- und die Erinnerung (Teil 5)

Der Sabbat - Leben nach Gottes Rythmus  •  Sermon  •  Submitted
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Dieser Bibeltext ist die Aussage des vierten Gebotes. Darin gibt der Herr die Anweisung, den Sabbat zu halten, jenen Tag der Ruhe nach sechs Tagen der Arbeit. Eine Pause für eine wohltuende Erholung! Im Zentrum der Ruhe steht die Aufforderung, sich zu erinnern: „Du sollst daran denken“ (5. Mose 5,15)

Notes
Transcript
AllianzGebetsWoche 2022

Bibeltext

Deuteronomium 5,12–15 LU
Den Sabbattag sollst du halten, dass du ihn heiligst, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt, auf dass dein Knecht und deine Magd ruhen gleichwie du. Denn du sollst daran denken, dass auch du Knecht in Ägyptenland warst und der Herr, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm. Darum hat dir der Herr, dein Gott, geboten, dass du den Sabbattag halten sollst.

Einleitung

Wir haben in dieser Woche schon einiges zum Sabbat gehört.
Am Sonntag ging es um die Identität: Ist mein Wert von meiner Relevanz in der Arbeitswelt abhängig? Wie sehr definiere ich mich über meinen Beruf? Was macht es mit mir, nicht mehr arbeiten zu können?
Am Montag ging es um die Versorgung Gottes und wir hörten vom Mann-hou, das Gott jeden Tag gab, außer am Sabbat.
Dienstag war es die Ruhe, die Entschleunigung. Ein Ruhetag, der nicht an einen Wochentag gebunden ist.
Gestern hörten wir von der Barmherzigkeit und fanden heraus, dass uns der Sabbat nicht als Gesetz sondern als barmherzige Tat gegeben wurde.
Und heute geht es um die Erinnerung.

Der Sabbat aus messianisch-jüdischer Sicht

Ich weiß nicht, wer von Euch sich das Heft zur AllianzGebetsWoche genommen hat. Manch einer hat das Heft nur für die Gebetsanliegen des jeweiligen Tages, andere schauen sich auch die anderen Artikel an. Einen Artikel finde ich ganz interessant.
Der Sabbat und die Bundestreue
Wir lesen schon im zweiten Kapitel der Bibel davon, dass Gott sich ausruhte und diesen Tag zu einem heiligen, also einem besonderen Tag, erkoren hatte.
Dann lesen wir in Exodus 31, dass das jüdische Volk die Sabbate halten soll. Wer dies nicht tut, soll aus seinem Volk ausgerottet werden. Das war eine Ansage an die Israeliten.
Das jüdische Volk spielt eine wichtige Rolle in dem Text:
Wer gebietet den Schabbat? - Der Gott Israels
Zum wem spricht er? - Zu den Israeliten
Was sollen sie tun? - Den Schabbat halten und ihn heiligen
Was bedeutet das konkret? - Ein heiliger Ruhetag für den Herrn
Warum müssen Juden Schabbat halten? - Er ist ein Zeichen zwischen Gott und den Israeliten. Ein Zeichen, dass sie Gottes Volk sind.
Für wie lange? - Von Generation zu Generation, ein ewiger Bund, ein ewiges Zeichen.
Was sind die Konsequenzen im Falle des Ungehorsams? - Tod und Ausrottung aus dem Volk Israel
Wer ist dabei das Vorbild? - Gott selbst
Lest Euch den Artikel noch mal durch, Seite 10 im Heft.
Der Schabbat ist also von den Israeliten einzuhalten. Wer von Euch ist Israelit? Hand hoch!
Dann brauchen wir uns daran ja nicht halten. Wir sind keine Israeliten.
Ich sehe schon, Ihr seid skeptisch. War das richtig, den einzuladen? Erzählt uns hier, dass wir den Sabbat nicht halten brauchen. Was soll diese Reihe dann hier?
Ich glaube, dass wir Christen, die wir die Gnade und Barmherzigkeit Gottes durch Jesus Christus empfangen und angenommen haben, als Herausgerufene zum Volk Gottes gehören.
1. Petrus 2,9–10 NLB
Aber ihr seid anders, denn ihr seid ein auserwähltes Volk. Ihr seid eine königliche Priesterschaft, Gottes heiliges Volk, sein persönliches Eigentum. So seid ihr ein lebendiges Beispiel für die Güte Gottes, denn er hat euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen. »Früher wart ihr kein Volk; jetzt seid ihr das Volk Gottes. Früher habt ihr Gottes Barmherzigkeit nicht empfangen; jetzt aber habt ihr seine Barmherzigkeit empfangen.«
So mache ich auch die Verbindung fest, dass das Sabbatgebot auch für uns gilt.
Übrigens nennt man nicht nur den siebten Tag Sabbat, sondern auch Festtage mit Arbeitsruhe.

und die Erinnerung

Der Text, den wir heute auf dem Plan haben, ist nicht unbekannt. Den haben wir schon in Exodus gelesen. Das vierte Gebot.
Deuteronomium 5,12–15 LU
12 Den Sabbattag sollst du halten, dass du ihn heiligst, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat. 13 Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. 14 Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt, auf dass dein Knecht und deine Magd ruhen gleichwie du. 15 Denn du sollst daran denken, dass auch du Knecht in Ägyptenland warst und der Herr, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm. Darum hat dir der Herr, dein Gott, geboten, dass du den Sabbattag halten sollst.
Sechs Tage arbeiten, einen Tag ruhen. Viele Juden schalten am Sabbat nicht mal den Lichtschalter ein oder aus, weil das Arbeit ist. Da wird kurz vor dem Sabbat das Licht eingeschaltet und erst nach dem Sabbat wieder ausgeschaltet.
Keiner soll arbeiten. Auch nicht der Nichtjude, hier im Text Fremdling genannt. Kein Knecht, keine Magd.
Direkt im Anschluss an diese Aufzählung steht der Vers 15, der die Knechtschaft in Ägypten anspricht und dass de Juden daran denken sollen. In Ägypten sah das viele Jahre nach Josephs Karriere richtig düster für die Israeliten aus. Sie sollten schuften bis zum Umfallen.
In Exodus 5 ist die Rede davon, dass ihre Arbeit beim Ziegelherstellen sogar noch erschwert wird. Ich habe es nicht gelesen, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Pharao ihnen keine Zeit für einen Ruhetag gelassen hat. Er sagte ihnen sogar, dass sie einfach nur faul seien (Exodus 5,17). Der Ruhetag war in der antiken Zivilisation nicht vorhanden. Auch die Griechen hielten die Juden für faul, weil sie einen Tag “Urlaub” pro Woche forderten.
Warum steht hier, dass die Juden sich erinnern sollen?
Ganz einfach: Geistliches Alzheimer. Wir lesen in der Bibel, dass das Volk Israel immer wieder Mist baut. Regen sich auf, dass es nichts zu essen gibt, dass sie ständig rumlaufen müssen, dass sie alleine sind, dann bauen sie sich ein goldenes Kalb. Manchmal denke ich, wie blöd waren die eigentlich? Gott hat sie befreit von der Sklaverei, hat sie beschützt und geführt mit einer Wolken und mit einer Feuersäule, hat das Meer geteilt, damit sie trockenen Fußes hindurch gehen können. Ok, es gibt Leute, die behaupten, dass es an der Stelle gar nicht so tief war. Vielleicht 30cm. Aber Gott hat das ganze ägyptische Heer samt Pharao und Pferden in diesen 30cm tiefen Wasser ersäuft, damit es seinem Volk gut geht. Das mussten die doch mitbekommen haben. Gott hat ihnen etwas zu essen gegeben, das satt macht. Mann-hou und Wachteln. Hat von Euch schon mal jemand Wachteln gegessen? In den Restaurants, die ich mir leisten kann, werden keine Wachteln angeboten. Gott hat Mose auf einen Felsen hauen lassen und es kam Wasser raus. Und trotzdem haben sie es nicht geschnallt.
Darum die Erinnerung. Darum geht es Ostern beim Passahmahl, um Erinnerung, wie schlecht es war und wie gut es wurde.
Ich habe auch geistliches Alzheimer. Ständig. Ich sehe, wie gut Gott etwas für mich gemacht hat, sage auch Danke, aber dann gehe ich ins Bett und wenn ich morgens aufstehe, habe ich es wieder vergessen. Das Gute, nicht das Schlechte...
Mir gilt die Order, mich zu erinnern, genauso. Und Euch geht es wahrscheinlich ähnlich.
Was für ein Geschenk Gottes ist dieser Sabbat.
Es ist ein Geschenk der Freiheit. Der Freiheit von der Versklavung der eigenen Arbeit.
In einem Artikel der IG Metall stand, dass
rund 72% der Beschäftigten, die im Sommer 2021 einen Urlaub machten, währenddessen für dienstliche Belange erreichbar waren. Laut des Branchenverbands BITKOM lassen sich Beschäftigte vor allem per Kurznachrichten via SMS oder Messenger kontaktieren (70%), aber auch telefonisch (60%) oder per Mail (31%). Ein Fünftel führt auch Videotelefonate mit Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen oder der Kundschaft (21%) und fast jeder siebte Beschäftigte kommuniziert dienstlich über Kollabrations-Plattformen.
Der Druck auf Beschäftigte, permanent auf Draht zu sein, ist gestiegen. … Dies gilt umso mehr, als dass 60 % derjenigen, die im Urlaub dienstlich erreichbar sind, glauben, dass die Vorgesetzten dies von ihnen erwarten. 55 % wollen laut BITKOM damit die angenommene Erwartungshaltung von Kolleginnen und Kollegen erfüllen und 38 % die von Kundinnen und Kunden. Ein Fünftel (21 %) sagt: Meine Geschäftspartner erwarten dies von mir, 16 % wollen für Kolleginnen und Kollegen ansprechbar sein.
Ruhe und Erholung? Fehlanzeige. Die Zahlen sprechen es aus: Die Arbeit hat uns in die Sklaverei genommen.
Wir arbeiten nicht mehr um zu leben, wir leben, um zu arbeiten!
Wir sollen uns daran erinnern, das wir von Gott zur Freiheit berufen sind.
Galater 5,1 LU
1 Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!
Du darfst ausruhen.

Wie geht das?

Ich weiß, das ist nicht einfach.
Ich möchte Euch das gerne noch mitgeben, auch wenn es ja eigentlich um das Erinnern gehen sollte. Ich glaube aber, dass es wichtig ist, um sich erinnern zu können, wie es ohne diese Sklaverei der Arbeit anfühlt.

Planen

Tobias Teichen hat in seiner Predigt zum Sabbat gesagt, dass er sich auf den Sabbat vorbereiten muss. Ein Sabbat muss geplant sein.
Wähle einen Zeitraum von 24 Stunden. Biblisch ist es egal, ob es Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag oder Sonntag ist. Es kommt auf Dein Leben an. Arbeitest Du Schicht oder nicht, Pastoren arbeiten meist auch sonntags. Nimm diese 24 Stunden und blockiere sie. Wenn Du es nicht planst, wird es nicht passieren. Du kannst vor Langeweile sterben, aber das heißt nicht, dass Du Sabbat lebst.

Abbremsen

Bremse Dein Tempo ab und starte weise.
Ich weiß nicht, was für ein Typ Du bist, bist Du der Sprinter und rennst durch Dein Leben.
Wir haben einen Hund im Haus. Und wenn der einen Fahrradfahrer auf dem Schotterweg vorbeifahren sieht, rennt der los. Volles Pfund voll am Bellen. Er hat vielleicht mal etwas schlechtes mit Radfahrern erlebt.
Stellt Euch mal den Hund vor, wie er über das Grundstück fegt.
Und jetzt stellt Euch mal vor, nach 20 Metern ist die Leine stramm. Von 100 auf null in sofort. Das läuft nicht. Das ist nicht gesund für den Hund.
Vielleicht bist Du aber auch eher ein langsamer Typ. Bist gerade oder auch schon länger in Rente, hast doch sowieso immer frei, aber eigentlich gibt es immer was zu tun. Vielleicht bist Du auch Schüler und Dir fällt immer alles zu. Vielleicht bist Du auch gerade arbeitslos und Du musst Dir Gedanken machen, wie Du Deine Tage überhaupt gestaltest.
Wir hatten vor ein paar Jahren hier eine Fahrradrallye im Wald. Da musste man bergauf und dann auch wieder bergab fahren. Klar, ist in dieser Gegend völlig normal, aber gerade bei Bergab musste man schon schauen, wie man fährt. Einmal falsch gelenkt oder falsch gebremst und man konnte den Waldboden schmecken.
Was ich sagen will ist, Du brauchst einen Bremsweg, sonst zieht die Leine an Deinem Halsband, und Du braucht die richtige Technik, sonst lägscht di darnieder.
Jeremia 17,21 NeÜ
21 So spricht Jahwe: Wenn euch das Leben lieb ist, dann hütet euch davor, am Sabbat irgendeine Last durch diese Tore hereinzutragen!
Das bedeutet, dass ich beispielsweise nicht den Abwasch oder den Müll da stehen lasse, so dass ich ihn mir den ganzen Sabbat anschauen muss, und mich ärgere, dass es nicht sauber ist.
Wenn man etwas tut, den Abwasch zum Beispiel, dann kann man dabei schon runterkommen. Überlegen, was noch dran ist, schauen, was noch für Gedanken kommen. Sind sie nicht wichtig genug, dass sie jetzt sein müssen, dann schreib sie auf eine To-Do-Liste.
Das Arbeitshandy: schalte es aus. Ich habe übrigens deswegen zwei Handys. Das Arbeitshandy bleibt nach Feierabend im Büro.
Es ist auch gut, den Sabbat mit einem Ritual zu beginnen. Nicht das Ritual ist wichtig, aber das Ritual soll Dir zeigen “Jetzt ist Sabbat!” Eine Kerze anzünden, beten, was beschäftigt uns als Familie gerade. Austausch, nicht groß Lösungen diskutieren.

Füllen

Verbringe einen ganzen Tag mit Aufhören, Ausruhen, Freude und Anbetung. Das Leben genießen.
Jetzt kommt oft die Frage, was denn nun erlaubt sei. Die Pharisäer haben das ja öfter gesagt.
Lukas 6,2 NLB
Da sagten ein paar Pharisäer zu ihnen: »Das dürft ihr nicht! Es verstößt gegen das Gesetz, am Sabbat zu arbeiten, indem man Getreide erntet.«
Lukas 6,5 NLB
Und Jesus fügte hinzu: »Der Menschensohn ist auch Herr über den Sabbat.«
Markus 2,27–28 HfA
Und Jesus fügte hinzu: »Der Sabbat wurde doch für den Menschen geschaffen und nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn auch Herr über den Sabbat und kann somit entscheiden, was am Sabbat erlaubt ist.«
Was dient dazu, auszuruhen, meine Intimität mit Gott und meiner Familie auszubauen? Ich habe am Sonntag ein Brot gebacken. Für die einen ist es Arbeit, für mich war es ein Abschalten vom Alltag. Für den einen ist es ein Muss, für mich war es eine Freude. Es geht am Sabbat darum, was mir dient. Ich darf ausruhen, ich darf mich von Gott erquicken lassen. Ich darf etwas tun, was ich sonst nicht tue. Ich darf mich in der Gegenwart Gottes suhlen.

Schluss

Und ich darf mich freuen. Um die Freude geht es morgen.
Zur Erinnerung: Ich darf. Nicht ich muss. Freiheit, nicht Sklaverei.
Quellen: - EiNS - Das Magazin der Evangelischen Allianz in Deutschland, Heft 4/2021, Seite 10 & 11 - “Die 10 Gebote: Am 7. Tag sollst Du ruhen!”, Predigt von Tobias Teichen 21.06.2021
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