Verraten und verkauft!

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Der Verrat, wir kennen ihn. Wir spüren ihn. Wie hast du dich gefühlt, als du verraten hast oder verraten wurdest?

Notes
Transcript

Verraten und Verkauft

Begrüßung und Votum

Da wohnt ein Sehnen EG+ 102

Da wohnt ein Sehnen tief in uns, / o Gott nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. / Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.
Um Frieden, / um Freiheit, / um Hoffnung bitten wir. / In Sorge, / im Schmerz, / sei da, sei uns nahe, Gott.
Da wohnt ein Sehnen tief in uns, / o Gott nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. / Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.
Um Einsicht, / um Freiheit, / um Hoffnung bitten wir. / In Ohnmacht, / in Furcht, / sei da, sei uns nahe, Gott.
Da wohnt ein Sehnen tief in uns, / o Gott nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. / Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.
Um Heilung, / um Ganzsein, / um Zukunft bitten wir. / In Krankheit, / im Tod, / sei da, sei uns nahe Gott.

Psalm 22

Psalm 22:2–10 BasisBibel
2 »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Weit entfernt ist meine Rettung. Ungehört verhallt mein Hilfeschrei. 3 »Mein Gott«, so rufe ich am Tag, doch du gibst keine Antwort. Und so rufe ich in der Nacht, doch nur Schweigen umgibt mich. 4 Du aber, du bist der Heilige! Du thronst über den Lobgesängen Israels! 5 Auf dich vertrauten schon unsere Eltern. Sie vertrauten darauf, dass du sie rettest. 6 Sie riefen zu dir und wurden gerettet. Auf dich haben sie sich verlassen und wurden nicht enttäuscht. 7 Aber ich bin ein Wurm und kein Mensch mehr – ein Gespött der Leute und verachtet vom Volk! 8 Alle, die mich sehen, lachen nur über mich. Sie spitzen die Lippen, sie schütteln den Kopf: 9 »Soll er doch seine Last auf den Herrn abwälzen! Dann soll der ihn auch retten! Dann soll der ihn aus dem Elend reißen. Schließlich ist er ja sein Freund!« 10 Ja, du hast mich aus dem Mutterleib gezogen. An der Mutterbrust lehrtest du mich Vertrauen.

Gebet

Jesus Christus,
Bitter sind die Kräuter des Verrats. Bitter ist der Geschmack, wenn wir verraten werden. Bitter ist es, wenn wir erkennen, wie oft ich schon Verrat geübt habe. An dich. An Andere. An mir selbst.
Ich bitte dich. Vergib mir, dass ich nicht immer der Mensch bin, der der Versuchung des Verrats nicht nachgeht.
Zeige mir den Weg der Gerechtigkeit und der Vergebung, damit ich denen vergeben kann, die mich verraten habe und das ich mich bei denen entschuldigen kann, die ich verraten habe.
Amen!

Lesung

Danach kamen die himmlischen Wesen wieder zusammen und traten vor den Thron des Herrn. Auch der Satan war unter ihnen und trat vor den Thron des Herrn. Da fragte der Herr den Satan: »Woher kommst du?« Der Satan antwortete dem Herrn: »Ich habe die Erde durchstreift, ich war mal hier und mal dort.« Der Herr fragte den Satan weiter: »Hast du auch meinen Knecht Hiob beobachtet? Es gibt auf der Erde keinen Menschen wie ihn! Er ist fromm und führt ein vorbildliches Leben. Er begegnet Gott mit Ehrfurcht und hält sich von allem Bösen fern. Noch immer hält er sich frei von Schuld. Du hast mich umsonst überredet, ihn ins Unglück zu stürzen.« Doch der Satan antwortete dem Herrn: »Haut für Haut! Ein Mensch gibt alles her,wenn er nur die eigene Haut retten kann. Aber strecke doch einmal die Hand aus, greife seinen Körper und seine Gesundheit an! Dann wird er dir ins Gesicht fluchen!« Da sagte der Herr zum Satan: »Gut! Ich gebe ihn in deine Gewalt. Doch sein Leben musst du ihm lassen!«
Danach verließ der Satan den Herrn und sorgte dafür, dass Hiob krank wurde: Geschwüre brachen aus und bedeckten ihn von Kopf bis Fuß. Da nahm er eine Tonscherbe, um sich zu kratzen. Er saß auf dem Boden mitten im Dreck. Seine Frau sagte zu ihm: »Willst du dich noch immer frei von Schuld halten? Verfluche endlich Gott, sodass du stirbst!« Da antwortete er ihr: »Dummes Gerede! Wenn wir das Gute von Gott bekommen, sollten wir da nicht auch das Böse annehmen?« Bei allem ließ Hiob sich nichts zuschulden kommen. Kein böses Wort kam ihm über die Lippen. (Hi 2,1-10)

Meine engen Grenzen EG 584

Meine engen Grenze, / meine kurze Sicht / bringe ich vor dich. / Wandle sie in Weite: / Herr, erbarme dich.
Meine ganze Ohnmacht, / was mich beugt und lähmt, / bringe ich vor dich. / Wandle sie in Stärke: / Herr, erbarme dich.
Mein verlorenes Zutraun, / meine Ängstlichkeit / bringe ich vor dich. / Wandle sie in Wärme: / Herr, erbarme dich.

Verraten und verkauft

Adam verrät Eva an Gott (vgl. Gen 3). Esau verkauft an Jakob sein Erstgeburtsrecht für einen Teller Rotebohnen (Gen 25,29-34). Delila verrät das Geheimnis von Simsons übernatürlicher Kraft an die Philister (Ri 16). David stiftet Huschai an Absalom schlechte Ratschläge zu geben und Absaloms Pläne an David zu verraten (2 Sam 17) Judas verrät Jesus für 30 Silberstücke an die Pharisäer. Verrat. Ein Thema, so alt wie die Menschheit. Ein Thema, welches, wie ich finde, fasziniert.
Denn solange ich mir das von außen anschaue, ist es spannend zuzuschauen, wie durch den Verrat jemand über die Klippe geht. So finde ich es spannend, wie Frank Underwood in House of Cards Skrupellos Geheimnisse Verrät um einen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen.
Und ich muss zugeben, ich finde in der Bibel Judas immer wieder spannend. Sein Verrat ist ein so ein wichtiger Punkt in der Lebensgeschichte Jesu. Und Jesu scheint es gewusst zu haben, dass Judas ihn verrät. Hören wir uns doch daher an, wie das Johannesevangelium von der Ankündigung des Verrats berichtet:
John 13:21–30 BasisBibel
21 Als Jesus das gesagt hatte, war er im Innersten tief erschüttert. Er erklärte ihnen: »Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich den jüdischen Behörden ausliefern.« 22 Da sahen sich die Jünger ratlos an und fragten sich: »Von wem spricht er?« 23 Einer von seinen Jüngern, den Jesus besonders liebte, lag bei Tisch an der rechten Seite von Jesus. 24 Ihm gab Simon Petrus ein Zeichen. Er sollte fragen, von wem Jesus wohl gesprochen hatte. 25 Der Jünger lehnte sich zu Jesus hinüber und fragte ihn direkt: »Herr, wer ist es?« 26 Jesus antwortete: »Es ist der, für den ich ein Stück Brot in die Schüssel tauche und dem ich es gebe.« Er nahm ein Stück Brot, tauchte es ein und gab es Judas, dem Sohn von Simon Iskariot. 27 Sobald Judas das Brot genommen hatte, ergriff der Satan Besitz von ihm. Da sagte Jesus zu ihm: »Was du tun willst, das tue bald!« 28 Von den anderen am Tisch verstand keiner, warum Jesus das zu Judas sagte. 29 Weil Judas die Kasse führte, dachten einige: Jesus hat zu ihm gesagt: »Kauf ein, was wir für das Fest brauchen.« Oder: Jesus hat ihm aufgetragen, den Armen etwas zu geben. 30 Als Judas das Stück Brot gegessen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht.
Jesus weiß, dass er verraten wird. Und er macht nichts. Er zeigt es dem Lieblingsjünger an und dieser macht nichts. Die anderen Jünger*innen schauen sich das Spektakel an und verstehen es nicht.
Und irgendwie ist es doch auch manchmal so im Leben mit dem Verrat. Er geschieht vor deinen Augen und du kannst nichts dagegen machen. Da erlebst du, wie etwas, was du jemanden vertraulich gesagt hast, vor deinen Augen die Runde macht. Da siehst du, wie jemand bereit ist dich über die Klippe zu schubsen, weil er daraus einen vermeintlichen Vorteil erhält. Da bleibt dann schnell die bittere Erkenntnis, dass die Person, der du vertraut hast, dich, dein Geheimnis, deine Liebe verraten hat und es nicht ernst mit dir meinte.
Vielleicht kennt ja auch manch einer von uns, die süße Verführung des Verrats. Vielleicht ja vom Arbeitsplatz, wenn das Rennen um eine bessere Stelle beginnt. Ist es da nicht verführerisch, wenn man ein diskreditierendes Geheimnis der Mitbewerberin oder des Mitbewerbers kennt, dieses gegen ihn oder sie zu verwenden um einen bessere Chance auf die Stelle zu haben?
Ich denke, dass viele von uns Verrat schon erlebt, getan oder gesehen haben. Und die Motive für Verrat liegen meist, so finde ich, in dem Suchen nach einem persönlichen Vorteil oder in einer Enttäuschung begründet.
Warum hat also Judas Jesus verraten? Manche Kirchenväter sagen, er hat ihn gar nicht verraten, sondern auf Befehl Jesu gehandelt, damit er festgenommen werden kann. Andere sagen, dass Judas es wegen des Geldes getan hat. 30 Silbermünzen, das schätzen manche Münzkundler auf einen heutigen Gegenwert von ca. 10.000€. Ein ganz schönes Kopfgeld und in der damaligen Zeit wäre damit ein recht langes sorgenloses Leben sicher gewesen. Und wieder andere sagen, dass Judas ihn verraten hat, weil Judas sich mehr als fromme und politische Worte erhofft hat, sondern einen realen Aufstand gegen die römische Besatzung und somit die Souveränität Israels. Und daneben gibt es noch viele andere Thesen. Aber sie haben alle eines gemeinsam. Sie zeigen die Bandbreite unserer Motive für Verrat auf.
Auch wenn du eine ehrliche Haut bist und sagst, du würdest nie jemanden verraten, überlege doch einmal. Was wäre der Preis, den man dir zahlen müsste um jemanden oder etwas zu verraten oder zu verkaufen. Ein Teller Rotebohnen oder doch eher 30 Silberstücke. Die Chance auf deine Traumstelle, wofür du lediglich einen Mitbewerber beseitigen müsstest?
Zugegeben, vielleicht nicht der hellste Pfad der eigenen Seele, den wir dort bewandern. Aber ein Teil, welcher zu uns gehört. Jesus wusste, dass dies ein Teil unserer Seele ist. Denn es ist ja erstaunlich. Obwohl nach der Schilderungen der Evangelisten Jesus wusste, dass Judas nicht loyal ist, griff er nicht ein. Bei Johannes zeigt er es lediglich der johanneischen Kunstfigur des Lieblingsjüngers, dem das was passiert offenbart wird. Und vielleicht, ja vielleicht ist es ja so, dass die Figur des Lieblingsjüngers du und ich ist. Jemand, der sieht, was alles schlimmes aus Verrat passieren kann. Jemand der dieses Wissen in seinem Herzen aufnimmt und sich daran erinnert, wenn er in die Versuchung kommt Verrat zu begehen.
Amen!

Fürbitte

Jesus,
mit dem Bissen des Essens offenbartest du deinen Verräter. Dir bleibt nichts verborgen. Offenbare du uns immer wieder die Gefahren des Lebens.
Wir bitten dich für die Politikerinnen und Politiker auf der Welt. Öffne ihnen die Augen für Verrat und Betrug in den eigenen Reihen. Ermutige Sie laut gegen Intrige und Betrug aufzustehen. Gib ihnen den Mut zu ihren eigenen Verfehlungen offen zu stehen.
Offenbare ihnen die Wohltat der Wahrheit und der Aufrichtigkeit.
Wir bitten dich für die, die FakeNews in der Welt verbreiten. Offenbare ihnen, welcher Schaden für die Welt daraus entsteht. Ermutige sie dazu echten Journalismus zu betreiben, der auf Fakten basiert.
Offenbare ihnen die Wohltat der Wahrheit und Aufrichtigkeit.
Wir bitten dich für die Würdenträgerinnen und Würdenträger deiner Kirche. Gib Ihnen den Mut aufrichtig in deiner Nachfolge zu wandeln. Bewahre Sie davor zu Judas zu werden, indem sie für Profit das Evangelium verraten.
Offenbare ihnen die Wohltat der Wahrheit und Aufrichtigkeit.
Wir bitten dich für uns. Wie wir hier sind. Mit all unseren Fehlern und Schönheiten. Ermutige uns darin auf dem Weg der Gerechtigkeit und Wahrheit zu wandeln. Hindere uns daran den Weg Judas zu wählen.
Offenbare uns die Wohltat der Wahrheit und Aufrichtigkeit.

Herr, wir bitten komm und segne uns EG 590

Herr, wir bitten: Komm und segne uns; / lege auf uns deinen Frieden. / Segnend halte Hände über uns / rühr uns an mit deiner Kraft.
In die Nacht der Welt hast du uns gestellt, / deine Freude auszubreiten. / In der Traurigkeit, mitten in dem Leid, / lass uns deine Boten sein. Herr, wir bitten: Komm und segne uns; / lege auf uns deinen Frieden. / Segnend halte Hände über uns / rühr uns an mit deiner Kraft.
In den Streit der Welt hast du uns gestellt, / deinen Frieden zu verkünden, / der nur dort beginnt, wo man, wie ein Kind, deinem Wort Vertrauen schenkt. Herr, wir bitten: Komm und segne uns; / lege auf uns deinen Frieden. / Segnend halte Hände über uns / rühr uns an mit deiner Kraft.
In das Leid der Welt hast du uns gestellt, / deine Liebe zu bezeugen. / Lass uns Gutes tun und nicht eher ruhn, / bis wir dich im Lichte sehn.

Mitteilungen

Die Kollekte diesen Sonntag ist bestimmt für den Arbeitslosenfond der EKHN.
IBAN DE27 5109 1700 0000 1595 06 Zweck: Kollekte 21.02.2021
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