worden sind und uns darum nicht voll auf andere einlassen wollen - heile du unser Herz. Heile du unsere Reserviertheit und nimm von uns unsere Befangenheit.
“bedingungslose Annahme” - das ist unmöglich, Jesus! Und doch möchtest du es von uns. “Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat”… unmöglich, aber unerlässlich. Ohne Ansehen der Person.

Was wäre, wenn…

… wir erkennen könnten, was Gott Neues aufspriessen lässt?
Vielleicht möchtest du etwas davon erzählen - hier in unserer Zeit für deine Geschichte mit Gott!

Nachtrag

Flyer der Allianzgebetswoche Luzern 2022

In dieser Zeit sind wir mit Vielem konfrontiert, und wir stehen in Gefahr, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. In Jesaja lesen wir:
Jesaja 43,18–21 NLB
Denkt nicht mehr daran, was war, und grübelt nicht mehr über das Vergangene. Seht hin; ich mache etwas Neues; schon keimt es auf. Seht ihr es nicht? Ich bahne einen Weg durch die Wüste und lasse Flüsse in der Einöde entstehen. Die wilden Tiere auf den Feldern werden mir danken, ebenso die Schakale und Strauße, weil ich meinem erwählten Volk Wasser in der Wüste und Ströme in der Einöde schaffe, damit es zu trinken hat. Ja, ich will in der Wüste Quellen entspringen lassen, damit mein auserwähltes Volk sich erfrischen kann. Es ist das Volk, das ich mir dazu erschaffen habe, von meinem Ruhm zu erzählen.
Wir werden aufgefordert, auf das zu sehen, was Gott am Tun ist. In diesen Gebetstagen wollen wir als Christen bewusst auf Gott schauen und das wahrnehmen, was er bereits am Wirken ist.

Vision: Wunsch oder Ziel?

Es gib zwei Arten von Vision. Das eine ist ein lebensbestimmendes Ziel, die andere ein netter Wunsch.
Die Macher von “The Chosen” haben eine Vision, die ihr Leben bestimmt. Das wird ihnen mindestens 7 Jahre ihres Lebens “wegnehmen”… Dafür haben sie sich bewusst entschieden.
Joel Goldenberger hat sich entschieden, eine Musikerkarriere zu machen… Diese Vision bewegt ihn, dranzu bleiben - und in diesem Jahr eine neue EP herauszubringen.
Ich aber habe einfach den Wunsch, einen Traum, mal, bei Gelegenheit, ein paar meiner Lieder im Studio aufzunehmen. Das werde ich tun, wenn mit nichts anderes mehr wichtiger ist - so vielleicht nach der Pensionierung…
Beide Arten einer Vision können mich beten lehren - oder aber ich kann es sein lassen. Es hat damit zu tun, wie ich meine Beziehung zu Gott sehe.
bin ich sein Mitarbeiter
ist er mein Mitarbeiter
ist er - wenn überhaupt - mein Notnagel

Beispiele

Die Vision ist das Bild von der Zukunft, das uns in Bewegung setzt. Vision weckt etwas in uns. Es hat vielleicht zu tun mit Berufung. Oder mit Ziel und Zweck. Rick Warrens Buch “Leben mit Vision” heisst auf englisch “The purposedriven Life” - also ein Leben, das sich von “Purpose” antreiben lässt. Was ist Purpose? Es ist mehr als einfach “Zweck”. Da steckt drin: Ziel, Aufgabe, Sinn, Absicht, Bestimmung. Die Frage der Vision ist: wohin und wozu?
Was ist die Vision unserer Gemeinde? Was ist der Sinn, der Zweck, die Aufgabe, der Auftrag, das Ziel unserer Gemeinde? Darf man überhaupt so fragen? Ist eine Gemeinde nicht einfach, weil sie ist?
Als ich letzten November die Aufgabe hatte, an einem Treffen des Allianz-Netzwerks von Luzern unsere Gemeinde mit drei Eigenschaften vorzustellen, sagte ich: Einkaufszentrum. Die anderen Eigenschaften weiss ich nicht mehr. Aber jetzt frage ich mich: was hat Einkaufszentrum mit Vision zu tun? Kirche im Einkaufszentrum… das ist doch einfach ein Zustand. Der es Leuten manchmal einfacher macht, uns zu finden - und oft auch gerade nicht…
Was wir formuliert haben ist eine “theologische Vision”: “Wir sind eine Kirche zum Begegnen. Wir leben den Glauben an Jesus Christus für unsere Mitmenschen ansteckend und spürbar durch wertschätzende Begegnungen und bedingungslose Annahme.” So oder ähnlich kann das auf jede Kirche übertragen werden, welche jesus-zentriert, gemeinschaftlich und evangelistisch unterwegs sein möchte. Setzt uns diese Vision in Bewegung? Lehrt sie uns beten?
Wir müssen diese Vision mal einordnen. Ist sie lebensverändernd oder einfach ein netter Wunsch? Nun gut, ab wann ist eine Vision für eine Gruppe von Menschen massgebend? Es kann ja nicht sein, dass alle eine solche Visions-Idee gleich stark mittragen. Nun, ich habe irgendwo mal aufgeschnappt: wenn 30 Leute eine Vision mittragen, das eine Gemeinde - egal wie grosse - in dieser Richtigung in Bewegung setzt. Also: sind wir 30 Personen, welche von unserer Gemeindevision bewegt sind? Oder ist es einfach ein netter Wunsch? Und egal - lehrt uns die Vision beten?

Von der theologischen Vision zur praktischen Vision

Jakobus drückt es so aus:
der nette Wunsch für den Armen, geh und kleide dich und iss etwas - aber du gibst ihm nichts
Das ist Heuchelei. Unser Verhalten muss widerspiegeln, was wir lehren und glauben.
Beispiel Jack Deere
Beispiel Ukraine-Krieg…
Wie ist es mit dem Beten? Genügt beten? Als frommes Werk? Vergiss es! Wenn aus unseren Gebeten keine Handlungen entstehen, müssen wir uns fragen, ob wir wirklich gebetet haben…
Was hindert uns, von der Überzeugung zur Tat zu kommen. Beispiel John Wimber
Meine Punkte
andere Prioriäten - sind sie richtig? wenn ja, dann entlaste dein Gewissen und bete umso intensiver, dass Jesus andere freisetzt, um zu gehen
keine Sicht dafür -
eine Frage der Persönlichkeit - es gibt Leute, die laufen an jeder Strassenecke an einen Unfall ran und sind sofort am Helfen. Und andere haben es einfach nicht gesehen… oder sie waren nicht dort. Oder: wenn ich in eine Gruppe von Leuten reinkomme, bin ich nicht automatisch im Mittelpunkt - andere aber schon. etc.
eine Frage des Lifestyles - ich lebe stark im Beziehungsfeld der Familie und Gemeinde. Habe darum echt wenige Kontakte mit anderen Leuten.
Wenn ich ein Bild der Zukunft malen möchte, wie ich mit unserer Gemeinde das neue Aufleben erleben könnten, dann sähe das vielleicht so aus: Story vom Fluss.

Exegetische Notizen zu Jesaja 43:18-21

V.18:
Erinnert (ihr) euch nicht an die vergangenen (Ereignisse).
Kontext: die Erlösung aus Ägypten, Durchzug durchs Meer.
Nehmt (ihr) nicht frühere (östliche?) Dinge wahr (zieht sie nicht in Betracht).
Jesaja 52:15
GNB und HFA üs. mit "nachhangen". Vgl. D. Schindler: unser nächstes Jahr ist 1995...
Hängt nicht wehmütig diesen Wundern nach! Bleibt nicht bei der Vergangenheit stehen! (hfa)
Daran denkt ihr, daran klammert ihr euch. Aber blickt doch nicht immer zurück! (gnb)
V.19
Schau mich machend Neues, jetzt spriesst’s!
Das Neue steht im Kontrast zum Vorderen. Dieses war auch von Gott gemacht. Die Erlösung war gewaltig. Unheimlich. Über Jahrhunderte unerreicht in diesem Ausmass. Aber der HERR macht (asa) etwas Neues.
Asa, nicht bara. Also: durch Tun hervorbringen, nicht aus dem Nichts erschaffen. NeÜ: wirke Neues.
Erkennt ihr es denn nicht?
Wow. Es, das Neue, gilt es nicht, zu erwägen, zu bedenken, wahrzunehmen, sondern zu jada, zu erkennen im ganzheitlichen Sinn.
Das Vergangene war ein tiefes Erleben, aber es verkommt zur Kopfsache oder zum Erinnerungsritual, das nichts mehr Neues hervorbringt. Aber das Neue, das Gott jetzt durch sein Wirken hervorbringt, lässt uns wieder jada, erkennen.
Erkenne Gott und seine Angebote. Finder Freiheit als Kind Gottes.
Bsp. die Kassettengottesdienste der Lüschergemeinde
Bsp. Entenbrot
Aber: ich setze in der Wüste einen Weg, in der Wildnis Flüsse.
Das ist das Neue. Der Sprecher, Gott, beabsichtigt das. Er setzt, legt, stellt (sim im Impf.) Weg und Ströme. Durchgang und Bewässerung.
Problem 1: Orientierungslosigkeit, keine Sicht für eine Lösung oder aber nur steinige Durchgänge. Ein Weg gibt Orientierung und erleichtert das Erreichen des Zieles, gibt Sicherheit. Joh 14:6.
Problem 2: Dürre, wachstumshemmendes Umfeld. Widerstände, Verfolgung durch Umfeld. Die Sonne sticht (Ackerfeld-Gl., Psa 121) Joh 7:38
Bsp. Plakat mit diesem Vers im JG Keller Langenthal. Dann gab es eine Überflutung dieses Kellers.
Bsp. Befähigung, Wachse in deiner Berufung
>> wer ist der Weg?
Bsp. Henry Nowen - geht ins Abri, obwohl er einen gewaltigen Job sonst hätte machen können…
V.20
Es werden mich ehren (gewichtig machen) die Lebewesen des Feldes, die Schakale und Strausse.
Diese Tiere stehen für Einsamkeit, Verwüstung. Es sind für Israeliten unreine Tiere. Hiob sieht sich als einer, der bei Schakalen und Straussen wohnt. Hiob 30:29. Prophezeiungen von zerstörten Städten bezeichnen die Ruinen als Wohnort dieser Tiere. Jes 34:13.
Wenn sie jetzt Gott preisen, dann darüber, dass er die Geschichte wieder umkehrt.
Denn ich gebe in der Wüste Wasser-Ströme, in der Wildnis zu trinken meinem auserwählten Volk.
Das Neue erinnert an die Fortsetzung im Buch Exodus: die Versorgung Gottes während der Wüstenwanderung.
Es erinnert aber auch an Hesekiel 47 und Off 21. An Joh 4:14 und Joh 7:37-39. Meinem Volk zu trinken geben.
Das auserwählte Volk: Eph 2:18-20; 1 Petrus 2:9-10.
V.21
Dieses Volk habe ich mir getöpfert zu meinem Lobpreis.
Unsere Bestimmung ist es, Gott zu loben. Seine Wundertaten zu verkündigen...
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