Wage einen radikalen Neuanfang

Perikopenreihe II  •  Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 22 views
Notes
Transcript

Was wäre wenn Gedanken

Der Gedanke des Petrus

Fischer war er. Wie sein Vater. Wie sein Großvater. In der Familie hat gefühlt nie jemand etwas Anderes gemacht. Doch manchmal, manchmal in der Nachmittagssonne, wenn der Fischfang verkauft war, die Netze geputzt, geflickt und für die nächste Ausfahrt im Schiff vertäut waren, dann lag er im Schatten seines Hauses döste und dachte über das Leben nach. Da machte er dann hin und wieder den Fang eines Gedankens. Aber er ist viel zu tief, als dass er ihn aus den Tiefen seines inneren Fischen könnte. Es ist ein Gedanke, den er nur als ein “Was-Wäre-Wenn-Gedanke” beschreiben könnte. Und so träumte er immer wieder in der Nachmittagssonne im Schatten seines Hauses, diesen “Was-Wäre-Wenn-Gedanke” der den Wagemutigen Duft des Aufbruchs aufsteigen ließ. Und so wäre es, vielleicht auch immer weitergegangen, wenn nicht eines Tages etwas passiert wäre, was sein Leben auf den Kopf gestellt hat und was er viele Jahre später anderen Menschen erzählte, bis ein Mann Namens Lukas es wie folgt aufschrieb:
Lukas 5,1–11 LU
1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. 2 Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. 3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. 4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. 7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. 8 Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. 9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, 10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

Wenn es konkret wird

Auf einmal war der Was-Wäre-Wenn-Gedanke des Petrus aus seiner Tiefe gefischt. Dieser Jesus hatte ihn aus der Tiefe des Petrus gefischt und Petrus wusste nun, was so lange in ihm geschlummert hatte.
Petrus konnte sich nicht anders helfen, ihm geschah so viel Gutes, dass er Jesus erst einmal von sich wegschieben wollte, weil er dachte, dass ihm so viel Gutes nicht zu stehen würde. Doch er merkte bald, dass Jesus in ihm etwas entdeckt hatte, was er sich nie eingestehen wollte: Das Fischen ist nicht seine wahre Bestimmung.
Und Jesus machte das ihm in Worte klar, die er gut verstehen konnte. Jesus sagte ihm, dass er Menschen fangen sollte. Und Petrus verstand, was Jesus damit meinte. Petrus verstand, dass er die Menschen nicht wie Fische zum Tode fangen sollte, sondern zum Leben hin fangen sollte. Denn Jesus hatte Petrus auch ins Leben gefangen. Davor, so kam es Petrus vor, war es eher wie ein dahin vegetieren. Und so machte er sich mit Jesus auf um Menschen zu ermutigen ihr Leben zu fangen.

Das Leben fangen

Aber was heißt es Menschen zum Leben zu fangen? Ich denke, dass es mit dem zu tun hat, was ich vorhin bei Paulus den “Was-wäre-wenn-Gedanke” genannt habe, der tief in ihm schlummerte. Paulus war der damaligen Zeit und der gesellschaftlichen Normen geschuldet. In seinem Leben festgefahren. Bub du wirst Fischer und gut ist. Bub du heiratest und gut ist.
Eine Handlungsweise, die sich bis heute noch in manchen Familien durchzieht. Vielleicht kennt ja der ein oder die andere von euch auch diese Sätze. Hat sie selbst ausgesprochen oder zugesprochen bekommen. Vielleicht hat manch einer von euch auch auf diese Sätze gehört und sich so seinem angeblich unvermeidlichem Schicksal hingegeben.
Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass einige von euch auch diesen “Was-Wäre-Wenn-Gedanken” kennen, der dort liegt, wo es tief ist. Dort wo man denkt, da kann man nie etwas raus fangen, weil es viel zu tief ist für die eigenen Netze.
Aber nur, weil ich selbst denke, dass man so etwas nicht hochholen kann, muss das nicht heißen, dass es nicht möglich ist. Um das scheinbar nicht schaffbare zu schaffen, braucht es den Zuspruch von außen.

Der Zuspruch zum Leben

Petrus brauchte den Zuspruch des Jesus um aus der Tiefe seine wahre Berufung zu ziehen und auch wir brauchen dafür den Zuspruch von Jesus. Einen Zuspruch, der aus nicht erwarteter Richtung kommen kann oder die Ermutigung eines Freundes, einer Freundin ist, die einen ermutigt neues, ungeahntes zu wagen.
Jemand der dir sagt, dass du mal etwas machen sollst, was du noch nie gemacht hast. So wie Jesus zu Petrus sagte, er soll die Netze auswerfen wo es tief ist. Petrus hätte dort nie die Netze ausgeworfen. Denn die Barben, Sardinen und Buntbarsche im See Genesareth kann man eher in Küstennähe fangen. An der Tiefen Stelle des Sees ist das Anglerglück eher überschaubar. Doch er traute dem Wort und war dann für die nächsten Schritte bereit.
Schritte, die ihn in eine unglaubliche Zukunft führten und ihn bis heute unvergessen gemacht haben. Ich glaube kaum, dass dieser kleine Fischer aus Galiläa sich es je erträumt hätte, dass 2000 Jahre nach seinen Tod die Leute noch von ihm sprechen.
Alles was er dafür getan hat, ist dem Zuspruch Gottes zu vertrauen. Zu vertrauen, dass das was ihm gesagt wurde von Gott stammte.
Denn das ist ein wesentlicher Teil von Gott. Gott traut uns Menschen etwas zu. Egal wie alt wir sind. Man denke nur an den alten Abraham. Hochbetagt war er und eigentlich ist der Auftrag Gottes an ihm totaler Irrsinn. Alle Sicherheit hinter sich lassen. Sich und seine Frau gefährden, nur damit dieses “Was-Wäre-Wenn-Gedanken-Ding” da in ihm von Gott bestätigt wird. Und dennoch tat er es und wurde für diesen Mut mit einem abenteuerlichen und beseelten, lebendigen Leben belohnt. Ein Leben wo Gott einen Menschen im Leben gefangen halt. Und so zieht es sich durch die Geschichten der Bibel und den Geschichten der Menschen mit Gott heute immer wieder durch.
Und wer weiß, vielleicht ist es für dich und für mich, ja auch so, dass eines Tages wir wie Petrus unsere gewohnten Boote verlassen müssen, Neues Wagen, weil Gott zu uns gesprochen hat: “Fürchte dich nicht. Wage einen radikalen Neuanfang.”
Related Media
See more
Related Sermons
See more