»Nein, Gott heilt nicht...«

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Jakobus sagt, dass jede gute Gabe vom Himmel kommt - und nicht von anderswo. Aber kommen vom Himmel her, also von Gott, nur Geschenke, die wir als angenehm empfinden und als “gut und vollkommen” bezeichnen würden? ‌ Die Frage ist also, ob Gott auch Gaben schenkt, die wir als unangenehm oder als nicht-gut, als schlecht empfinden. Die heutige Predigt soll diese Frage beantworten.

Notes
Transcript

Einleitung (Problematisieren)

Ich möchte eingangs einen wunderschönen Lobpreis Gottes verlesen (GL327 singen):
Ps 103, 1-6 ReÜ “Preise den HERRN, meine Seele, und all mein Inneres seinen heiligen Namen! Preise den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht alle seine Wohltaten! Der da vergibt alle deine Sünde, der da heilt alle deine Krankheiten. Der dein Leben erlöst aus der Grube, der dich krönt mit Gnade und Erbarmen. Der mit Gutem sättigt dein Leben. Deine Jugend erneuert sich wie bei einem Adler. Der HERR verschafft Gerechtigkeit und Recht allen, die bedrückt werden.”
Was für ein schöner Text. Was für ein richtiger Text. David befiehlt sich selbst, sich an die Wohltaten zu erinnern, mit denen er von Gott beschenkt wurde. Seele, erinnere dich nicht nur an das Gute, sondern auch daran, dass es von Gott kommt. So wie Jakobus formuliert: Jak 1, 17 ReÜ: “Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter[…]”.
Aber… ist das immer so? Jakobus sagt, dass jede gute Gabe vom Himmel kommt - und nicht von anderswo. Aber kommen vom Himmel her, also von Gott, nur Geschenke, die wir als angenehm empfinden, also “Wohltaten”? Ist er auch verantwortlich für Dinge, die wir als unangenehm oder als schlecht empfinden? Die heutige Predigt soll diese Frage beantworten.
Manchmal zeigt sich ein unscharfes Denken auch in einer unscharfen Sprache, häufig absolut unbewusst und unabsichtlich. Da passiert jemandem, möglicherweise einem gläubigen Menschen, etwas unangenehmes, ein Leid oder eine Bedrängnis entstehen und wir sprechen dann davon, dass Gott dies “zugelassen” hat und dass auch “dies über Gottes Schreibtisch gegangen ist”. Die Aussagen sind richtig, aber beschreiben sie damit alles?
Ich denke, wir sollten hier nicht mit philosophischen Modellen antworten, sondern ein paar Bibelstellen miteinander studieren, denn in der Bibel offenbart sich Gott. Was er über sich sagt, dass soll unser Bild von ihm prägen.

Hauptteil (Informieren)

Der Blindgeborene

Johannes 9,1–3 ReÜ 1985
1 Und als er vorüberging, sah er einen Menschen, blind von Geburt.2 Und seine Jünger fragten ihn und sagten: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren wurde?3 Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbart würden.
Wie wissen nicht, wie alt dieser Mann war. Er wird nicht mehr als junger Mann bezeichnet und später, als man seine Eltern zur Rede stellt, sagen sie, dass er mündig und alt genug sei, für sich selbst zu sprechen. Nehmen wir an, dass er 15 oder eher 25 Jahre und mehr alt war.
Seit seiner Geburt war er blind. All diese Jahre, möglicherweise mehrere Jahrzehnte, konnte er nicht sehen und musste sich seit langem seinen Lebensunterhalt durch Betteln verdienen, er war täglich auf Almosen angewiesen.
Und die Jünger fragen Jesus: Wer trägt dafür die Verantwortung? Und Jesus zeigt nicht etwa auf irgendwelche Verfehlungen von ihm oder seine Eltern, sondern sagt in Vers 3 NeÜ: “Er ist blind, damit Gottes Macht an ihm sichtbar wird.”
Jesus zeigt dann die Macht Gottes, indem er ihn heilt. Das ist ein großer Aufreger unter den Leuten und es entsteht unter den Menschen und der religiösen Schicht eine heiße Diskussion. Aber es geht mir heute nicht um die Heilung oder die Diskussion; es geht um die Tatsache, dass dieser Mensch einige Jahrzehnte lang gelitten hat, tagein und tagaus - und Jesus sagt: Das musste sein, damit sich heute Gott verherrlichen kann.
Kam diese Krankheit und das Leid von Gott?
Wenn wir ganz genau hinschauen, dann stellen wir fest, dass nicht gesagt wird, dass die Krankheit von Gott kam. Jesus sagt nicht: “Ihn hat mein Vater extra krank zur Welt kommen lassen, damit er verherrlicht werde…”
Es wäre durchaus naheliegend, dass es genau so war, aber es steht einfach nicht exakt da. Man könnte die Stelle auch so verstehen, dass Gott nur das ohnehin vorhandene Böse für seine Zwecke nutzt.
Hat Gott also das Böse verursacht oder nur genutzt? Ich will und muss das zu dieser Bibelstelle nicht final beantworten. Und doch rüttelt dieses jahrzehntelange Leiden an unserem Gottesbild, oder? Der recht bekannte Schriftsteller C.S. Lewis überlegt in seinem Buch “Über den Schmerz”:
“Wenn Gott gut wäre, würde er seine Geschöpfe vollkommen glücklich machen wollen; und wenn Gott allmächtig wäre, würde er imstande sein zu tun, was er will. Nun aber sind die Geschöpfe nicht glücklich. Darum fehlt es Gott entweder an Güte oder an Macht oder an beidem. Dies ist, auf die einfache Formel gebracht, das Problem des Schmerzes” (C.S. Lewis. Über den Schmerz. Gießen/Basel: Brunnen, 2007:23).
Da Gott die Liebe ist und allmächtig ist, lasst es uns ganz klar sagen: Gott hat mindestens erlaubt, dass dieser Mann blind geboren wurde, um zu leiden, bis zu dem Tag, an dem Jesus an ihm vorübergeht und die Jünger ihn zu dem Blindgeborenen hin befragen. Was wäre denn passiert, wenn die Jünger nicht gefragt hätten? Reine Spekulation… nicht wenige sehen aber in allem die Führung Gottes, der Fachbegriff „Vorsehung”: der Heidelberger Katechismus von 1563 definiert „Vorsehung” so:
Die allmächtige und allgegenwärtige Kraft Gottes regiert die Welt so, dass uns nichts aus Zufall, sondern alles aus seiner väterlichen Hand zukommt (Kurzfassung von ANP, Frage 27; Link: https://www.heidelberger-katechismus.net/8027-0-227-50.html)
Dies ist guter reformierter Glaube. Wir müssen möglicherweise gar nicht fragen, ob Gott die Krankheit gemacht, zugelassen oder nur genutzt hat. Sie ist Teil seiner willentlichen Vorsehung zur Erreichung seiner Ziele.

Lazarus ist krank und stirbt

Lasst uns hierauf aufbauend ein zweites Ereignis des Neuen Testamentes betrachten,:
Johannes 11,1–3 ReÜ 1985
1 Es war aber einer krank, Lazarus, von Betanien, aus dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta.2 Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl salbte und seine Füße mit ihren Haaren abtrocknete; deren Bruder Lazarus war krank.3 Da sandten die Schwestern zu ihm und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du liebhast, ist krank!
Jesus liebte alle drei: Maria, Marta, Lazarus (s. V. 5). Die Schwestern rufen ihn um Hilfe, weil ihr Bruder sehr krank war und sie an Jesus glaubten.
Drei Leute leiden. Und was tut Jesus?
Johannes 11,6 ReÜ 1985
6 Als er nun hörte, daß er krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war.
Statt sofort loszurennen, bleibt Jesus noch ein paar Tage vor Ort! Er zieht das Leiden zeitlich in die Länge. Und gesundheitlich wird es immer schlimmer, so dass Lazarus stirbt. Laut V. 17 kommt Jesus erst in die Nähe des Ortes, wo die Familie wohnt, als der Verstorbene bereits seit vier Tagen in der Gruft liegt. Marta sieht ihn und sagt: “Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben”. Kurze Zeit später trifft die andere Schwester, Maria, ihn und sagt dasselbe.
Ihr wisst, dass Lazarus dann vom Vater im Himmel wieder zum Leben auferweckt wird. Etliche Leute bekehren sich. Das ist das Happy End dieses Ereignisses. Aber warum hat das Ganze stattgefunden? Warum all das Leid?
Johannes 11,4 NeÜ
4 Als Jesus das hörte, sagte er: „Am Ende dieser Krankheit steht nicht der Tod, sondern die Herrlichkeit Gottes. Der Sohn Gottes soll dadurch geehrt werden.“
Diese drei Gläubigen leiden also mehr als eine Woche lang zutiefst, und warum? Weil es um die Herrlichkeit Gottes geht und dass Jesus Christus geehrt wird. Die Ehre Gottes steht stets über allem anderen. Das ist auch Ausdruck seiner Majestät.
Und weil Gottes Ehre über allem steht, kann dies auch bedeuten, dass ein Mensch leiden muss, selbst der anscheinend gar nichts strafenderes getan hat.

Hiob

Einleitung

Wie kann Gott zulassen, dass ein Gerechter leidet? Gott hat uns bereits vor mehreren Jahrtausenden das biblische Buch Hiob gegeben, in dem wir hineingenommen werden in das Leiden eines Menschen - und die Frage, warum er leidet. Das Spannende an diesem Buch ist, dass dieses Buch eine andere Antwort gibt als die Frage es eigentlich zu fordern scheint. Darauf und auf vieles mehr, was das Buch lehrt, werde ich mal auf einem Bibelwochenende eingehen; wer Interesse hat, kann sich bei mir melden. Heute soll es nur um die Frage gehen, ob Gott für Leid im Leben von Menschen verantwortlich ist.
Lasst uns hierzu den Blick auf den sogenannten Prolog werfen, d.h. die ersten beiden Kapitel des Buches.

Der Charakter Hiobs

Um die volle Wucht der Botschaft des Buches zu verstehen und um es überhaupt richtig auslegen zu können, ist wichtig zu verstehen, wer der traurige Protagonist des Buch namens Hiob ist. Er ist ein Mann, ein Ehemann, ein Vater und er ist sehr reich. Dem Verfasser des Buches ist aber wichtiger als diese Dinge: der Charakter Hiobs, sein Wesen, seine Persönlichkeit.
Ijob 1,1 ReÜ 1985
1 Es war ein Mann im Lande Uz, sein Name war Hiob. Und dieser Mann war rechtschaffen und redlich und gottesfürchtig und mied das Böse.
Der Buchautor nennt vier Eigenschaften von Hiob: eine besser als die andere.
Lest bitte Vers 8 - mit welchen Eigenschaften beschreibt Gott ihn dort? Genau, mit denselben Eigenschaften wie am Buchanfang: “Ein Mann, rechtschaffen und redlich, der Gott fürchtet und das Böse meidet.”
Und wie wird er in Kapitel 2 Vers 3 beschrieben? Genau mit denselben vier schönen Eigenschaften!
Nun, das Buch Hiob ist sehr lang, vielen ist es viel zu lang. Aber dennoch ist es sehr interessant, dass diese vier Eigenschaften gleich in den beiden einleitenden Kapiteln dreimal benannt werden. Der Autor will, dass wir verstehen, wer Hiob ist - dass da kaum noch “Luft nach oben” ist, wie man sagt: Der Mann ist ein geistlicher Held, ein Vorbild, ein Glaubensmann.

Was geschieht?

Der Prolog berichtet dann ferne von etwas, was man bis heute “Hiobsbotschaften” nennt: Nach und nach kommen Boten zu Hiob und berichten ihm von
drei Schlägen in wirtschaftlicher Hinsicht,
einem Schlag in familiärer Hinsicht,
einem Schlag in gesundheitlicher Hinsicht und
einem mehrfachen Schlag in ehelicher Hinsicht.
Er verliert wirtschaftlich:
500 Gespanne Rinder / 500 Eselinnen und ungezählte Esel (1,14)
7.000 Schafe (1,16)
3.000 Kamele (1,17)
eine sehr große Zahl an Knechten
Er verliert in familiärer Hinsicht
sieben Söhne und
drei Töchter, alle schon erwachsen mit eigenen Haushalten
In gesundheitlicher Hinsicht
wird er von Kopf bis Fuß mit bösen Geschwüren geplagt,
die er mittels Tonscherben auskratzt (1,7-8).
Der Schlag in ehelicher Hinsicht
ist für mich der schlimmste: Hiob verliert im gewissen Sinne seine Frau:
Sie stirbt nicht etwa, sondern fällt ihm in den Rücken Hiob 2,9 “Da sagte seine Frau zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Vollkommenheit? Fluche Gott und stirb!” Sie, die doch genauestens wusste, dass er einen vollkommenen Charakter hatte, behauptet nun das Gegenteil. Und sie fordert zur Blasphemie auf: Also Gott zu fluchen. Und sie wünscht ihm den Tod herbei. Kein Beistand, sie hat nicht, wie seine Freunde, etwa Mitleid… Es wäre einfacher für Hiob gewesen, wenn seine Frau genauso wie seine zehn Kinder gestorben wäre, aber dieser Schlag ist dadurch um so intensiver, dass sie ihm derart in den Rücken fällt.

Warum geschieht es?

Nun wissen wir, was geschieht und wem es geschieht. Nun möchte ich noch betrachten, warum es geschieht, und dann kommen wir zu unserer Ausgangsfrage zurück. Die Ausgangsfrage war: Wir sind gerne bereit, das Gute von Gott anzunehmen, aber wie steht es mit dem Bösen? Kommt das auch von Gott? (Ja, die Bibelkenner dürfen gerne wegen der bewussten Anspielung auf eine Aussage von Hiob gerne lächeln).
Der Leser des Buches Hiob erfährt gleich zu Beginn des Buches, warum der arme Hiob derart leiden muss. Nicht etwa, weil Gott oder ein Engel dem Hiob diese Erklärung zukommen lässt - nichts im Buch Hiob deutet auch nur an, dass Hiob je erfahren hat, warum er leiden musste. Nichts.
Aber der Autor des Buches erklärt es uns:
Ijob 1,6–8 ReÜ 1985
6 Und es geschah eines Tages, da kamen die Söhne Gottes, um sich vor dem HERRN einzufinden. Und auch der Satan kam in ihrer Mitte.7 Und der HERR sprach zum Satan: Woher kommst du? Und der Satan antwortete dem HERRN und sagte: Vom Durchstreifen der Erde und vom Umherwandern auf ihr.8 Und der HERR sprach zum Satan: Hast du acht gehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es gibt keinen wie ihn auf Erden – ein Mann, so rechtschaffen und redlich, der Gott fürchtet und das Böse meidet!
Da findet vor Gott eine Versammlung statt. Uns eigenartigerweise darf sogar Satan bei dieser Konferenz dabei sein. Mich erinnert das irgendwie an eine Konferenz mit verschiedenen politischen Vertretern, die in der Pause im Raum verteilt stehen und verschiedene Leute miteinander sprechen.
Ist euch aufgefallen, dass Gott die Initiative ergriff, und Satan auf Hiob aufmerksam macht? “Hast du acht gehabt…?” Satan war auf der Erde umhergestriffen und hat sich alles angeschaut - und einer war darunter, über den sich der Widersacher Gottes, der Satan, nicht freuen konnte. Hiob. Und genau auf dieses Vorbild spricht Gott ihn an. Und er nennt nicht nur den Namen, sondern er listet die vier positiven Eigenschaften auf.
Kleiner Gedankenexkurs: 1Petr 5,8 sagt, dass Satan immer noch auf der Erde umhergeht und sich die Menschen mit böser Motivation genau anschaut. Könnte Gott ihn auf der nächsten Konferenz auf mich oder dich hinweisen....? Hast du acht gehabt auf… so rechtschaffen, so redlich, so gottesfürchtig, so sehr das Böse meidend… Vielleicht kann Dich eine Medidation über die Ereignisse in Hiob 1 und 2 motivieren, daran etwas in der Kraft des Heiligen Geistes zu ändern.
Jedes Erwähnen von Hiobs Namen und den einzelnen Eigenschaften ist so etwas wie eine verbale Ohrfeige für Satan: Der hasst nämlich nichts mehr, als wenn ein Mensch rechtschaffen / redlich/ gottesfürchtig ist und das Böse meidet - Satan will bei allem das Gegenteil, das ist seine Motivation, seine Mission, sein Ziel und in nichts hat Satan bei Hiob großen Erfolg.
Satan wendet nun ein, dass Hiob nur so toll sei, weil Gott ihn ja mit soviel Reichtum und Lebensglück beschenkt habe. Daraufhin erlaubt Gott dem Satan: “Siehe, alles, was er hat, ist in deiner Hand” (1,12).
Und nachdem der Reichtum von Satan geraubt wurde, kommt es zu einer weiteren Konferenz, alles ist wie beim ersten Mal, nur dass Satan jetzt sogar die Hand an Hiob selbst legen darf: Satan führt daraufhin Schläge an Hiobs Gesundheit und durch Hiobs Ehefrau aus, die ja sein Fleisch ist.
Wie gesagt, hier kann noch so viel Lehrreiches, Wegweisendes und Tröstendes herausgearbeitet werden - aber nicht heute. Meldet Euch, falls Ihr Interesse an dem Bibelwochenende haben solltet.

Wer trägt die Verantwortung?

Uns geht es um die Frage: Jakobus sagt, dass alles Gute von Gott kommt. Aber woher kommt das Böse?
Die antike Philosophie hat sich auch mit der Frage beschäftigt. Manchmal ging man von vielen Göttern aus, z.B. die Griechen, manchmal von keinem Gott… aber immer wieder fragte man sich: Wie sieht das Verhältnis von Gut und Böse aus? Das kann man mit dem Wert Dualismus umschreiben: Zwei Grundelemente, die voneinander unabhängig aber doch aufeinander bezogen sind. In der chinesischen Philosophie spricht man von Yin und Yang.

Die beiden Katzen

Ich möchte ein Bild verwenden: Gut und Böse sind wie zwei Katzen,. eine weiße und eine schwarze. Und diese Katzen raufen miteinander. Sie wälzen sich über- und untereinander, kugeln und kullern durch die Gegend. Für den außenstehenden Zuschauer ist mal die weiße Katze oben, bis die schwarze Oberhand gewinnt und dann ist die schwarze solange oben, bis es zum nächsten Wechsel kommt.
Ist das die biblische Beschreibung, wie es mit Gut und Böse ist? Sind Jahwe und Satan möglicherweise wie die beiden Katzen ständig am Raufen, und mal ist Jahwe “oben” und das Gute geschieht, und dann unterliegt er zeitweise dem Staan und das Böse geschieht?
Nein, nein und nein! Einfaches Bibellesen hilft gegen solche charmanten Phantasien und Philosophien. Es wäre ein Leichtes zu sagen, dass Gott eigentlich helfen wollte, eigentlich dem Hiob nichts Böses wollte, eigentlich nur das Gute im Sinn hat - aber dass da ja “die Sünde in der Welt sei” und “Satan halt erst in der Zukunft gefangen und in den Feuersee geworfen wird” und wie es bis dahin halt hinnehmen müssen, dass der sein Unwesen treibt.
Auch wenn die einzelnen Aussagen durchaus stimmen, so ist doch das zusammenfassende Ergebnis total falsch. Gott unterliegt niemals und nirgends auch nur für den Bruchteil eines Bruchteils einer Millisekunde dem Satan. Er ist der Souverän, der Allmächtige, er setzt alles um, was er sich vornimmt (Eph 1,11b), er kann alles und für ihn ist kein Vorhaben undurchführbar (Hiob 42,2).

Wer ist denn nun verantwortlich?

Wir sahen die zwei Himmelskonferenzen. Wir stellten fest, dass es jedesmal Jahwe ist, der die Initiative ergreift und Satan auf den feinen Charakter Hiobs hinweist. Und weil er der Souverän ist, ist er es auch, der Satan erlaubt, Hand an Besitztum und an Hiob zu legen. Er hätte auch Nein sagen können. Er hat es erlaubt.
Verantwortlich für das Leid, das Hiob erfährt, ist Gott. Das sagt das Buch Hiob sogar selber! Lest Hiob 42,11 “Da kamen zu ihm all seine Brüder und all seine Schwestern und alle, die ihn früher gekannt hatten. Und sie aßen mit ihm Brot in seinem Haus, und sie bekundeten ihm ihre Teilnahme und trösteten ihn wegen all des Unglücks, das der HERR über ihn gebracht hatte.”

Schlussteil (Transfer)

Wozu geschieht es?

Wir haben oben gefragt, warum Hiob leiden muss. Und wir haben die Begegnungen Jahwes mit Satan als Grund benannt. Aber wir kommen der Sache viel näher, wenn wir fragen: Wozu musste Hiob leiden?
Es geht um Gottes Namen. Wenn er verherrlicht wird, dann ist es genug.
So sah auch Jesus seine Leiden: nicht mein Wille, sondern der deine: ich will dich verherrlichen.
Ihr Lieben: Leid zu tragen und zu ertragen ist in unserer Gesellschaft und in unserem Leben nicht besonders populär. Über dieses Thema zu predigen, ist ebenfalls nicht populär. Die Leute möchten in ihrem Leid Seelsorge erfahren, vielleicht Therapie. Wenn aber ein Prediger über das Thema predigt, dann bitte nach dem Modell “Krise-und-Rettung”.
Der Blindgeborene wurde sehend: Krise und Rettung; Lazarus lebte noch Jahre unter seinen Schwestern und Dorfgenossen (Krise und Rettung) und auch Hiob hat am Ende mehr zurück erhalten, als er verloren hatte. Krise und Rettung, immer ein Happy End.
Und wie erging es Jesus auf der Erde und am Kreuz? War das auch ein Geschehen nach dem Muster “Krise und Rettung”?
Ging es ihm um seine eigene Rettung? Geht es bei den anderen geschichtlichen Ereignissen hauptsächlich um Heilung, Auferstehung und Rückkehr von Wohlstand und Familienidylle?
Heute ging es darum unser Gottesbild biblisch zu eichen. Leid im Leben eines Menschen kann mit Sünde zu tun haben, muss es aber nicht. Weder der Blindgeborene, noch seine Eltern, noch der geliebte Lazarus, noch der vorbildliche Hiob, noch unser Herr am Kreuz hatten durch ihr Leben das Leid verursacht. Es war Gott, der das Ziel hatte, sich in dem Leid der seinen zu verherrlichen. Menschen leiden, damit er verherrlicht wird.
Bevor Dein Stolz schreit: “Was erlaubt der sich eigentlich?” bedenke, dass er diesen Weg des Leides selber gegangen ist: an nicht weniger als das erinnern wir uns Sonntag für Sonntag im Mahl des Herrn.
Der Töpfer kann mit seinem Ton tun, was er möchte (Röm 9,21). Und er ist, wie bei Hiob, nicht verpflichtet, seinem Geschöpf zu erklären, was er vorhat. Vielleicht läuft gerade wieder eine Wette im Himmel über die Frage, ob du den Geber der Gaben mehr liebst als die Gaben. Vielleicht wirst du durch schwere Zeiten gehen und dein Leid nicht verstehen.
Lasst uns aus diesen geschichtlichen Ereignissen lernen: Gott liebt es, dem Menschen „Freude in Fülle” zu schenken, aber dies ist nicht seine oberste Mission. Wichtiger als das ist das, was Jesus in seinem Mustergebet am Anfang nennt „geheiligt werde Dein Name”. Mit „Name” sind nicht die Buchstaben JHWH gemeint, sondern die Gesamtheit des Wesens Gottes. Dieses soll vor allen Menschen und den himmlischen Mächten geheiligt werden, es soll ohne Trübung und ohne Einschränkung gelobt, gepriesen und verherrlicht werden. Und wenn Er dafür einen Menschen blind zur Welt kommen lässt, seine Freunde leiden lässt, oder Hiob fast alles nimmt, was er hat, und alle sich danach sehnen, dass „dieser Kelch an ihnen vorüber gehen solle”…. dann soll dennoch sein Wille geschehen. Gerade darin drückt sich seine Majestät aus. Wir leiden, und möglicherweise tun wir das bis zum Ende unseres irdischen Daseins. Lasst uns uns dennoch und gerade dann an IHN klammern, dem diese Sache weder entgangen noch entglitten ist, sondern der sie in seiner Vorsehung so geführt hat.

Übung 1

Ich möchte Euch helfen, Euer Gottesbild am biblischen Befund auszurüsten und zu schärfen, damit Ihr nicht einer Täuschung über Gott unterliegt und nachher enttäuscht werdet.
Daher biete ich Euch eine Übung an: Ihr müsst bei mir nichts abgeben, aber vielleicht wollt Ihr Euch im Hauskreis oder mit anderen darüber unterhalten. Die Aufgabe ist simpel:
Studiere den Text 2Kor 1,3-8.
Dir wird auffallen, dass zwei Wörter sehr häufig vorkommen. Markiere sie mit unterschiedlichen Buntstiften.
Sinne anschließend darüber nach,
in welchem Verhältnis diese beiden Begriffe zueinander stehen,
was sie mit dem Predigtthema zu tun haben und
was wir über Gottes Umgang mit uns Menschen daraus lernen können.

Übung 2

Außerdem lege ich hier vorne eine kurze, unvollständige Liste von Bibelstellen aus. Diese zeigen auf, dass auch die für uns Menschen unangenehmen Dinge von Gott kommen.
Gerne nimmst du Dir ein Blatt und studierst diese Stellen.

Abschluss

Beide Bibelstudium soll dich festigen in Deinem Glauben, auf dass Du -wie Hiob- in allen schweren Situationen ausrufst:
Ijob 2,10 ReÜ 1985
10 Er aber sagte zu ihr: Wie eine der Törinnen redet, so redest auch du. Das Gute nehmen wir von Gott an, da sollten wir das Böse nicht auch annehmen? Bei alldem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen.
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