Geduld

Standhaft - eine Reise durch den Jakobusbrief  •  Sermon  •  Submitted
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Notes
Transcript
Hauptziel: Die Hörer vertrauen sich in aller Not dem Allmächtigen an.

Einleitung

Textlesung: Jakobus 5,7-11 (PowerPoint-Lesung)
Ein bekanntes Experiment zu Impulskontrolle und Belohnungsaufschub wurde in den 1960er Jahren durch Walter Mischel durchgeführt.
Es ist als Marshmallow-Test bekannt geworden, vor allem durch Daniel Golemans Buch EQ. Emotionale Intelligenz. Dabei bekamen vierjährige Kinder eine Süßigkeit (ein Marshmallow) vorgesetzt und wurden vor die Wahl gestellt, es entweder sofort zu essen oder noch ein zweites zu bekommen, wenn sie einige Minuten warten konnten, ohne das erste Marshmallow zu essen.[1]
In Europa wurde dieser Test mit Mohrenköpfen durchgeführt, wenn du wartest – abschlecken . aushöhlen, gegessen.
Zwei Faktoren:
Das Lockmittel (Positives/Negatives) und der der Faktor Zeit.
Bei Kindern immer wieder ein Thema:
Es braucht Geduld, wenn mit dem Auto Freude besuchen will und die Kinder im 30 Sekunden Takt fragen:
«Mami, Papi, wann sind wir endlich da! Sind wir schon da?» Kinder auf dem Rücksitz eines Autos sind nicht immer die geduldigsten Wesen. - Bei vier Kindern gibt es bestimmt prägnante Unterschiede in der Geduld.
Meine Kindheit: Vanillecreme selbst gemacht, kochend in den Tiefkühler...
Wir leben in einer Kultur, die Geduld nicht schätzt.
Eventuell sind wir heute in der westlichen Welt das Epizentrum der Ungeduld.
Wenn dir eine Firma etwas in drei Tagen liefern kann, aber eine andere Firma auftaucht, die es dir in zwei Tagen liefert, wird die erste Firma bankrottgehen.
(Paketsendung: Info, wo ist es denn? Ungeduld)
Heute am 2. August:
Gestern war der Nationalfeiertag: Anlass zum Feiern gibt es, aber die Festlaune ist getrübt.
Ein heimtückisches Virus beherrscht weiter die Welt.
«Wir sind weit davon entfernt, der trügerischen Ruhe zu verfallen. Die Ungewissheit, die schlimmer sein kann als böse Gewissheit, hält uns alle in wacher Sorge.»
Das Zitat, das zu unserer Zeit passt, stammt aus der NZZ vom 1. August 1940.
Damals war die Schweiz in eine der gefährlichsten Lagen ihrer Geschichte geraten, als sie von den faschistischen Mächten Hitlers und Mussolinis umzingelt worden war.
Die Stimmung schwankte zwischen Panik und Paralyse.
Heute?
Derr Philosoph Jürgen Habermas meinte zur Corona-Krise:
«So viel Wissen über Nichtwissen gab es noch nie.»
Die Krise ist noch längst nicht ausgestanden. Die Fallzahlen steigen wieder in beunruhigender Weise; die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und politischen Folgen der Pandemie sind nicht absehbar.
Geduld ist gefragt.
Geduld ist die Fähigkeit zu warten oder etwas zu ertragen.
(Frustrationstoleranz)
Viele haben die Überzeugung:
«Okay. Geduld ist eine gute Sache. Ungeduld ist eine schlechte Sache. Wenn man ungeduldig ist, kann man einige dumme Fehler machen. Aus praktischen Gründen würde ich gerne ein wenig geduldiger sein.»

Geduld - die Fähigkeit zu warten, ohne voreilig oder impulsiv zu werden.

I. Geduld in schwierigen Umständen.

Biblischer Text: Jakobus 5,7-8
Teilziel Nr. 1: Die Hörer richten ihren Blick weg von den Umständen auf den Allmächtigen.
Geduld in schwierigen Umständen.
Im Jahr 50 nach Christus sind die Christen in schwierigen Umständen. Sie werden unterdrückt, verfolgt.
Den Leidenden schien das Warten auf Gottes Eingreifen endlos.
Jakobus 5,7:
Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn! Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfange.
Der Bauer zeigt die Notwendigkeit der Geduld.
Er kann nicht bereits an dem Tag, da er ausgesät hat, die Ernte einbringen.
Er muss lange warten.
In Israel war es damals so:
Erst kommt der Frühregen, der die Saat keimen lässt. Gegen Ende der Wachstumszeit kommt der Spätregen, der nötig ist, um den Reifungsprozess bis zur Ernte zu ermöglichen
Wenn jemand ungeduldig ist, dann sollte er besser nicht Bauer werden.
Keine Ernte entsteht über Nacht.
Kein Bauer kann das Wetter beherrschen.
Zuviel Regen lässt die Ernte verfaulen.
Zuviel Sonne kann sie Austrocken.
Frost, Hagel, Schädlinge, Krankheiten bedrohen die Ernte.
Ein Bauer hat nicht alles im Griff.
Die Bibel (JC) lehrt:
Die Ungerechtigkeit auf dieser Erde wird beendet, wenn der Herr wiederkommt.
Es ist eine Tatsache:
Jeder Tag kann frustrierende, enttäuschende, desillusionierende Umstände haben (neg. Mohrenkopf).
Wie kann man darauf reagieren?
Einfach frustriert, wütend sein? Kämpfen?
Gottes Zeitplan und Weisheit vertrauen?
«Wenn es einen Gott gibt, dann sollte er doch engreifen!»
Wir können auf die Umstände reagieren, indem wird entweder Gott vertrauen oder auf uns selbst.
Wer auf Gott vertraut, wird auch frustriert sein. Aber er kann sich mit seinem Frust im Gebet an Gott wenden.
Die tut gut. Mal klagen. Mal die Not loswerden.
In der grossen Not, als mein Gehirn nach dem Unfall verrücktspielte, sagte ich immer wie zum Allmächtigen:
«Du kennst mich. Du kennst die Umstände.»
«Du bist weise und gut.»
«Ich hätte diese Herausforderung niemals für mich selbst gewählt.»
«Du hast es zugelassen.»
«Du weisst, was du tust, und ich weiss es nicht.»
Die Beziehung zu Jesus Christus, die vor über 30 Jahren in meinem Leben begonnen hat, hat mir ein grosses Fundament gegeben. Gott war kein Unbekannter für mich.
Gott wird ein Bekannter
(Heilsweg: Busse, Glaube, Taufe, Geistesempfang)
Geduld in schwierigen Umständen.

Geduld - die Fähigkeit zu warten, ohne voreilig oder impulsiv zu werden.

II. Geduld mit Menschen

Biblischer Text: Jakobus 5,9
Teilziel Nr. 2: Die Hörer geben die Hoffnung für sich selbst und andere nie auf.
Schwierige Menschen, die gibt es unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung, Kultur, Geschlecht, Alter.
Was als schwierig betrachtet wird, ist unterschiedlich, subjektiv.
Gottes Wort sagt dazu – Jakobus 5,9:
Seufzt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet! Siehe, der Richter steht vor der Tür.
Seufzen? Wer über Menschen seufzt, der hat sie - meist aufgegeben, abgeschrieben.
Die Liebe ist nicht mehr da.
Vergebung, Versöhnung wird nicht mehr gelebt.
Groll, Wut sind eher einfach zu erkennen.
Die meisten bemerken es, wenn sie jemanden hassen, wütend auf ihn sind.
Murren, Seufzen, Stöhnen ist subtiler.
Es bedeutet, dass ich und du - wir - aufgrund der Art und Weise, wie sich eine Person verhält, frustriert, enttäuscht, desillusioniert, wütend sind.
Eventuell zynisch, mürrisch.
«Ach der wieder…! Ach, diese wieder…! Man konnte nichts anderes erwarten!»
Jakobus 5,9a:
Seufzt nicht gegeneinander…
Gott ist vielleicht noch der Allmächtige, aber nicht im mehr im Leben dieser Person.
Der Seufzer bedeutet: An diesem Menschen oder Situation kann Gott nichts ändern.
Es wird nicht erwartet, dass der Heilige Geist im Leben dieser Person wirkt.
Seufzen, Murren ist ein Vertrauensverlust gegenüber Gottes Möglichkeiten.
Es ist ein Misstrauen gegenüber dem Allmächtigen, der gesagt hat: «Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.»
Seufzen ist Mangel an Liebe.
Wer über andere seufzt, ändert die Situation nicht.
Geduld ist, wenn Menschen dich enttäuschen und du sie nicht aufgibst.
Ihnen verzeihst, gnädig bist. Dies will der Heilige Geist bewirken.
Dies ist das Verhalten von Jesus Christus: Er gibt dich niemals auf.
Gerade in Stresssituationen, in Zeiten grossen Drucks, ist es ein seltsamer Zug der menschlichen Natur, dass wir gegenüber denjenigen zornig werden, die wir am meisten lieben.
Geduld mit Mitmenschen ist ein tägliches Training bis an das Lebensende.

Geduld - die Fähigkeit zu warten, ohne voreilig oder impulsiv zu werden.

II. Vorbilder

Biblischer Text: Jakobus 5,10-11
Teilziel Nr. 2: Die Hörer nehmen sich ein Vorbild der Geduld..
Eine Person pick Jakobus heraus, die einen ganz schwierige Herausforderung hatt - Jakobus 5,11:
Siehe, wir preisen die glückselig, die ausgeharrt haben. Vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.
Hiob hat grosse Probleme.
Die haben nicht so sehr damit zu tun hatten, wie er von den Menschen behandelt wird.
Seine Probleme sind: Das Leben und Gott.
Er erlebte nicht so sehr schwierige Menschen, sondern tragische Umstände.
Eine Katastrophe löscht seinen ganzen Reichtum aus.
Eine andere Naturkatastrophe tötet seine Kinder.
Durch eine Krankheit verliert er seine Gesundheit.
Dies sind Probleme:
Verlust des Reichtums, der Kinder, der Gesundheit.
Hiob schreit, schreit, schreit. Das ist Hiob.
Hiob lässt Gott nicht los.
Hiob lernte Beharrlichkeit und Geduld, weil er leiden musste.
Leiden verändert (Sport, Studium…).
Geduld im Leiden lernt man nicht einfach dadurch, dass man stoisch ist, eine steife Oberlippe hält und sagt:
«Ich lasse mich nicht unterkriegen.»
Das ist nicht das Erlernen von Geduld. Das ist der Versuch, sich selbst zu stählen.
Ein Beispiel aus Psalm 77:
Der Psalmist beginnt damit, über alle Probleme zu sprechen, die er sieht. Er klagt.
Dann sagt er Psalm 77,13:
Ich will bedenken all dein Tun,
und über deine Taten will ich nachsinnen.
Modern gesagt: «Aber ich werde meditieren».
Zuerst flippt er im Psalm aus (kann jeder selbst nachlesen), aber dann sagt er: «Ich werde meditieren», was bedeutet:
«Es gibt Probleme, aber ich werde sie durch Gebet und Meditation verarbeiten. Ich werde über die Wahrheit Gottes nachdenken, bis ich ruhig werde.»
Genau dies können wir auch an Christus erkennen: In der Not suchte er das Gespräch mit dem himmlischen Vater.
«Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.»
Dies ist Geduld.
Geduldige Menschen sind – so schildert es die Bibel:
Nicht harmlos, sondern mutig, gefährlich.
Nicht passiv, sondern aktiv.
Nicht resigniert, sondern voller Hoffnung.
Sie vertrauen auf den Allmächtigen.
Es braucht Geduld Leiden auszuhalten. Gott formt dich durch schwere Zeiten.
Dies ist auch zentral für die gegenwärtige Zeit in unserem Land.
Der Germanist Peter von Matt formulierte:
«Wir treiben mit einem Floss auf eine Nebelwand zu. Was erwartet uns dahinter? Ein schöner See oder ein Wasserfall? Wir wissen es nicht.»
Schlimme Dinge geschehen auf unserem Planeten.
Ich habe gelernt:
«Wenn ich nicht lerne, Gott in zu vertrauen, werde ich keine Ruhe finden.»
«Der Allmächtige weiss, was er tut. Er ist weiser als ich.»
Dem dreieinigen Gott zu vertrauen führt zu Ruhe, Gelassenheit, Frieden und der Fähigkeit zu verzeihen.
Dies ist allemal besser als von Groll, Selbstmitleid, Zynismus, Angst, Unruhe und schliesslich von körperlichen Symptomen, wie Magengeschwüren und Herzinfarkten zerfressen zu werden.
Dem dreieinigen Gott zu vertrauen führt zu Ruhe, Gelassenheit, Frieden und der Fähigkeit zu verzeihen.
Lasst uns beten.
Vater unser, wir brauchen Geduld, aber wir sehen, Geduld ist oft schwer erkämpft. Sie erfordert Kampf.
Erinnere du uns, dass du der Schöpfer, Erlöser und Weltheiler bist.
Lenke unsere Blicke auf Jesus Christus, der einzige wirklich unschuldig Leidende, dessen Geduld uns gerettet hat.
Wir bitten dich, uns zu geduldigen Menschen zu machen und auf den zu schauen, der für uns und mit uns geduldig war, Jesus Christus.
Wir stehen auf zum Gebet, welches Jesus Christus uns gelehrt hat.
Unser Vater
Nationalhymne
Quellen
William MacDonald, Kommentar zum Neuen Testament, trans. Christiane Eichler, 7. Auflage. (Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung, 2018).
Vernon McGee, Jakobus - Durch die Bibel, o. J.
Gerhard Maier, Der Brief des Jakobus, ed. Gerhard Maier u. a., 3. Auflage., Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament (Witten; Giessen: SCM R. Brockhaus; Brunnen Verlag, 2014).
Timothy J. Keller, The Timothy Keller Sermon Archive (New York City: Redeemer Presbyterian Church, 2013).
Wiard Popkes, Der Brief des Jakobus, ed. Jens Herzer und Udo Schnelle, 2., unv. Auflage., Bd. 14, Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2013).
Gerald Bray, Hrsg., Jakobus, 1-2 Petrus, 1-3 Johannes, Jude, Ancient Christian Comment on Scripture (Downers Grove, IL: InterVarsity Press, 2000).
David P. Nystrom, James, The NIV Application Commentary (Grand Rapids, MI: Zondervan Publishing House, 1997.
NZZ, 31.7.2020. Marc Tribelhorn, Hauruck nach Schweizerart. [https://www.nzz.ch/schweiz/die-schweiz-hat-in-der-krise-vieles-richtig-gemacht-ld.1569068]
William MacDonald, Kommentar zum Neuen Testament, trans. Christiane Eichler, 7. Auflage. (Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung, 2018).
Fritz Rienecker u. a., Hrsg., „Namen Gottes“, Lexikon zur Bibel: Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel (Witten: SCM R. Brockhaus, 2017), 837.
[1] Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Belohnungsaufschub [Stand: 31.07.2020]
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