Glaubensinfluencer - Abel
Kain und Abel
1. Zeit
2. Geld
3. Gesundheit
Die Anfänge: 1892 bis 1918
Kains Opfer ist nicht minderwertig, ebenso wenig seine Gesinnung. Gottes Entscheidung ist unbegreiflich und wird nicht begründet. (Anders sieht es Hebr 11:4.) Woran erkennt Kain, dass Gott sein Opfer nicht annimmt? Nach hebräischem Denken am ehesten an den Folgen: dem ausbleibenden Segen (vgl. 5Mo 28:3–6). Das Opfer hat den Sinn einer Dankesgabe, mit der sich die Bitte um künftigen Segen verbindet (→Erstlinge). Das Fett gilt als der wertvollste, nach der Opfergesetzgebung Gott vorbehaltene Teil des Opfertieres (s. 3Mo 3:16–17 und Verweisstellen dort).
Diese tritt erst bei dem Opfer hervor, das sie, jeder von dem Ertrage seiner Berufsarbeit, nach geraumer Zeit Gott darbringen v. 3. מִקֵּץ יָמִים am Ende von Tagen d.h. nach Verlauf geraumer Zeit. Für diese Bed. von ימים vgl. 40,4. Num. 9,22. Kain brachte von der Frucht des Erdreichs eine מִנְחָה Gabe dem Herrn, Abel von den Erstlingen seiner Herde (בְּכֹרֹת die Erstlingsthiere Deut. 12,6 u.ö.) und zwar (ו in explicat. Sinne, s. Gesen. §. 155, 1a) von ihren Fettstücken d.h. den fettesten Erstlingsthieren, also nicht blos das Erste Beste von seinem Viehe. הֲלָבִים sind hier nicht, wie in der Opferthora des Leviticus, die Fettstücke der Opferthiere
Der Grund der verschiedenen Aufnahme der beiderseitigen Opfer lag in der verschiedenen Herzensstellung der Darbringer zu Gott, die sich schon in der Wahl des Opfermaterials kundgab; freilich nicht darin, daß Abel ein blutiges, Kain ein unblutiges Opfer brachte: denn diese Verschiedenheit war durch ihren verschiedenen Beruf bedingt, indem jeder seine Gabe nur von dem Ertrage seiner Beschäftigung nehmen konte; sondern darin, daß Abel von seiner Herde die fettesten Erstlingsthiere opferte als das Beste, was er darbringen konte, Kain dagegen nur irgend einen Teil von der Frucht des Ackers, nicht Erstlingsfrüchte (בִּכּוּרִים). Vermöge dieser Auswahl brachte Abel πλείονα θυσίαν παρὰ Κάϊν und offenbarte darin seine Gesinnung, welche Hebr. 11,4 πίστις genant wird. Die nähere Bestimtheit dieser Gesinnung läßt sich aber nur aus der Bedeutung des Opfers entnehmen.
Die Opfer, welche Adams Söhne darbringen, und zwar nicht in Folge eines göttlichen Befehles, sondern aus freiem Antriebe ihrer göttlich bestimten Natur, sind die ersten Opfer des Menschengeschlechts. Der Ursprung der Opfer ist demnach weder von einem positiven göttlichen Gesetze herzuleiten, noch als menschliche Erfindung zu betrachten. Um die Idee, die dem Opfercultus überhaupt zu Grunde liegt, richtig zu erfassen, haben wir zu beachten, daß die ersten Opfer nach dem Sündenfalle gebracht werden, also die geistige Trennung des Menschen von Gott zur Voraussetzung, und das Bedürfnis des Herzens, mit Gott in Gemeinschaft zu treten, zum Zwecke haben. Dies Bedürfnis hatte nicht blos Abel, sondern auch Kain; sonst würde er das Opfern unterlassen haben, da ihn kein göttliches Gebot dazu nötigte. Doch ist es nicht der Wunsch nach Vergebung der Sünde, welcher Adams Söhne zum Opfern trieb: denn von Sühne ist bei diesen Opfern gar nicht die Rede, und die Ansicht, daß Abel durch Tödtung des Thieres ein Bekentnis der Todeswürdigkeit seiner Sünde zu erkennen gegeben, ist von den mos. Sühnopfern willkürlich in unsere Stelle hineingetragen. Ihre Opfer sind Ausdruck dankbarer Gesinnung gegen Gott, dem sie alles verdanken was sie sind und haben, verbunden mit dem Gefühle, der göttlichen Huld und Segnung sich zu versichern, und in dieser Hinsicht nicht blos für Dank- sondern zugleich für Bittopfer und für propitiatorisch im weitern Sinne des Worts zu halten. Darin sind beide Opfer einander gleich.
Diese Wahl lehrt schon, ‚daß nur die fromme Gesinnung, vermöge welcher der Opfernde gleichsam sein Herz in die Gabe legt, das Opfer Gott wolgefällig mache‘ (Oehler), und daß es sich beim Opfer nicht um ein Geschenk für die Gottheit handelt, sondern die Opfergabe nur die Hingabe des Herzens an Gott abschatten soll, während in der Absicht, durch Hingabe des Besten von seinem Lebenserwerbe sich der göttlichen Gnade neu zu versichern, der Keim für die substitutive Bedeutung des Opfers zu suchen, welcher mit der Vertiefung und Steigerung des Gefühls der Sünde sich zu dem Verlangen nach Vergebung der Sünde entfaltet und zur Entwicklung der Idee des Sühnopfers geführt hat
Jesus hat wenig vom Opfer gesprochen (doch vgl. Mt 5,23–24; 8,4; 9,13; 12,7). Seine eigene Lebenshingabe hat er wohl mehr im Licht des Gottesknechtsliedes Jes 52,13–53,12, weniger im Licht des alttestamentlichen Opferkults gesehen und gedeutet (vgl. Mk 10,45; 14,22–24 par). Doch wurde sein Tod von der frühen Christenheit als Ende und Vollendung des Opferwesens begriffen und verkündet (vgl. Röm 3,25; Eph 5,2; Hebr 9,14.26; 10,10.14; 13,10–13). Die christliche Gemeinde lebt von der gottesdienstlichen Vergegenwärtigung des Opfers Jesu Christi (1Kor 11,23–26). Als Antwort auf die Rettungstat Gottes in Jesus Christus und in der Kraft dieser Rettungstat ist sie gehalten, ihr ganzes Leben Gott zum Opfer zu weihen (Röm 12,1; vgl. 15,16). Eine neue Priesterschaft und ein neuer Opferdienst sind damit ins Leben gerufen (1Petr 2,5.9; Offb 1,5–6; 5,9–10). Dieser Dienst besteht einerseits darin, Gott unablässig zu danken und ihn zu loben (1Petr 2,9; Hebr 13,15; Offb 5,8; 8,3–4) und fürbittend für alle Welt einzutreten (1Tim 2,1–6), andererseits darin, einander und allen Menschen Gutes zu tun (Gal 6,10; Phil 4,18; Hebr 13,16; Jak 1,27).
Das NT kennt außer dem Opfer des Herrn Jesus, das Er am Kreuz von Golgatha für unsere Sünden dargebracht hat (Heb 10,10.14), auch geistliche Opfer des Lobes und der Anbetung der Erlösten (Heb 13,15; 1. Pet 2,5), die Gott jetzt als Priester nahen dürfen. Wie die vorbildlichen Opfer des AT vom Werk Christi sprechen, so auch die „geistlichen Schlachtopfer“ der Gläubigen heute. Auch materielle Gaben werden als Opfer bezeichnet (Phil 4,16; Heb 13,16). Schließlich werden wir aufgefordert, unseren Leib Gott als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer darzustellen (Röm 12,1).
Die Religionsgeschichte bestätigt, daß das Opfern in der alten Zeit etwas allgemein Menschliches war, was sich bis auf die frühesten Anfänge des Völkerlebens zurückverfolgen läßt. Offenbar war den Menschen in jener Periode der Kindheit das Opfern ein so natürliches Bedürfnis wie das Beten
Wo freilich die tiefere Einsicht und der sittliche Ernst, welchen diese O.gebräuche voraussetzen, mangelten, konnten sie zu Selbstgerechtigkeit und falscher Sicherheit führen. Daß dies in Israel oft der Fall war, sehen wir aus den Schriften der Propheten, welche gegen solche der Absicht Gottes zuwiderlaufende Überschätzung der äußeren O.handlungen und des dabei getriebenen Aufwandes eifern. Grundsatz der Propheten ist 1 Sa. 15, 22. Vgl. Jes. 1, 11 ff.; Jer. 6, 20 f.; 7, 21 ff.; Hos. 8, 11. 13; Am. 4, 4 f.; 5, 22 usw. Damit verwerfen sie nicht den O.dienst an sich, den sie vielmehr noch in der seligen Zukunft schauen (Jer. 17, 26; 33, 18), wohl aber das Vertrauen auf eine äußerliche Werkgerechtigkeit, der die innere Wahrhaftigkeit abgeht. Vgl. auch Ps. 40, 7; 51, 19; Spr. 21, 3. — Das N. T. hat die Erfüllung jener Ideen und Geheimnisse gebracht, welche die levitischen O. darstellten, und damit auch deren Abschaffung angezeigt. Christus, der Hohepriester, ist zugleich das wahre O.lamm, einmal dargebracht zur vollkommenen Versöhnung für alle Welt und alle Zeit, so daß die O. der Söhne Aarons keine Berechtigung zur Fortdauer haben (s. Hbr. Kap. 9 u. 10). In Christo haben die verschiedenen Formen der versöhnenden O. ihre Vereinigung gefunden und zugleich eine über die Schranken des A. B. weit hinausgehende Vertiefung und Verklärung erfahren.