Meine Maria, meine Marta und ich

Perikopenreihe I  •  Sermon  •  Submitted
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Meine Maria, meine Marta und ich

Manchmal

Manchmal liege ich auf der Couch. Stundenlang. Regungslos. Eine Netflix Serie nach der nächsten schauend. Nicht bewegen. Einfach nur dem Spiel auf dem Bildschirm folgend.
Manchmal liege ich auf der Couch. Stundenlang. Regungslos. Löcher in die Luft starrend. Und die Gedanken sind irgendwo zwischen dem Hier und dem Überall.
Manchmal sitze ich stundenlang im Café. Trinke einen Café au lait nach dem Anderen. Schau dem treiben auf der Straße zu oder unterhalte mich stundenlang bis spät in die Nacht mit einem lieben Menschen.
Manchmal sitze ich im Grünen. Ganz zwecklos. Ich sitze einfach nur da und schau in die Ferne. Ich schau in die Ferne, bis ich nicht mehr weiß, ob ich dort in der Ferne bin oder dort wo ich gerade sitze.
Manchmal sitze ich einfach nur da, während es um mir geschäftig ist. Während alle rotieren sitze ich da und höre jemandem zu. Und alle finden das unhöflich, weil ich nur da sitze und nur dieser einen Person zuhören will, weil ich gerade von ihr viel lernen kann.
Manchmal erkennen viele nicht, dass ich sein will wie Maria. Wie Maria die das Gute Teil gewählt hat.
Manchmal bin ich gerne wie Maria. Ganz im Hier und Jetzt. Im Moment. Erkennend, was wirklich wichtig ist.

Viel zu oft

Viel zu oft wache ich mit einem Puls von 180 auf. Hetze aus dem Bett springe unter die Dusche und gebe vollgas, weil noch so viel zu erledigen ist.
Viel zu oft hetze ich von einem Termin zum Nächsten. Schneide Zwiebeln und habe das Telefon zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt um noch eben schnell den Termin zu klären.
Viel zu oft quillt mein Terminkalender über und ich vergesse deswegen die Hälfte, weil es einfach viel zu oft ist.
Viel zu oft bin ich eine lichterloh brennende Fackel. Eine Fackel die viel zu hell brennt und sich selbst verzehrt. Eine Fackel die nicht daran denkt, dass sie, wenn sie so brennt, vergeht.
Viel zu oft sitze ich bis spät Nachts am Schreibtisch. Vom Kaffee wach gehalten und eigentlich zu müde um zu denken. Und denke dennoch in undenkbaren Zeiten.
Viel zu oft rotiere ich herum um es meinen Gästen recht zu machen. Ohne sie zu fragen, was sie wirklich brauchen. Ich schnibbel, koche, schenke ein und ärgere mich, dass alles an mir klebt.
Viel zu oft schaue ich auf die Marias der Welt. Die nur da sitzen. Ich schüttel viel zu oft den Kopf und ich ärgere mich viel zu oft.
Viel zu oft bin ich wie Marta. Überall und nirgends. Allen es recht machen wollend. Sich selbst vergessend und nicht erkennend, was wirklich wichtig ist.

und ich

Und ich, ich stelle fest. Ich bin beides. Ich bin Maria. Ich bin Marta. Ich bin der, der das Gute teil wählt und der der viel zu oft nicht das Gute teil wählt.
Viel zu oft habe ich Sorge und Mühe. Und manchmal wähle ich das Gute Teil. Das, was nicht von mir genommen werden soll.
Denn was wäre ich, wenn ich nicht irgendwo Kraft her bekommen würde. Ich wäre wohl irgendwann im Nichts gefangen. Ein funktionierender Zombie der nur agiert und nicht denkt.
Und so muss ich lernen auf dem Schlappseil des Lebens zu balancieren. Den Weg zwischen zuviel und zu wenig finden.
Und immer wieder erkennen, dass wir mehr Marias brauchen und weniger Martas.
Denn Maria spürt wann es die rechte Zeit ist. Wann es die rechte Zeit ist, sich für die wirklich wichtigen Momente zu nehmen. Und so schau ich, auf Marta und sehe was die Martas der Welt nicht sehen.

Was Marta nicht sieht

Marta sieht nicht, was Maria schon vorher alles gemacht hat, so dass Maria jetzt sich die Zeit für den Gast nimmt.
Marta sieht nicht, dass Jesus gar nicht von ihr will, dass sie ihn bewirtet.
Marta sieht nicht, dass sie das nur macht, weil sie denkt, dass sie das machen muss.
Marta sieht nicht, dass sie eine einmalige Chance dadurch verpasst, weil sie einfach nicht wartet was geschieht, sondern meint alles unter Kontrolle zu halten.
Marta sieht nicht, dass sie sich entspannen kann und die göttliche Wärme der Unterbrechung erleben darf.
Marta sieht nicht, dass Maria neben sich einen Platz freigehalten hat, so dass ihre Schwester sich zu ihr setzen kann, darf und soll.
Die Martas der Welt sehen oft nicht, was die Marias der Welt sehen:

Was Maria sieht

Maria sieht die Schönheit der Natur. Das göttliche Geschenk, welches um alles in der Welt bewahrt werden muss.
Maria sieht die Schüler die auf die Straße gehen, damit die Menschen umdenken und das göttliche Wunder der Natur sehen.
Maria sieht, wie wichtig es ist, sich eine Auszeit zu nehmen. Einfach das ticken der Uhr verlangsamen, bis es ganz aufhört und nur noch das Jetzt zählt.
Maria sieht die Schönheit einer Lachfalte im Auge im dämmernden Abendlicht. Unmittelbar bevor es zu Dunkel wird. Denn Maria nimmt sich die Zeit.
Maria sieht wie wichtig es ist sich Zeit zu nehmen für das Gegenüber. Denn sie erkennt im Gegenüber kann sich ihr Christus und somit Gott offenbaren.
Maria sieht, dass Christus ihr schon signalisiert, wann es zeit für Sorgen und Mühen ist, aber bis dahin sie das gute Teil wählen und genießen darf.
Maria sieht, dass Nachfolge nicht nur machen ist, sondern auch Vertrauen ist. Vertrauen darauf, dass Christus schon den Weg weisen wird.

Maria und Marta

Lk 10,38-
Lukas 10,38–42 LU
38 Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. 39 Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. 40 Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihnen zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll! 41 Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. 42 Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.
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