Gebet - Wenn das Zimmer größer als die Welt wird.

Mehr als Blumen auf dem Tisch  •  Sermon  •  Submitted
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Das Gebet als Teil der Ausbildung als Christ zu sehen (spiritual formation) und nicht nur als ein Ritual um Dinge zu beginnen oder zu enden. Gebet ist auch Arbeit, obwohl im ersten Augenblick sie ein „Nichts-Tun“ vor Gott ist. Er redet. Wir antworten. Gebet ist mehr als nur Gott Dingen zu sagen. Es ist die Zeit, in dem wir uns von sein Wort neu formen lassen. Der Gemeinde ermutigen, in dieser Zeit der Abgeschiedenheit Lockdown-Corona), Gebet neu zu entdecken.

Notes
Transcript
Matthäus 6,5–6 LUT84
5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.
ZUSAMMENFASSUNG - Teil 1
Fragen zu unsere Gebetskultur.
Ziel der letzten Predigt (Serie): sehen, dass Gebet mehr sein soll, als ein Blumenstrauß auf dem Tisch. Gebete sind mehr als Pistolen, die wir in die Luft schießen und Dinge zu starten.

Gebet = Arbeitszeit

Wir sollten das Gebet wieder als Teil der „Ausbildung des Geistes“ stellen.
Und vielleicht sollen wir wirklich das Gebet neu entdecken, als eine Arbeitszeit.
Eine Zeit wo wir zulassen, dass Gott in uns arbeitet. In unserer Stille, in unserem Nichts-Tun arbeitet Gott in uns. Er kann uns von innen heraus formen. Unser Geist und Seele wird ausgebildet fürs Leben.
An diesem Ort der Stille, wo wir Gottes Stimme hören.
Gebet ist der hauptsächliche Weg zu tief greifenden Veränderungen in unserem Leben – zur Neuordnung unserer Prioritäten. Durch das Gebet gibt Gott uns so viele der unvorstellbaren Schätze, die er für uns bereithält, ja das Gebet ermöglicht es ihm, viele unserer tiefsten Sehnsüchte zu erfüllen. Wenn wir beten, lernen wir Gott kennen, lernen wir es, ihn endlich als Gott zu behandeln. … Wir müssen Beten lernen. Wir haben keine Wahl. - Timothy Keller

Orientierung aus der Schrift

Hier ist es aber wichtig, dass wir nicht ohne Orientierung bleiben.
Wir brauchen ein Tutor. Ein Lehrer. Ein Guide. Ein Reiseführer.
Der erste und wichtigste Reiseführer, den wir suchen sollten, ist die Schrift selbst.

Impfstoff gegen Ablenkungen

Mit der Hilfe von der Bibel zu beten, umgehen wir auch die Gefahr, nicht zu wissen was wir beten sollen, und dass wir so schnell abgelenkt werden, von dem wir alles tun müssen.

Das Erste Wort kommt von Gott.

Wir antworten —> in unserer Kultur, wo wir selbst, unsere Bedürfnisse an erster stelle stellen, verpassen wir was wesentliches in unseren Gebete: Zulassen, dass Gott erst spricht.
Das Gebet wurde aus seinem Boden gezogen, das Wort Gottes.
Unsere Gebete sollten aus unserer Beschäftigung mit der Bibel folgen.

Psalmen als Tutor

Das Gebetbuch der Hebräer. Das Gebetbuch von Jesus. Das Gebetsbuch der Christen.
Sie geben uns wichtige Hinweise, wie wir zu kommen können.
Sie sprechen für uns. Sie bringen uns bei, auf Gottes Wort zu antworten.
Sie schulen uns, wie wir Gott loben können, wie wir klagen dürfen, wie frei wir unsere Gedanken und Gefühlen öffnen können.
TATSACHE

Dynamik -> Reden Gottes und unsere Antworten

Ein Psalm, der mir gezeigt hat, wie diese Dynamik vom Reden Gottes und unsere Antworten, unsere Reaktionen aussehen kann, ist Psalm 32.
Ich nehme jetzt nur die ersten 5 Verse:
Psalm 32,1–5 LUT84
1 Eine Unterweisung Davids. Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist! 2 Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Trug ist! 3 Denn als ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen. 4 Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. Sela. 5 Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde. Sela.
Die Stimme Gottes kommt und offenbart uns einen Gott der heilig und gerecht ist.
Sie zeigt uns auch gleichzeitig eine Menschheit, die in ihrer Sünde abgetrennt von der Güte und Liebe Gottes ist. Verloren in Egoismus und Bosheit. (Jesaja, Petrus, Johannes)
Das ist das erste Rede Gottes —-> die jeder von uns irgendwie persönlich erfährt.
Nun, die erste Antwort, die wir geben, ist sehr entscheidend.
Wir können entweder 1. zugeben, dass wir als Menschen verloren sind, oder 2. im Stolz sagen wir, nein so ist es nicht. Wir kommen schon allein zurecht.
In einer beide Haltungen hören wir Gottes Wort immer weiter.
Wenn wir uns für die Haltung entscheiden, dass wir allein gut genug sind, und unsere Schuld an den Misst der Welt nicht zugeben wollen, wenn wir weiter hin egoistisch sind und behaupten wollen, dass immer ein andere Schuld ist … dann ist diese erste Stimme Gottes furchtbar:
Psalm 32,3–4 LUT84
3 Denn als ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen. 4 Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. Sela.
Wenn wir an Gott denken, dann denken und hören wir nur Zorn. Unsere Seele fühlt sich bedrückt - Hand Gott liegt schwer über uns ... Dann tendieren wir uns zu verstecken, zu verstellen, zu lügen, irgendeinen Sündenbock zu finden. Nach außen zeigen wir vielleicht Stärke, Stolz, wir machen einen guten Eindruck. Innerlich sind wir schwach, elend ...
Wenn unsere Haltung sich aber ändert, und wir unsere Sünden zugeben, haben wir erstmal das Gefühl, wir sind versager, nichts Wert. Wenn wir unsere Unvollkommenheit zugeben, sowie unsere Krankheiten und unser Egoismus , dann geschieht eine tiefgreifende Veränderung innerlich:
Psalm 32,5 LUT84
5 Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde. Sela.
Dann hört sich diese erste Rede Gottes ganz anders. Der Fokus/Die Wahrnehumung ändert sich. Die Stimme Gottes ist nicht mehr, diese Stimme, die mich aus einem Zorn heraus unruhig lässt, eine Stimme, die ein Urteil spricht, sondern sie spricht aus der Liebe, die mich ruhen lässt, weil sie Vergebung ausspricht.
Hier erfährt König David schon, das was das neue Testament (Johannes) uns verspricht:
1. Johannes 1,8–9 LUT84
Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
Eine Sinnesänderung findet statt. Eine neue Art zu denken. Eine neue Wahrnehmung. Gott will mich nicht fertig machen, er will mich nicht zerstören, er will mich nicht nur richten. Er will vergeben, trösten, in Liebe korrigieren, wiederherstellen.
Gott redet, er offenbart sich.
Wir hören und antworten. Wir können unterschiedlich hören und reagieren.
PROBLEM

Ich kann für dich nur beten

Neben den Sätzen, die wir immer wieder hören für unsere Anfangs-Abschluss Gebete (einfach beten, kurz beten) usw. sprechen wier immer wieder auch so was wie: “Es tut mir leid. Ich kann nur dafür beten.”
Es klingt so, dass Gebet wenig/weniger ist als unsere Tätigkeiten. Was kleines. Begrenzt.
Und je nach dem, wie wir diesen Rat Jesu verstehen, dass wir uns zurückziehen sollen, in unserem Zimmer und dort in der Abgeschiedenheit zu Gott zu beten, könne wir es so verstehen.
Es scheint, dass die Empfehlung Jesu uns zu einer Gasse führt, die den Horizont verengt: von der Welt zum Schlafzimmer, vom Kontakt mit der Welt zur geschlossenen Tür, von der Vision zu den geschlossenen Augen, von der einsatzbereiten Haltung bis zur Knie, auf einem Weg, der uns anscheinend in ein Universum versetzt, das immer weniger real wird. - Ed Rene Kivitz
Oft sehen wir Gebet als eine Flucht vor der Realität. Eine Entfremdung der Welt.
Die Realität ist chaotisch, schlecht, schwierig und böse. Ich ziehe mich zurück ins Gebet in meinem Zimmer und verlasse diese chaotische Welt da draußen für eine Weile.
Ungefähr was leute suchen, wenn sie sich betrinken und Drogen einnehmen.
LÖSUNG

Die Realität vor Gott ins Gebet bringen

Hier sollten wir eine neue perspektive bekommen.

Die Wüste und die Stiftshütte

Am Anfang von 4.Mose, in den ersten vers lesen wir so:
Numeri 1,1 LUT84
1 Und der Herr redete mit Mose in der Wüste Sinai in der Stiftshütte am ersten Tage des zweiten Monats im zweiten Jahr, nachdem sie aus Ägyptenland gezogen waren, und sprach:
Es scheint so zu sein, dass der Text in zwei verschiedenen Richtung geht, im Bezug auf Ort und Zeit.
Die Ortsbeschreibung kommt von großen zum kleinen (Wüste -> Stiftshütte) und die Zeitbeschreibung von klein zum großen (Tag->Monat->Jahr)
Einige Rabinner sagen aber, beide Beschreibungen folgen den selben Mustern: von kleinen zum Großen.
Der große beinhaltet das kleinere. So wie der Tag (das kleinste) steckt in den Monat drin. Und der Monat in dem Jahr. So ist die Wüste kleiner als die Stifthütte. Die Stifthötte beinhaltet die Wüste. (Nilton Bonder, zitiert von Ed Rene Kivitz)
(Natürlich ist es Phisisch nicht so.) Aber was die Rabbiner hier in dieser Nuance sehen stellt eine Realität dar, die über die Physische Gesetze hinausgeht. In dem Ort der Begegnung mit Gott (Stiftshütte) passt alles andere hinein. Alles ist an diesem Ort, denn Gott selbst beinhaltet alles. Wenn wir in Gotte Gegenwart sind, da ist alles drin.

Geh in dein Zimmer

Mit diesem Gedanke im hintergrund… lesen wir nun die Aufforderung Jesu anders:
Matthäus 6,6 LUT84
6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.

Das Zimmer beinhaltet die Welt, nicht andersrum

Jesus schickt uns zur Einsamkeit, ins Zimmer zum Gebet, nicht weil er will, dass wir uns von den Chaos der Welt trennen, damit wir von der Realität fliehen.
Er schickt uns ins Zimmer, damit wir diesen ganzen Chaos, die außerhalb von uns und innerhalb von uns mitnehmen, in die Gegenwart Gottes, und merken, dass die Gott diesen Chaos kennt und in Ordnung bringen kann.
Jer 23,24 - bin ich nicht der Herr, der Himmel und Erde erfüllt?
Das lernen wir, wenn wir die Psalmen beten. Der Chaos der Gefühle, der Gedanken, alles wird vor Gott offen gelegt. Und dann lassen wir es erstmal da, still, dass Gott den chaos wieder in Ordnung bringt.
Ungefähr wenn wir Eltern in den Zimmer unsere Kinder hineinkommen, und der Chaos von Legosteinen einfach da drucheinander überall liegen, und das Kind weiß nicht wie es damit anfangen soll, die Dinge richtig aufzubauen oder alles aufzuräumen.
Ich bin oft diesen Vater, der zu den Kindern sagt, wie schrecklich das alles aussieht. Wie unordenlich sie sind. Dann sehen meine Kinder mich an, und denken, unser Vater ist nur schlecht gelaunt, vielleicht zornig, und will uns nur belehren und sagen, wie schlecht und unordentlich wir sind. (und das ist oft so :(
Bis ich sehe, dass sie es allein nicht hinkriegen können, und ich setzte mich hin, um zum Helfen aufzuräumen, Dinge wieder aufzubauen. Und dann haben wir manchmal, diese gute und schöne Momente da im Zimmer.
Wenn die ganze Wüste, plötzlich in der Stifthütte ist.
Wenn die ganze Welt, unser Gedanken, Sorgen, Ängste, Freuden plötzlich in diesem kleinen Zimmer sind, weil Gottes Gegenwart da ist, und wir finden Trost, Kraft, Ermutigung, Wahrheit.
In diesem Sinne, ist Gebet anders als fernöstliche Meditationspraktiken. Meditation ist an sich nichts schlechtes.
Aber das “Meditieren” , wie es im Kontext der fernöstliche Religionen uns verkauft wird, in dem der Mensch sich entleeren soll, die Sorgen wegschieben, vergessen, um inneren Frieden zu finden - dann wird alles gut.
Das biblische Gebet sagt: versucht nicht von der realität zu fliehen. Sondern, bringt sie an diesem Ort der bewusste Begegnung mit Gott, und in seiner Gegenwart lass Gott an dieser Realität erstmal in dir arbeiten.
Vielleicht deshalb haben die Jünger gemerkt, dass Jesus immer wieder die Einsamkeit gesucht hat.
Ausdrücke wie "Jesus wurde vom Geist in die Wüste gebracht", "Jesus hat sich zurückgezogen ... an einen einsamen Ort, getrennt", "er stieg auf den Berg, um allein zu beten".
In solchen Momente, wo Jesus sich physisch in einem kleinen begrenzent Ort befand, aber im Wahrheit, war er über all das, weil in der Gegenwart des Vaters ist die ganze Welt da … und der Vater sieht uns.
C.S.Lewis hat das so ausgedrückt:
Deshalb lauert die eigentliche Schwierigkeit des christlichen Lebens an einer Stelle, wo die Leute meistens nicht damit rechnen. Sie begegnet uns in dem Moment, in dem Sie jeden Morgen aufwachen. All Ihre Wünsche und Hoffnungen für den Tag stürzen sich auf Sie wie wilde Tiere. Und die erste Aufgabe besteht jeden Morgen einfach darin, sie alle von sich zu schieben und auf jene andere Stimme zu hören, jenen anderen Blickwinkel einzunehmen, jenes andere, größere, stärkere, stillere Leben in sich hineinfließen zu lassen. - C. S. Lewis
Lewis, C.S.. Pardon, ich bin Christ: Neu übersetzt zum 50. Todestag von C. S. Lewis (German Edition) . Fontis - Brunnen Basel. Kindle-Version.
Ich komme in meinem Zimmer hinein. Die ganze Welt kommt mit. Wünsche, Hoffnungen, Ängste … (all diese Sachen, die wie wilde Tiere auf mich stürzen). Im Gebet suche ich den Willen Gottes, der neuen Blinkwinkel auf all diesen Sachen, und kann wieder Ruhe finden.

Nur in der Einsamkeit bin ich echt

Was du im Privat bist, ist was du wirklich bist.
Geh in dein Inneres und sprich mit deinem Vater.
Du muss keine frommen Sätze mehr aussprechen. so tun als ob. (Frömmigkeit bringt Annerkennung - wir tendieren uns selst und anderen zu täusche - uns als Glaubenshelden zu verkaufen.)
jesus will nicht Schaureligion von seine Jünger.
Es geht darum, eins zu eins mit Gott (mit sich selbst) zu sein.
Jesus schickt uns ins Zimmmer, aber nicht damit wir nur an uns selbst denken.
Geht in deinen Zimmer … an diesen Ort wo du allein und echt sein kannst.
Aber denkt global
Vater - unser
Brot - unser
Schuld - unser
Versuchung - kollektiv
Erlösung - unser
ENDE
Deshalb möchte ich euch diese woche weiter ermutigen, weiter zu beten. Nicht aufhören, an irgendeinem Moment am Tag, sich zurückzuziehen und beten.
Und wenn wir beten, dann nicht denken “Ich werde nun NUR beten.” oder “Ich kann dafür NUR beten” … sondern wissen, dass beten nicht eine Flucht von der Realität ist, sondern die Realtität in den Zimmer hineinbringen.
Wer die Tiefe des Lebens mit Gott erfahren will, darf nicht einfach alles beiseite lassen.
Ich muss nicht die Wüste verlassen, um in die Stiftshütte hineinzutretten, denn wenn ich in die Stiftshütte hineintrette (in dem einsamen Zimmer), die Wüste kommt mit uns hinein, denn das Zimmer ist größer als die Welt.
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