Lieber Timotheus ... (6)

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Einleitung

Reichtum und Glaube, eine schwierige Beziehung. Während Reichtum im AT als Segen Gottes gilt, man vergleiche mal die Geschichten über Abraham (Gen 17-20), Salomo (1. Kö 3,11-13; 2. Chr 9,22), Joschafat (2. Chr 17,5), und David sagte 1. Chr 29,12 “Reichtum und Ehre kommt von dir, du herrschst über alles.” - bekommt er im NT einen anderen "Beigeschmack”. Man denke nur an Jesu Gleichnisse vom Bauern (Lk 12), vom Schätzesammeln (Mt 6,19-33) oder der Gefahr, reich zu sein (Mk 10,23). Wenn Paulus vom Reichtum schreibt, meint er nicht Geld, sondern Gaben Gottes, die einem Christenmenschen gegeben werden (Rö 2,4; 9,23f; 11,33; Eph 1,7; 1,18b; 2,6f; uvm). Vielleicht wurde Martin Luther von dieser eher negativen Bewertung des weltlichen Reichtums zu folgender Aussage inspiriert: “Reichtum ist das geringste Ding auf Erden und die allerkleinste Gabe, die Gott dem Menschen geben kann. Darum gibt unser Herrgott gemeiniglich Reichtum den groben Eseln, denen er sonst nichts gönnt.”
Aber geht es bei Jesus oder Paulus um den Reichtum, oder doch eher darum, wie der Umgang mit ihm gestaltet werden soll? Geht es nicht eher um Geldgier und Zufriedenheit? Zufrieden zu sein mit dem, was Gott einem bereit hält?
Schauen wir mal, was Paulus zum Thema an Timotheus zu sagen hatte.
Wir lesen 1. Timotheus 6,6–12 “Die Frömmigkeit aber ist ein großer Gewinn für den, der sich genügen lässt. Denn wir haben nichts in die Welt gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns daran genügen lassen. Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis. Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen. Aber du, Gottesmensch, fliehe das! Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.”

Reichtümer

V 6-8:
Genügsamkeit/Selbstgenügsamkeit/Zufriedenheit, griech autarkia, ist eine wichtiges Prinzip bei den Stoikern, denen Paulus zugeneigt war. Es bedeutet, dass ein Mensch unabhängig von Äusserlichkeiten wird und so Zufriedenheit/Glückseligkeit findet.
Schon die alten Griechen wussten, dass Zufriedenheit nicht aus grossem Besitz kommt. Epikur: „Wem wenig nicht genügt, dem genügt nichts. Gebt mir ein Stück Gerstenkuchen und ein Glas Wasser, dann bin ich bereit, es an Glückseligkeit mit Zeus aufzunehmen.“ Und als er nach dem Geheimnis der Glückseligkeit und Zufriedenheit gefragt wurde, erwiderte er: „Den Besitztümern nichts hinzufügen, sondern die Wünsche verringern“.
Später schrieb Seneca: „Du kannst nicht mehr aus dieser Welt mitnehmen, als du in sie mitgebracht hast.“ Bei einem griech Dichter heisst es: „Nackt habe ich die Erde betreten; nackt werde ich sie verlassen.” Ein span Sprichwort sagt: “Das Leichentuch hat keine Taschen”.
Bedeutet das nun, dass ein Christ arm sein und bleiben sollte? Nein, weder Jesus noch einer der Briefautoren war dieser Meinung. Es geht darum, sich zu genügen, mit dem, was Gott dir gegeben hat und nicht dem Geld hinterherjagen.
in Vers 5 verurteilt Paulus jene, die mit dem Glauben Geld verdienen wollen. Dem gegenüber stellt er den Reichtum, den Gott jedem Christen bereit hält: Gnade, Erlösung, Weisheit, Erkenntnis usw.
Jesus plädierte dafür, dass der Mensch sich auf das konzentriert, was bleibt, was ewig Wert hat. Das ist der Punkt. Es gibt nur Weniges, das wir aus dieser Welt mitnehmen können: Uns selbst, die Erlösung, unsere Beziehung zu Gott
Daher besteht unsere Aufgabe in dieser Welt, dem ewigen Reichtum nachzujagen, und nicht dem Geld. Was aber könnte passieren, wenn wir unsere Konzentration auf irdischen Reichtum legen?
Gefahr der Habsucht V9-10
Die Betonung legt Paulus hier auf “…reich werden wollen ...”. Also das intensive Bestreben, reich zu werden, dem alles andere untergeordnet wird. Im Volksmund sagt man dazu “über Leichen gehen”. Die Geldgier ist der Stolperstein, die grosse Versuchung, nicht das Geld an sich.
Das ist schon lange bekannt. Demokrit meinte mal: “Geldgier ist die Hauptursache alles Bösen”. Und Seneca schreibt vom “ …Wunsch nach dem, was uns nicht gehört, auf den alles Böse zurückgeht.” Das erinnert uns doch stark an die zwei letzten der Zehn Gebote, nicht zu stehlen und nicht zu begehren Frau, Besitz udn Vieh des Nachbarn.
Und genau das ist es, wovor Paulus warnt: Geldgier verführt zu allerlei Ungerechtigkeit, der Mensch entfernt sich von Gott und der Erlösung und versinkt in “Verderben und Verdammnis”.
Bei diesem Thema denke ich auch immer an die vielen Menschen, denen heute, ganz aktuell, von Betrügern das Geld aus den Taschen gezogen wird mit dubiosen Angeboten zum Wertpapierhandel. Habt ihr auch schon emails bekommen, wo irgendein Promi anscheinend eine Neue Methode gefunden hat, sehr viel Geld in kurzer Zeit zu verdienen? So 1000.- und mehr am Tag? Und schon ist die Gier geweckt. Der einzige, der daran aber verdient, ist der Betrüger.
Ja, wenn der Mensch Geld an Gottes statt stellt, ist er verloren. Was sagt nun der Apostel, wie Timotheus damit umgehen soll?

Der Neue Weg

Der Weg zu Gott V11-12
In den Versen 11 und 12 ermahnt er Timotheus, auf was er seinen Blick richten soll, im Gegensatz zu jenen Irrlehrern aus Vers 5 und jenen aus Vers 10.
Nämlich treu und stark zu sein angesichts der Gefahren und Schwierigkeiten.
Vers 12 ist dabei zentral: Agonie - “Kämpfe” bedeutet hier höchste Anstrengung zu gewinnen (aus dem Militär und dem Sport). Dabe ist der “gute Kampf des Glaubens” die geistliche Auseinandersetzung mit dem Reich der Finsternis, das mit allerlei Versuchung und Verführung den Christen zu Fall bringen will.
Der Preis des Kampfes ist das ewige Leben, zu dem alle Nachfolger Christi berufen sind. Es ist ihr aller Preis, es ist unser Preis.
Ein wichtiger Schritt dazu ist Genügsamkeit. Lassen wir uns Seiner Gnade genügen, und unabhängig werden von den Gabenund Äusserlichkeiten dieser Welt. Du willst den Versuchungen widerstehen? Werde unabhängig von den Dingen der Welt. Du willst den Betrügern dieser Welt nicht auf den Leim gehen? Sei genügsam und zufrieden mit dem, was Gott dir gibt.
Machen wir uns lieber abhängig von Christus, von Seiner Erlösung, damit wir stark und treu den Kampf gewinnen können, den Siegeskranz entgegen nehmen und das ewige Leben gewinnen werden.
So Gott will und mit Seiner Hilfe. Amen.

Anhang

Weitere Zitate:
Ijob 1,21 “und sprach: Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt! –”
Spr 30,7–9 “Zweierlei bitte ich von dir, das wollest du mir nicht verweigern, ehe denn ich sterbe: Falschheit und Lüge lass ferne von mir sein; Armut und Reichtum gib mir nicht; lass mich aber mein Teil Speise dahinnehmen, das du mir beschieden hast. Ich könnte sonst, wenn ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der Herr? Oder wenn ich zu arm würde, könnte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen.”
Ps 49,17–18 “Lass es dich nicht anfechten, wenn einer reich wird, wenn die Herrlichkeit seines Hauses groß wird. Denn er wird nichts bei seinem Sterben mitnehmen, und seine Herrlichkeit wird ihm nicht nachfahren.”
Koh 5,15 “Das ist ein böses Übel, dass er dahinfährt, wie er gekommen ist. Was hilft’s ihm denn, dass er in den Wind gearbeitet hat?”
2. Kor 12,9 “Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne.”
Shakespeare, Heinrich VI, 3. Aufzug, 1. Szene:
“ZWEITER FÖRSTER. Bist du ein König, wo ist deine Krone? KÖNIG HEINRICH. Im Herzen trag' ich sie, nicht auf dem Haupt, Nicht mit Demanten prangend und Gestein, Noch auch zu sehn: sie heißt Zufriedenheit, Und selten freun sich Kön'ge dieser Krone.”