Das Brot

Das Johannesevangelium  •  Sermon  •  Submitted
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Notes
Transcript

Einleitung

In der letzten Predigt haben wir uns mit Joh 5 beschäftigt. Erinnert ihr euch noch wie groß der Teich von Betesda war, an dem Jesus einen Kranken geheilt hat? Diese Heilung hatte ein Nachspiel, in dem die Juden Jesus töten wollten. Jesus aber offenbarte sich als der, von dem die Schrift zeugte. Das Kapitel 5 endet mit folgenden Versen:
Joh 5:45-47 “45 Meint nicht, dass ich euch vor dem Vater verklagen werde; der euch verklagt, ist Mose, auf den ihr hofft. 46 Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. 47 Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?”
Und mit diesen Versen im Ohr wollen wir in Joh 6 einsteigen.

Die Speisung der 5000

Textlesung

Lesen Joh 6,1-15
Johannes 6,1–15 LU
1 Danach ging Jesus weg ans andre Ufer des Galiläischen Meeres, das auch See von Tiberias heißt. 2 Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. 3 Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern. 4 Es war aber kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden. 5 Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben? 6 Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste wohl, was er tun wollte. 7 Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder auch nur ein wenig bekomme. 8 Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: 9 Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele? 10 Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer. 11 Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. 12 Als sie aber satt waren, spricht er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. 13 Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren. 14 Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. 15 Da Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er allein.

Zusammenfassung

Das Wunder kennen wir: Jesus speist 5000 Menschen. 5000 Männer - Frauen und Kinder nicht mit eingerechnet. Frage: Wieviele Einwohner hat die Stadt Ried? (ca. 12.200). Wenn man mal ganz vorsichtig rechnet könnte man sagen, dass die ganze Stadt Ried mit Kind und Kegel auf dem Weg zu Jesus ist.
Jesus sitzt mit seinen Jüngern auf einem Berg als er die Menschenmenge herankommen sieht. Er sieht die Menschen unterhalb des Berges auf ihn zuströmen. Und auch die Jünger sehen die Menschen - klar und deutlich.
Ganz unverwandt fragt Jesus Philippus, wo sie für die Menschen Brot kaufen können. Ich kann mir vorstellen, wie Philippus Jesus zunächst entgeistert angeschaut hat, sein Mund offen, auf seiner Stirn und Nase zeichnen sich Falten wie bei jemandem, der nicht glauben kann, was er gerade sieht. Jesus schaut Philippus gerade in die Augen mit einem leichten Lächeln auf seinen Lippen. Als Philippus die Sprache wiederfindet, erklärt er Jesus das offensichtliche. Selbst wenn sie theoretisch in dieser kargen Gegend des Ostufers des Sees das Brot auftreiben könnten, wer würde das bezahlen?
Warum fragt Jesus Philippus dies? Will er ihn vorführen? Versagt Philippus hier in seinem Glauben?
Ich denke nicht. Johannes baut dieses Frage- und Antwortspiel zwischen Jesus und Philippus hier mit ein, damit wir - du und ich - verstehen, dass man diese Menschenmenge mit menschenmöglichen Mitteln nicht sättigen kann. Es dient dazu, damit uns die Ausmaße der Menge bewusst werden.
Dann kommt ein kleiner Junge daher, der 5 Brote und 2 Fische dabei hatte. Es ist nicht Jesus, der diese Möglichkeit aufbringt, sondern Andreas. Nachdem sich die Menschen im weichen Gras gelagert haben, beginnt in V11 das Wunder. Allersdings betont Johannes das Wunder gar nicht so sehr. Eher indirekt kommt man durch die Worte “so viel sie wollten” drauf. Man hat fast den Eindruck als wolle Johannes das Wunder unterschlagen. Doch spätestens mit dem Einsammeln der Reste wird klar, dass hier ein Wunder geschehen ist.
Und die Menschen? Sie sind schwer beeindruckt und wollen Jesus zum König machen.
Soweit, so gut. Aber was will Johannes uns hier an dieser Stelle sagen? Geht es ihm darum, über ein weiteres Wunder Jesu zu berichten?
Schaut man sich an, in welchem Buch der Bibel wieviele Wunder genannt werden, dann bilden die synoptischen Evangelien zusammen mit der Apg ein eches Schwergewicht. Das Johannes Evanglium ist dagegen nur ein kleines Licht. Also warum streut Johannes an dieser Stelle das Wunder ein? Und ohne vorgreifen zu wollen, es folgt gleich noch ein weiteres.

Jesus und Moses

In der Bibel ist es immer sinnvoll, den Kontext eines Textabschnittes zu beachten, wenn man den Sinn eines Textes erschliessen möchte. In diesem Fall sind es die letzten Verse des Joh 5, wo Jesus selbst den Bezug zu Mose herstellt. Jesus behauptet ja dort, mehr zu sein als Mose. Und dieser Vergleich setzt sich in dem Wunder fort.
In Joh 6,3 finden wir Jesus auf einem Berg. War Mose mal auf einem Berg? Schon oder?
Dann geht Jesus vom Berg herunter. Das steht zwar nicht explizit in der Bibel. Aber auf dem Berg wäre es recht voll geworden, wenn sich die ganze Stadt Ried dort auf dem Berg versammelt hätte. Ist Mose vom Berg heruntergestiegen? Hat er auch gemacht. Um was zu tun? Dem Volk die Tafeln des Gesetzes zu bringen. Und Jesus steigt vom Berg herab, um dem Volk das Brot zu bringen.
Und dann steigt Jesus wieder auf den Berg hinauf (Joh 6,15). Auch Mose hat das getan - ist wiederum auf den Berg zu Gott gestiegen.
Wir sehen also - es gibt hier einige Parallelen zwischen Jesus und Mose, wo Jesus durch dieses Wunder klar den Unterschied zwischen ihm und Mose aufzeigt. Und wir sehen, dass Jesus mehr ist als Mose. Mehr im Sinne von würdig Anbetung zu nehmen.
Und unter diesem Aspekt wird auch klar, warum Johannes in sein Evangelium dieses Wunder eingebaut hat - nämlich als Beweis für Jesu Worte in Joh 5,45-47.
An dieser Stelle könnte man schon fast ein finales AMEN einflechten.

Verdis Requiem

Wer von euch kennt das Requiem von Giuseppe Verdi? Es ist eine musikalische Interpretation der katholischen Totenmesse. Es ist für 4 Solisten, ein Orchester und einen Chor geschrieben. In seiner Gesamtheit ergibt es ein harmonisches Ganzes, welches auch in unserer heutigen Zeit noch immer regelmäßig aufgeführt wird.
Nun haben wir ja gerade eine Plage im Lande, auf grund derer sich die Menschen freiwillig einschränken. Das führt soweit, dass wegen eines einzelnen coronapositiv getesteten Mitglieds im Wiener Singverein der ganze Chor von der Aufführung von Verdis Requiem ausgeschlossen wurde. Das Requiem wurde nur fragmentarisch gespielt - also alle Teile vom Chor wurden dabei gekürzt. Das dieses Experiment zum Scheitern verurteilt war, noch bevor die erste Note gespielt wurde, braucht wohl nicht erwähnt zu werden.
Nun ist zwar Joh 6 nicht mit Verdis Requiem in allen Aspekten vergleichbar. Aber auch Joh 6 wie auch Verdis Requiem bilden eine Gesamtheit, die man zerstört, wenn man das Kapitel auf die Speisung der 5000 reduziert und die Predigt hier beenden würde.

Das Brot des Lebens

Der Höhepunkt des ganzen Kapitels folgt eigentlich erst jetzt nach dem 2. Wunder auf dem See. Hier werden wir sehen, dass das Wunder der Brotvermehrung lediglich der Türöffner für die nun folgende Predigt Jesu ist.
Lasst uns gemeinsam lesen: Joh 6,22-71.
Das Volk findet Jesus am nächsten Tag am anderen Ufer in der Stadt Kapernaum.
Jesus eröffnet das Gespräch mit den Menschen: Joh 6,26-27 “26 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid. 27 Müht euch nicht um Speise, die vergänglich ist, sondern um Speise, die da bleibt zum ewigen Leben. Dies wird euch der Menschensohn geben; denn auf ihm ist das Siegel Gottes des Vaters.”
Jesu Worte sind voller Liebe und Wahrheit als er den Menschen einen Spiegel vorhält: Sie suchen ihn nur, weil sie satt geworden sind. Es sind die einfachsten Beweggründe zu Jesus zu kommen, sich die täglichen Sorgen und Mühen abnehmen zu lassen. Es ist ein Unterschied, ob ich bete, dass Gott alle Probleme von mir vern halten soll oder ob ich bete, dass er mir die Kraft geben soll, meine Probleme zu tragen.
Die Menschen sehen hier einen einfachen Weg, die tägliche Sorge der Nahrungsbeschaffung loszuwerden. Und das reicht ihnen. Kaugummiautomaten Niveau - oder noch darunter.
Jesu Liebe zeigt sich darin, dass er die Menschen auffordert nach geistlichem zu streben. Essen tue ich heute, aber morgen ist schon wieder der Hunger da. Aber der Glaube an den Gott Gesandten wird meinen gestigen Hunger auf ewig stillen.
Joh 6,30 “30 Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, auf dass wir sehen und dir glauben? Was wirkst du?”
Jetzt spielen die Menschen den Ball zu Jesus zurück. Sie setzen ihn in die Bringschuld, er soll liefern damit sie glauben können. Man fragt sich da schon, ob die Menschen vergessen haben, dass Jesus am Tag zuvor ein deutliches Zeichen gesetzt hat. Und die Menschen haben das Zeichen der Brotvermehrung klar gesehen und erkannt (Joh 6,14). Haben sie das alles schon wieder vergessen?
Durch den weiteren Gesprächsverlauf bringt Jesus die Menschen an den Punkt, dass er sich selbst endlich offenbaren kann. 3x sagt er, dass er selbst das Brot des Lebens ist. Unmissverständlich zeigt Jesus ihnen hier auf, dass aller Durst und Hunger im Glauben an ihn gestillt sein wird. Hier drängen sich Erinnerungen an Joh 4 und der Frau am Jakobsbrunnen auf.
Jesus unterstreicht außerdem seine Göttlichkeit in dem er das göttliche “Ich bin” immer wieder verwendet.
Deutlicher kann Jesus seinen Anspruch nicht formulieren. Und klarer kann Jesus den Menschen nicht den Weg zur Rettung darlegen. 3x sagt er, dass er am jüngsten Tage auferwecken wird.
Der Unglaube der Menschen zeigt sich in finaler Konsequenz indem sie Jesus den Rücken kehren. Selbst viele seiner Jünger gehen nun nicht mehr mit ihm. Von über 5000 Menschen bleiben 12 übrig. Der Prediger schreibt, dass nichts neues unter der Sonne geschieht. Und so ist es auch in der unserer heutigen Zeit. Nur eine kleine Minderheit stützt sich auf Jesus und erwartet die Erlösung allein von ihm.

Resumee

Die Speisung der 5000 hatte also aus Jesu Sicht das klare Ziel auf ihn als das Lebensbrot hinzuweisen und die Menschen zu einer Entscheidung zu führen. Damals wie heute.
Wie schaut es mit dir aus? Ist Jesus für dich dein Lebensbrot?
AMEN.
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