Ermahnt, ermutigt und tröstet einander

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Es ist ein Kennzeichen von echten Begegnungen, dass die gegenseitig sind. Einander, das gilt auch fürs Trösten, Ermutigen und Ermahnen - und es führt zu einer Kultur, wo Christen gewohnt sind, einander je nach Situation mit persönlichem, empathischen Zuspruch beizustehen. 21.Jan 2024 - FEG-LuzernSüd. www.fegluzernsued.ch/predigt

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Ermahnen?

Ich habe in einer Zeit an der STH Basel Theologie studiert, als Professor Külling noch lebte und Rektor war. Er war ein Pionier, ein Gründertyp und hatte diese Hochschule mit viel Leidenschaft in den 1970er Jahren aufgebaut. Professor Külling war ein strenger Mann. Es gab gewisse Regeln, die für uns Studenten galten - und wir achteten immer sehr darauf, dass er es nicht mitbekam, falls wir uns mal nicht regelkonform verhielten. Denn seine Ermahnungen waren gefürchtet.
Nun gut, eine wohlwollende Ermahnung ist ja eigentlich etwas sehr Gutes. Kürzlich erhielt ich Post mit einer Rechnung. Da stand drauf: “Es ist Ihnen vermutlich entgangen, dass die Rechnung xy noch nicht bezahlt wurde. Wir erlauben uns…” usw.
Wenn in der Bibel das Wort “ermahnen” steht, dann steckt da noch mehr dahinter, als “wohlwollend erinnern”. Mein Predigttext enthält dieses Wort… es wird aber in verschiedenen deutschen Bibelübersetzungen unterschiedlich wiedergegeben. Findest du heraus, wo das “Ermahnen” hier steckt?
1. Thessalonicher 5,11 NLB
Deshalb sollt ihr einander Mut machen und einer den anderen stärken, wie ihr es auch schon tut.
Sicher kommen wir der Sache näher, wenn wir uns noch andere deutsche Bibel-Übersetzungen anschauen.
1. Thessalonicher 5,11 (LU)
Darum tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut.
1. Thessalonicher 5,11 (HfA)
So ermutigt und tröstet einander, wie ihr es ja auch bisher getan habt.
1. Thessalonicher 5,11 (SLT)
Darum ermahnt einander und erbaut einer den anderen, wie ihr es auch tut!

Ermahnen, ermutigen und trösten!

Genau! Ermahnen geht zusammen mit ermutigen und trösten. Das ist im griechischen genau ein einziges Wort. Es heisst: jemanden zu sich rufen, bitten, ja sogar eindringlich bitten. Einladen und auffordern.
Ein Wörterbuch fasst es so zusammen: “Das Wort drückt überwiegend eine persönliche, oft emphatische Zuwendung aus.”
Flipchart: Ahornblatt zeichnen mit den drei begriffen “ermutigen, ermahnen, trösten”.
Als Jesus sich von seinen Jüngern verabschiedete - in seiner letzten Woche mit seinen Freunden zusammen - da sagte er:
Johannes 14,16 (NLB)
Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Ratgeber geben, der euch nie verlassen wird.
Jesus spricht vom Heiligen Geist (Joh 14,16). Und er nennt ihn Ratgeber. Das ist genau dasselbe Wort, wie unser Ahornblatt: ein Ermutiger, ein Ermahner, ein Tröster. Ein Anwalt, einer, der da ist, sich einsetzt, insistiert - ganz persönlich. Der Heilige Geist ist Gott, der sich uns zuwendet.

Einander?

Noch einmal zurück zu unserem Predigttext:
1. Thessalonicher 5,11 (NLB)
Deshalb sollt ihr einander Mut machen und einer den anderen stärken, wie ihr es auch schon tut.
Einander - einer dem anderen. Wechselseitig.
Wir haben als Gemeindeleitung letzten Herbst darüber nachgedacht: was ist eine heilende Gemeinschaft? In Jeremia 33, der Apostelgeschichte 4 und weiteren Stellen wurden wir fündig.
Wir realisierten: heilende Gemeinschaft ist ein Raum, wo Menschen von Jesus her berührt und befähigt beginnen, einander zu lieben, anzunehmen und zu vergeben.
Alles geschehe in Liebe - wie die Jahreslosung 2024 es sagt (1 Kor 16,14).
Und jetzt steigen wir in diese Einander-Serie ein. Hans und ich wollen da ganz viele verschiedene Themen aufgreifen: einander lieben, annehmen, vergeben. Einander Gastfreundschaft schenken, miteinander beten, einander ermutigen mit Lobpreis, einander achten und ehren, einander dienen.

Lydia: Biblestory Apg 16,11-15.40

Eine tolle Geschichte, die zeigt, wie das gegenseitige ermutigen, ermahnen und trösten in einer ganz jungen Gemeinde sofort dazu gehörte.
Paulus, Silas, Lukas, Timotheus und vielleicht noch andere setzten ihren Fuss zum ersten Mal auf europäischen Boden. Sie kamen in den Ort Philippi, das in der griechischen Provinz Mazedonien liegt.
Am Sabbat suchten sie Gläubige. Sie nahmen an, dass diese sich am Fluss ausserhalb der Stadt zum Gebet trafen. Tatsächlich waren einige Frauen hier. Sie setzten sich zu ihnen.
Lydia, eine Geschäftsfrau in der Modebranche, war dabei. Während sie Paulus zuhörte, öffnete ihr der Herr das Herz. Und sie liess sich - zusammen mit ihren Angehörigen in ihrem Haus - taufen.
Nun ermutigte, ja, ermahnte sie das Team von Paulus: “Wenn ihr überzeugt seid, dass ich wirklich zum Glauben an den Herrn gekommen bin, dann wohnt in meinem Haus.”
Hier blieben sie ein paar Tage, verbrachten aber auch Zeit in der Stadt. Dabei kam es zu einem Vorfall, der sie ins Gefängnis brachte - mit dem Resultat, dass der Gefängniswärter und seine Hausgenossen auch zum Glauben an Jesus Christus kamen. Die Leute aus der Stadt baten danach Paulus und sein Team eindringlich, die Stadt zu verlassen.
Bevor sie gingen, kehrten sie ins Haus von Lydia zurück. Hier trafen sie auf die Gläubigen und sie taten etwas Besonderes: sie ermutigen, ermahnten und trösteten sie!
Das “ermutigt, ermahnt, tröstet einander” kommt in dieser Geschichte voll zur Geltung. Es ist so natürlich. Nicht nur Paulus tut es zu den Gläubigen. Nein, auch Lydia tut genau das, als sie das Team zu sich ins Haus einlädt. Sie reden offen, wertschätzend und mit dem Wunsch, einander weiterzuhelfen.

Worum geht’s?

1. Thessalonicher 5,11 (NLB)
Deshalb sollt ihr einander Mut machen und einer den anderen stärken, wie ihr es auch schon tut.
Das “Stärken” ist hier ganz wichtig. Gemeint ist, einander aufzubauen. Weisst du, man kann einander auch von oben herab ermahnen. Man kann einander neidisch sein, vergleichen und dann sogar ganz schön formulieren: “Ich will dich ermutigen...” Davor warnt uns Gottes Wort zum Beispiel in Galater 5,26. Wenn es aber heisst: “ermahnt, ermutigt und tröstet einander”, dann soll das dazu dienen, den anderen aufzubauen.
Aufbauen tut man ein Gebäude. Man nimmt Materialien und Teile und setzt sie zusammen, um dann etwas Schönes und Grosses zu machen.
Wenn einer den anderen aufbauen soll, dann hat das ein Ziel: der andere soll näher zu Jesus kommen. Der andere soll heil werden, soll gesund werden, soll reif werden können. Einander stärken, damit wir fit sind, um den Glauben zu leben. Im Alltag. Um befähigt zu sein, eine gute Nachricht für unsere Mitmenschen zu sein. Stärken gibt Kraft! Wir brauchen das, um eine Gemeinde als Kraft zu sein.
Eigentlich geht es um Seelsorge. Es gibt die Gabe, andere zu ermutigen, zu ermahnen und zu trösten. Diese Gabe wird in einigen Bibelübersetzungen mit der Gabe der Seelsorge wiedergegeben. Seht:
Römer 12,8a (NLB)
Wenn du die Gabe hast, andere zu ermutigen, dann mach es auch!
Römer 12,8 (NGÜ NT+PS)
Wenn jemand die Gabe der Seelsorge hat, soll er anderen seelsorgerlich helfen.
Aber in unserem Predigttext 1 Thess 5,11 geht es nicht um Seelsorge von Profis zu Ratsuchenden, sondern um Seelsorge aneinander. Kümmert euch umeinander. Zeigt Interesse, macht euren Mund auf und sprecht aus: “Ich ermutige dich!”
Eine amerikanische Mega-Kirche änderte etwas ganz Entscheidendes: Sie begannen damit, Kleingruppen, Hauskreise zu gründen. Und einer der Hauptgründe war: die Seelsorge aneinander kann dort besser geschehen. Sonst sind die ausgebildeten Seelsorger überfordert bei einer so grossen Gemeinde…
Damit haben sie nur umgesetzt, was die Bibel immer wieder betont. Menschen sollen sich gegenseitig ermutigen, ermahnen und trösten können. Dazu braucht es einen Ort, wo das geschehen kann.

Wie kann ich das umsetzen?

1. Thessalonicher 5,11 (NLB)
Deshalb sollt ihr einander Mut machen und einer den anderen stärken, wie ihr es auch schon tut.
Wie Gott mir, so ich dir! Stelle dich immer wieder der Ermutigung, Ermahnung und dem Trost von Gott. Sei erfüllt mit dem Heiligen Geist, der dein Tröster, Ermutiger und Ermahner ist…
Sei Teil einer Gruppe, wo gegenseitiges Ermutigen, Ermahnen und Trösten stattfindet.
Hör zu wenn andere dich ermutigen, ermahnen und trösten.
Mach den Mund auf und sprich nicht durch die Blume. Wenn dein Motiv ist, den anderen zu stärken, dann sag das auch. Jesus hat wertschätzend konfrontiert.
Alles geschehe in Liebe. Aber Liebe kannst du nicht einfordern! Nur geben!

Was wäre, wenn...

Heilende Gemeinschaft soweit geht, dass wir immer bei Jesus andocken, und daraus ein natürliches, aufbauendes “einander-Verhalten” fliesst. Wenn wir mehr als freundlich zueinander sind, sondern mit echtem Interesse am anderen ihm seelsorgerlich (in diesem Sinn!) beistehen.

Vertiefung

Psalm 139,23–24 (NLB)
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne meine Gedanken. Zeige mir, wenn ich auf falschen Wegen gehe, und führe mich den Weg zum ewigen Leben.
Was sagt mir Jesus heute? Was mache ich damit?
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