Das Geheimnis des Evangeliums

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Paulus lüftet das große Geheimnis des Evangeliums, dass das persönliche Leben radikal verändern wird. "Jesus in euch" ist die Bezeichnung einer vollkommenen Einheit - untrennbar. Wer durch die Taufe seine eigene Identität abgelegt hat, ist mit Christus gestorben (Rechtfertigung der Sünde). Die Rechtfertigung des Lebens erfolgt jedoch durch das Leben Jesu in ihm. Durch die vollkommene Identifikation von Jesus zum glaubenden Sünder lebt Jesus in dir. Aus dieser vollkommenen Rechtfertigung des Lebens entspringt die Frucht des Geistes (das Streben, den Willen Gottes liebend ausleben zu wollen) und somit das "vollkommen werden in Christus".

Notes
Transcript

Einleitung

In meiner letzten Predigt, im Juli, haben wir uns mit dem Abschnitt aus Kolosser 1,12-20 beschäftigt. Da ging es um die verändernde Wahrheit, die uns in der Person Jesus Christus offenbart wurde (Kolosser 1,12-14). Wir haben dabei erkannt, dass die Vergebung von der Schuld der Sünde das wesentliche Thema des Evangeliums ist. Es ist nicht so, dass Gott über unsere Schuld einfach drüber hinwegschaut oder ein Auge zudrückt. Nein, er ist ein gerechter und heiliger Gott. Er kann nicht anders, als alles böse Leben zu bestrafen. Wir haben in dem Text gesehen, welch ein herrlicher Jesus uns da vor Augen gemalt wird. Jesus als Gott. Jesus als Erlöser. Jesus als das wahre Leben. Gleichzeitig sehen wir darin, was wir selbst alles nicht haben und nicht vollbringen können. Wir sind nicht Gott. Wir sind nicht fähig uns selbst zu erlösen. Wir sind nicht fähig aus uns selbst sündlos zu leben.
Du und ich, wir brauchen also in jeder Sekunde unseres Lebens diesen Jesus, der sein Blut für uns hingegeben hat. Diesen Jesus, der sich als heiliger Gott vollkommen mit uns Sündern identifiziert hat, um am Kreuz an unserer Stelle geschlachtet zu werden - auf brutalste Art und Weise - um unsere Schuld auf sich zu nehmen.
Weil wir das erkannt haben, dürfen wir freudig mit in das Lob aus Kolosser 1,12-14 einstimmen.

12 Mit Freuden sagt Dank dem Vater, der euch tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. 13 Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, 14 in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden.

Ich habe eben gesagt, das wesentliche Thema des Evangeliums ist die Vergebung von der Schuld der Sünde. Wie komme ich dann darauf, heute über das Geheimnis des Evangeliums zu predigen?
Aus einem ganz einfachen Grund, weil das Evangelium nicht beim Sühnetod von Jesus Christus endet. [Pause] Ich wiederhole es nochmal. Das Evangelium endet nicht beim Sühnetod von Jesus Christus. Wäre das der Fall, dann wäre zwar unsere Schuld vergeben, aber wir kämen nicht aus dem Sumpf der Sünde heraus. Denn wir sind weiterhin auf allen Ebenen unseres Lebens Sünder. Das heißt, an unserem eigenen Zustand hat sich durch die Vergebung von der Schuld der Sünde noch nichts verändert. Wir müssten also nach unserer Bekehrung aus eigener Kraft gegen die Sünde kämpfen, in der wir selbst noch bis zu den Haarspitzen drinstecken. Was wir brauchen, ist ein vollkommenen Stellungswechsel.
Daher geht es heute nicht um die Errettung von der Schuld der Sünde, sondern um die Errettung von der Macht der Sünde. Dazu lesen wir den Textabschnitt aus Kolosser 1,24-29

24 Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde. 25 Ihr Diener bin ich geworden durch das Amt, das Gott mir gegeben hat, dass ich euch sein Wort reichlich predigen soll, 26 nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen, 27 denen Gott kundtun wollte, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. 28 Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, damit wir einen jeden Menschen in Christus vollkommen machen. 29 Dafür mühe ich mich auch ab und ringe in der Kraft dessen, der in mir kräftig wirkt.

[Gebet]
Lasst uns nun gemeinsam durch den Text gehen und schauen, was es konkret heißt, aus der Macht der Sünde errettet zu werden.

In Christus dienen...

Beginnen wir mit Kolosser 1,24-25.

24 Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde. 25 Ihr Diener bin ich geworden durch das Amt, das Gott mir gegeben hat, dass ich euch sein Wort reichlich predigen soll,

Mit dem ersten Wort “nun” nimmt Paulus nochmals direkt Bezug auf seine Stellung, die er vor Gott hat. Paulus ist ein von Gott berufener Diener in Jesus Christus (vgl. Kol 1,1). Das heißt, er sieht Jesus Christus als seinen alleinigen Herrn an, dem er zu absolutem Gehorsam verpflichtet ist. In seinem Leben gilt also nicht mehr als wichtig, was er will, sondern was Christus will. Wie ein Soldat sich vollkommen seinem Oberbefehlshaber unterordnet, so ordnet sich auch Paulus Jesus Christus unter. Ein Soldat ist stets darum bemüht, seine eigenen Gedanken und Vorstellungen zu unterbinden und zum absoluten Wohl, zur vollkommenen Zufriedenheit seines Vorgesetzten zu handeln. So ist auch Paulus dann glücklich, wenn sein Herr - Jesus Christus - mit seinem Dienst zufrieden ist.
Wir müssen uns dabei vor Augen halten, wer Paulus eigentlich war. In Apg 22,3f lesen wir, dass er der frommste Jude und der eifrigste Verfolger der Christen war. Er hat diese Lehre, für die er nun sein Leben einsetzt, selbst bekämpft bis auf den Tod. Diesen Unterschied müssen wir uns nun wirklich bewusst machen. Paulus wollte mit Macht für Gerechtigkeit sorgen. Nun verbreitet er unter Leid und in Demut die Botschaft der Gerechtigkeit.
Erkennst du diesen Wechsel in seinem Charakter? Das ist wie Tag und Nacht. Herausgerissen aus der Finsternis und eingepflanzt ins Licht. Das ist dieser Stellungswechsel, von dem ich eingangs sprach. Paulus macht uns hier deutlich, dass sein Leben, sein Denken und sein Handeln nicht von eigenen Motiven bestimmt sind. Er tut nicht etwas für Jesus, sondern er tut alles in Jesus. Er wandelt im Willen Gottes. Statt sich selbst, verkündigt er Jesus Christus und die Kraft Gottes. Im Zentrum seines Handelns stehen also Gottes Kraft und Botschaft und nicht seine eigenen Taten.
Was wir in diesen Versen sehen ist nichts anderes als eine vollkommene Identifikation mit der Person Jesus Christus. Dieser Mensch Paulus macht deutlich, dass er mit Jesus Christus begraben wurde - all seine egoistischen Motive, alles Streben um Befriedigung der eigenen Bedürfnisse sind erloschen. Sie haben für ihn an Anziehungskraft verloren. Warum? Weil er mit und in Jesus Christus zum wahren Leben gekommen ist. In Galater 2,20 formuliert er es so:
“Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir.”
Der Gott, der Jesus Christus durch seinen Geist von den Toten zum Leben auferweckt hat, hat auch Paulus lebendig gemacht mit ihm. Nur dadurch ist es Paulus möglich, sich als Knecht der Gerechtigkeit zu bezeichnen und nicht mehr als Knecht der Sünde. Und dies, obwohl er sehr wohl in seinem Leben noch sündigt.
So sieht sich Paulus nicht nur als Diener Christi, sondern auch als Diener der Gemeinde. Der weltweiten Gemeinde, die der Leib von Jesus Christus ist. Dies zeigt seine Unterordnung unter die Souveränität Gottes und Jesus Christus als Haupt der Gemeinde (vgl. Kol 1,18). Er stellt seine eigenen, menschlichen Bedürfnisse hinten an, damit Jesus geehrt wird und Freude hat. Jesus ist ihm mehr wert, als er selbst. Er liebt Jesus mehr, als das Streben nach Befriedigung seiner irdischen Bedürfnisse.
Wir erkennen darin bereits die Tiefe des Evangeliums. Nämlich Jesus mehr zu lieben als uns selbst. Im Evangelium leben heißt, ich habe erkannt, dass der, der mich erlöst hat, aller Ehre würdig ist.
Damit kommen wir nun zum Kern des Ganzen. Wie ist das möglich?

…weil Christus in dir lebt!

Wir haben eben bei Paulus gesehen, welche Auswirkung es hat, wenn Jesus Christus in einem Menschen lebt. Die Verse Kol 1,26-27 zeigen uns nun konkret auf, wie auch wir von der Macht der Sünde errettet wurden.

26 nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen, 27 denen Gott kundtun wollte, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.

Wir erkennen hier, dass es sich bei dem Geheimnis des Evangeliums nicht um etwas handelt, das niemand wissen soll oder nur im Verborgenen weitergesagt werden soll. Die Bezeichnung “Geheimnis” meint hier vielmehr, dass das nun Folgende eine enorm hohe Bedeutung hat. Etwas, was Gott unbedingt der ganzen Welt verkündigen wollte. Seit Beginn der Menschheitsgeschichte war jedes Handeln von ihm darauf ausgerichtet, dass dieses Geheimnis nun endlich offenbar wird. Jeder sollte es erkennen!
Dieses Geheimnis heißt: Christus in euch.
Hast du dieses Geheimnis schon verstanden?
Hier wird von einem herrlichen Reichtum gesprochen. Ist Jesus Christus für dich ein herrlicher Reichtum? Oder ist es vielleicht manchmal so, dass er da drüben steht und du sagst: “Hallo, Jesus. Danke, dass du mir meine Sünden vergeben hast. Danke, dass ich jetzt sündlos vor Gott stehe. Was ich aber gerade wirklich brauche, dass ist ‘das und das’.”
Ich habe das jetzt etwas zugespitzt formuliert. Denn ich selbst merke immer wieder, welch großen Mangel am Verständnis von Jesus Christus wir haben. Vielleicht gar nicht, weil wir ihn nicht in seiner Größe erkennen wollen. Sondern vielleicht eher, weil wir es zu selten bis ins Detail erklärt bekommen. Einfach, weil man die Notwendigkeit für eine tiefgehende Auseinandersetzung nicht sieht. Und deshalb musst du dich jetzt auch nicht peinlich berührt fühlen, wenn du merkst: “Hmm … so richtig habe ich diesen Reichtum noch gar nicht begriffen. Eigentlich bin ich viel mehr damit beschäftigt, von Jesus mehr zu erbitten als er schon für mich getan hat.”
Warum ich diesen Punkt gerade so deutlich mache, ist, weil es wesentlich für unser Leben als Christen ist, die ganzen Aspekte des Evangeliums verstehen zu lernen. Wir müssen es verstehen lernen, damit wir es leben können. Denn sonst bleiben wir auf halber Strecke liegen. Dann ist Christsein ein netter Zusatz im Leben, aber nicht mehr das Fundament des Lebens. Dann tragen wir unsere Last von Sünden mit uns herum, weil wir nie wirkliche Befreiung erlebt haben. Dann leben wir einfach wie alle anderen Menschen ein schönes Leben, tun vielleicht ganz viele religiöse Dinge, aber tiefe Freiheit aus der Macht der Sünde erleben wir nicht.
Aber genau das ist, was Gott uns in Jesus Christus bereitet hat. Freiheit aus der Macht der Sünde. Wir sind herausgerissen aus der Finsternis und versetzt in das Reich des Lichts. Wie ein Baum, der auf vergiftetem Boden stand und schlechte Frucht hervorbrachte, jetzt aber an einen neuen Ort versetzt wurde und aufgrund des guten Bodens gute Frucht hervorbringt. Der Römerbrief formuliert es in Kapitel 6 ziemlich deutlich. Da steht (Röm 6,11-14):

11 So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus.

12 So lasst nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, und leistet seinen Begierden keinen Gehorsam. 13 Auch gebt nicht der Sünde eure Glieder hin als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch selbst Gott hin als solche, die tot waren und nun lebendig sind, und eure Glieder Gott als Waffen der Gerechtigkeit. 14 Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, weil ihr ja nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.

Hier geht es um die vollständige Erneuerung des innwendigen Menschen, weil Jesus Christus durch den Heiligen Geist in uns wohnt. Er bewirkt mit seiner göttlichen Kraft, dass wir die Möglichkeit haben mehr und mehr Kontrolle über unsere Gedanken und Handlungen zu erhalten. Nämlich, dass wir nicht mehr einfach nur das ausleben, was unseren eigenen Wünschen und Begierden entsprechen, sondern den Willen Gottes umsetzen. Das heißt, die Gebote Gottes aus Liebe erfüllen wollen. So werden wir Stück für Stück charakterlich immer mehr in das Bild Gottes - in Jesus Christus - verwandelt. So werden wir Jesus Christus immer ähnlicher.
Das heißt, einerseits sind wir bereits Heilige. Weil sich Jesus Christus selbst vollkommen mit uns Identifiziert hat. Er und wir, wir sind eine Einheit. Andererseits müssen wir noch lernen, wie Heilige zu denken und zu leben. Das ist wie mit einem Bauer, der erfährt, dass er ein König ist. Er wird in dem Moment noch nicht wie ein König denken und handeln. Sondern er muss es lernen. Er muss lernen zu sein, was er schon ist.
Die Botschaft vom Evangelium bewirkt also in dir eine Erneuerung deines Denkens und deiner Haltung, die sich dann in erneuerten Handlungen auswirkt. Die guten Taten sollen aus einem veränderten Denken hervorgehen. Wir als Christen sind also nicht dazu aufgerufen die Welt zu retten oder zu verändern, sondern das Wort Gottes in uns wohnen zulassen. Dadurch werden wir erneuert. Nur durch Christus in uns haben wir die Kraft, den alten Menschen - mit all seinen egozentrischen Ambitionen - abzubauen und in Jesus vollkommen zu werden.
Genau diesen Aspekt heben die Verse Kol 1,28-29 nochmals hervor.

Christus ist alles!

Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, damit wir einen jeden Menschen in Christus vollkommen machen. 29 Dafür mühe ich mich auch ab und ringe in der Kraft dessen, der in mir kräftig wirkt.

[den = diesen Christus in euch, der aller Reichtum ist]
Paulus schlägt hier nochmals die Brücke zur Motivation seines Handelns, von dem wir in den ersten zwei Versen gelesen haben (Kol 1,24-25). Sein Leben ist darauf ausgerichtet den zu verkündigen, der alles ist. Sein tägliches Ziel ist es, all seine Energie und Zeit darin zu investieren, dass Menschen den wahren Jesus Christus erkennen. Den Jesus Christus der Bibel, der sich als sündloser Mensch vollkommen mit dem Sünder identifiziert, damit der Mensch durch die Bekehrung eine vollkommene Einheit mit ihm werden.
Paulus zeigt hier nochmals auf, dass es aus menschlicher Sicht so aussieht, als würden wir uns für Christus abmühen. Aber die Realität ist, dass es Gottes Kraft ist, die in uns wirksam wird. Weil Christus in dir lebt, bringst nicht du die Veränderung hervor, sondern Christus selbst. Dein Handeln ist lediglich die Reaktion auf die veränderte Umgebung. Weil du als Baum auf gutem Boden stehst, bringst du automatisch das Gute hervor.
Warum ist dieser Aspekt nochmals so wichtig?
Nur vor diesem Hintergrund erhält Gott die volle Ehre, die ihm gebührt. Indem wir erkennen, wie grundsätzlich verloren und verdorben wir sind, werden wir von tiefstem Herzen bereit, Gott für alles zu loben, was ER getan hat. So werden wir im Herzen verändert: Allein durch die Kraft Gottes und allein durch seine Gnade.
Das ist das Evangelium.
Wir werden jetzt noch ein bisschen Ruhe haben, bevor wir das nächste Lied hören. Dafür möchte ich dir gern zwei Fragen mit auf den Weg geben.
Hast du Jesus Christus als den einzigen herrlichen Reichtum erkannt?
In welchen Situationen fällt es dir schwer “Christus in dir leben zu lassen”?
Lasst uns diese Zeit nutzen, um ehrlich vor Gott zu treten und ihm auf sein Wort zu antworten.
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