Jahreslosung 2024

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Alles, was Ihr tut, geschehe in Liebe

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Alles, was Ihr tut, geschehe in Liebe

Einleitung

Die Jahreslosung steht in diesem Jahr am Schluss des ersten Korintherbriefes bei den letzten Anweisungen. So klingt sie auch.
Der erste Brief an die Korinther ist ein “Problembuch”. Ein Buch, dass die Probleme der Gemeinde im Korinth behandelt. Er ist also ein Brief, der auch heute in problemgeplagten Gemeinden dringend benötigt wird. Spaltungen, Parteinahme für einzelne Menschen, Unmoral, Rechtsstreitigkeiten, Eheprobleme, zweifelhafte Praktiken, Handhabung der Geistesgaben – all das wird in diesem Brief behandelt.
Aber man darf nicht meinen, dass es nur um Probleme ginge. Der Brief enthält auch das 1. Korinther 13, die schönste Abhandlung über Liebe nicht nur in der Bibel, sondern in der ganzen Literatur. Weiter stehen die beachtenswerten Lehren über die Auferstehung - sowohl über die Auferstehung Christi als auch unsere - 1. Korinther 15, die Vorschriften über das Abendmahl, 1. Korinther 11, und die Anweisung zur Beteiligung an der Sammlung für die Gemeinde in Jerusalem.
Ohne den ersten Korintherbrief wären wir sehr viel ärmer. Uns würde eine Schatzkammer praktischer Lehre fehlen.
Die Gemeinde in Korinth entstand durch die Heiden dort, weil die Juden das Evangelium damals ablehnten.
Paulus bekam ca. drei Jahre nach seinem Besuch in Korinth bei seiner zweiten Missionsreise einen Brief.
Nun hat Paulus auf diesen Brief geantwortet. In dem Brief geht es darum, eine verweltlichte und fleischlich gesinnte Gemeinde wieder zurechtzubringen, die jene Ansichten, Fehler und Handlungen auf die leichte Schulter nahm, die den Apostel so sehr beunruhigten. Moffatt hat es mit prägnanten Worten folgendermaßen ausgedrückt: »Die Gemeinde war in der Welt, wie es ja auch sein musste, doch die Welt war auch in der Gemeinde, was jedoch nicht so sein durfte.«
Weil solche Zustände in den Gemeinden heute nach wie vor verbreitet sind, ist der 1. Korintherbrief noch immer von Bedeutung.

Die Entstehung der Jahreslosung

Die Jahreslosung wurde vor drei Jahren schon für dieses Jahr ausgesucht. Das Procedere ist nicht ganz einfach, alle 28 Dachorganisationen in der ÖAB, der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen schlagen zwei Verse vor, die aus dem Bibelleseplan für das Jahr stammen müssen, dabei dürfen sie aber zehn Jahre lang keine Jahreslosung und kein Wochen- oder Monatsspruch gewesen sein. Danach werden alle Verse auf der Hauptversammlung erörtert und aussortiert, bis nur noch zwei Verse übrig bleiben. Der Vers, der am Ende genommen wird, wird durch die absolute Mehrheit bestimmt. Es ist daher ein Vers, der keinen Bezug zu einer aktuellen politischen Lage oder Bewegung hat. Die Jahreslosung soll kein politisches Statement abgeben.

Die Jahreslosung

1. Korinther 16,14 EÜ
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
Auch wenn der Vers kein politisches Statement abgeben soll, so ist er doch aktueller denn je. Gott hat also auch hier seine Finger im Spiel.

Die Situation

damals

Das alte Korinth befand (und befindet) sich in Südgriechenland westlich von Athen und lag strategisch günstig an den damaligen Handelsstraßen. Korinth war ein wichtiges Zentrum des internationalen Handels, sodass das Verkehrsaufkommen immens war. Wahrscheinlich aufgrund dessen war die Religion der Bewohner so entartet. Die Stadt war bald auch ein Zentrum widerwärtigster Formen der Unmoral. Dadurch wurde der Name Korinth zu einem Synonym für alles Unreine und Sittenlose. Der Ruf der Stadt war so schlecht, dass man aus dem Stadtnamen sogar ein Verb angeleitet hat: korinthiazomai was soviel bedeutete wie ein Lotterleben führen.
Paulus schrieb diesen Brief an “die Gemeinde Gottes in Korinth”. Das bedeutet, dass es keinen Ort auf der Erde zu geben scheint, der zu verdorben wäre als das dort nicht eine Gemeinde Gottes gegründet werden könnte. Die korinthische Gemeinde wird weiter beschrieben als die Gemeinschaft der »Geheiligten in Christus Jesus«.

heute

Heute gibt es viele Gemeinden auf der Welt. Sie sind alle verschieden und haben unterschiedliche Visionen. Manche haben vielleicht auch gar keine Vision und wissen nicht um ihre Stellung in der Welt, haben ihren Auftrag verloren oder noch nicht gefunden.
Wir leben in einer Zeit, in der eine Krise die nächste ablöst, oder sogar gleichzeitig auftritt. Das sollte uns Christen nicht überraschen, schließlich können wir davon in der Bibel lesen. Gott hat uns einen Fahrplan dagelassen. Was aber machen wir mit diesem Fahrplan? Erklären die Gemeinden ihn den Menschen, die Jesus nicht kennen und somit die Situationen nicht verstehen? Viele Gemeinden behalten diesen Fahrplan für sich. Aus Angst, ausgelacht zu werden, oder aus Unwissenheit über den Plan selbst, vielleicht sind auch selbst von der Angst gelähmt, weil sie selbst diesen Fahrplan gar nicht kennen.
Man nennt die Zeit auch die Zeit der Multikrise. Corona, Kriege, Erdbeben, Unwetter, Flüchtlingsströme, drohende Inflation, Klima-Krise, soziale Ungerechtigkeit beuteln uns. Jeder muss irgendwie sehen, wie er klarkommt.

Der Vers will...

… uns etwas sagen.
Paulus wollte der Gemeinde in Korinth etwas sagen. Es tat ihm leid, was in der Gemeinde passierte. Was in Korinth passierte.
Er schrieb ihnen einige prägnante Ermahnungen. Sie sollten ständig “wachen” und “im Glauben” feststehen. Weiterhin sollten sie “mannhaft” oder “mutig und stark” sein. Vielleicht dachte Paulus hier auch wieder an die Irrlehrer. Die Heiligen sollten immer aufmerksam sein, sollten keinen Millimeter ihres Glaubensterrains aufgeben. Sie sollten immer mit dem rechten Mut vorgehen. Und sie sollten “stark” in dem Herrn sein. Und in all dem sollten sie die “Liebe” zeigen. Das bedeutet, dass ihr Leben in Hingabe an Gott und andere Menschen geführt werden sollte. Es bedeutet, dass sie sich selbst hingeben sollten.
Was bedeutet das für heute? Diese Zeit der Krisen ist selbst eine Katastrophe. Egal wo wir hinschauen kriselt es. Und was machen die Menschen? Sie stressen sich. Wenn ich in Stress gerate, zum Beispiel bei einer wichtigen großen Veranstaltung, wo kein Fehler passieren darf, dann werde ich auch mal rauher in meinem Ton mit den anderen Mitarbeitern. Dann werden Anweisungen auch mal sehr deutlich vorgetragen. Das ist keine Absicht von mir. Aber ich stelle mir vor, dass jeder Fehler, der passiert, in meiner Verantwortung passiert, also quasi mir passiert. Dafür bin ich aber viel zu perfektionistisch. Daher wird mein Ton ganz automatisch rauher. Meine Mitarbeiter wissen das mittlerweile und sie wissen auch, dass es nichts persönliches ist. Nach der Veranstaltung habe ich sogar meistens vergessen, was passiert ist und bin wieder völlig normal.
Was mir hier passiert, das geht anderen auch so. Jesus hat das schon angekündigt:
Matthäus 24,12 NLB
Die Gesetzlosigkeit wird immer mehr überhandnehmen und die Liebe wird bei vielen erkalten.
Nun kann man den Vers so sehen, dass er nur für die Nichtchristen gesagt wurde. Aber wurde er das? Ich kenne Leute, die
Matthäus 6,33 (LU)
Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, ...
so hart ernst nehmen, dass sie so gesetzlich werden, dass sie die Liebe vergessen und jeden Fehler ankreiden. Es gibt zahlreiche Gemeinden, denen ihr Ruf in der Bevölkerung so wichtig ist, dass sie die Gesetzlichkeit über die Liebe stellen. Ich selbst bin geschieden. Meine Exfrau hat sich nur ein paar Monate nach der Hochzeit von mir getrennt und lebt seitdem mit Frauen zusammen. Nun gibt es Gemeinden, die mir daraus einen Strick drehen und mir zum Beispiel untersagen, das Abendmahl zu nehmen, oder sogar Leitungsaufgaben. Ich kann noch so begabt sein, aber dürfte meine Gaben nicht mehr einsetzen. Versteht mich nicht falsch, Fehlverhalten muss man ansprechen und beheben, aber die Frage ist, wie man es anspricht.
Was war noch mal das oberste Gebot?
Matthäus 22,37–39 BB
Jesus antwortete: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken.‹ Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Aber das folgende Gebot ist genauso wichtig: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.‹
Alle anderen Gebote gründen auf diesen.
Deswegen sollen wir alles in Liebe tun. Ιn der αγάπη, der göttlichen Liebe.
Unsere Motivation für alles soll sein, dass wir zuerst nach Gottes Reich trachten sollen. In diesem Reich gilt aber die αγάπη als oberstes Gebot.
Wenn wir uns daran halten, dann können wir Licht in dieser Welt sein. Licht in einer Welt, in der scheinbar alles dunkel und schwarz ist. Wir können aber nur Licht sein, wenn wir selbst nicht die dunkelsten sind. Unsere Liebe soll strahlen, nein, nicht unsere Liebe, sondern Gottes Liebe. Gottes Liebe durch uns.
Also egal wir wir sind, in der Gemeinde, auf der Arbeit, zu Hause, bei den Nachbarn, in der Schule, auf dem Spielplatz, beim Einkaufen, auf dem Weihnachtsmarkt, im Fußballstadion, Ihr merkt, worauf ich hinaus will, sollen wir Gottes Liebe ausstrahlen. deswegen sollen wir alles in Liebe tun. Gerade in dieser Zeit. Und deswegen ist dieser Vers so aktuell. Er soll uns daran erinnern, dass wir die Liebe in unseren Ermahnungen und Ermutigungen nicht vergessen dürfen.
Immer daran denken, dass auch der blöde Arbeitskollege oder Klassenkamerad oder Nachbar, ja sogar der Autofahrer, der uns gerade die Vorfahrt genommen hat, ein von Gott geliebter Mensch ist.
Diese Jahreslosung ist die beste Evangelisationsart, die wir haben.
Lasst uns deswegen alles in der Liebe, der αγάπη tun.
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